Was für ein Schloss?

Zerstörungsfreie Schlossöffnung, Fragen zu den verschiedenen Werkzeugen und freier Informationsaustausch

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Retak
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Retak »

Diese Konstruktion der Kupplung ist eine Erfindung von Sylvester Wöhrle von der Firma Hahn. Sie ist die Urversion der Schliessbartkupplungen in den Profilzylindern und wurde früher von nahezu allen Herstellern zeitweilig verwendet.

fripa10
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von fripa10 »

Diese EVVA wurden in der DDR gefertigt, ob man sie auch anderenorts parallel dazu gefertigt hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Schloßfabriken von EVVA waren in der DDR in Leipzig und Ost-Berlin. Die Bestiftung war, wie Rückwärts-Kater schon schrieb, drei Vollstifte + 2 Hantelstifte. Ich habe bei diesen EVVA mehrere Ausführungen bei den Hantelstiften vorgefunden, klassische recht lange Hanteln, aber auch Gehäusestifte die zunächst von einem Ende her kegelförmig immer schlanker werden, um dann am dünnen Ende auf einen Schlag wieder den vollen Stiftdurchmesser zu bekommen und so faktisch wie eine Hantel zu enden. Diese Dinger gab es zudem noch in mindestens zwei verschiedenen Längen.

Wenn da nur Vollstifte verbaut waren, noch dazu in Gestalt umgedrehter Kernstifte, wird das nicht der Originalzustand sein. Die besonderen Formen von Kern- und Gehäusestiften deuten nicht darauf hin, daß diese in der DDR oder jedenfalls außerhalb der EVVA-Werke gefertigt wurden.

Bemerkenswert fand ich an diesen EVVA-Zylindern, daß die Zylinderkerne im Bereich der Stiftbohrungen nicht zylindrisch belassen wurden, sondern Bohrung für Bohrung einzeln etwas vertieft / plangeschliffen wurden. Das war sehr präzise gemacht, also nicht etwa ein "Passendschleifen" ungenauer Kernstifte, wie man es bei alten BAB gelegentlich vorfand. Wozu EVVA das gemacht hat, ist mir unklar, wird so doch quasi künstlich und mit Extraaufwand eine größere Toleranz erzeugt. Vllt. als Entgegenkommen für die Stasi?

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Gegenzuhaltung
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Gegenzuhaltung »

fripa10 hat geschrieben:Schloßfabriken von EVVA waren in der DDR in Leipzig und Ost-Berlin.

Es wäre schön, wenn da jemand mal mit präziseren Informationen aufwarten könnte. Wo in Berlin befand sich denn da eine Fertigungsstätte? Bestimmt nicht in dem kleinen Bürogebäude in der Kiefholzstraße, wo sich heute die Niederlassung befindet, oder doch?

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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von fripa10 »

Gegenzuhaltung hat geschrieben:Es wäre schön, wenn da jemand mal mit präziseren Informationen aufwarten könnte. Wo in Berlin befand sich denn da eine Fertigungsstätte? Bestimmt nicht in dem kleinen Bürogebäude in der Kiefholzstraße, wo sich heute die Niederlassung befindet, oder doch?
Ich hatte in der DDR-Zeit Berlin-Verbot und weiß daher nicht, was dort wo war. Aber mir liegt noch ein altes Anschreiben von EVVA aus Dezember 1993 vor, das ich mal erhalten habe. Im Briefkopf steht: EVVA Leipzig - Berlin, Zylinder-Schließanlagen, Zylinderschlösser; EVVA-Werk Spezialerzeugung von Zylinder- und Sicherheitsschlössern Gesellschaft m.b.H. & Co. Kommanditgesellschaft, D-O 7010 Leipzig, Shakespearestraße 62; D-O 1020 Berlin, Köpenicker Straße 55.

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decoder
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von decoder »

Also mein Zylinder hier hat keine hohen Toleranzen, im Gegenteil, ich finde ihn erstaunlich genau, vorallem dafür, dass er so alt ist. Beim Auseinanderbauen konnte ich nichts ungewöhnliches erkennen bzgl. abschleifen.

fripa10
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von fripa10 »

@decoder: Das habe ich auch nicht bei allen diesen Zylindern vorgefunden, aber bei einigen.

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Retak
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Retak »

Ich gehe mal davon aus, dass die Zylinder in den Evva-Werken in Leipzig und Ost-Berlin nur montiert wurden, die Einzelteile und Schlüsselrohlinge wurden vermutlich im Hauptwerk in Wien gefertigt, von daher war eine entsprechende Präzision der Einzelteile gewährleistet. Bei Schliessanlagen hatte die Fertigung im Machtbereich der DDR noch den Vorteil, dass die Schliessungsdaten im Lande blieben und nicht zum "Klassenfeind" weitergeleitet werden mussten.

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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Gegenzuhaltung »

fripa10 hat geschrieben:Im Briefkopf steht: EVVA Leipzig - Berlin, Zylinder-Schließanlagen, Zylinderschlösser; EVVA-Werk Spezialerzeugung von Zylinder- und Sicherheitsschlössern Gesellschaft m.b.H. & Co. Kommanditgesellschaft, D-O 7010 Leipzig, Shakespearestraße 62; D-O 1020 Berlin, Köpenicker Straße 55.
Das ist doch mal was. Die Köpenicker 55 ist ein Büroplattenbau aus den 80er Jahren, hier in Mitte. Das gehörte damals schon zum Grenzgebiet.
Gleich nebenan in der Michaelkirchstraße (also Rücken an Rücken) war übrigens der VEB Metallwaren Berlin, der das Fripa-Produktionsprogramm herstellte.
Zuletzt geändert von Gegenzuhaltung am 28. Mär 2013 00:15, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Gegenzuhaltung »

Retak hat geschrieben:Ich gehe mal davon aus, dass die Zylinder in den Evva-Werken in Leipzig und Ost-Berlin nur montiert wurden, die Einzelteile und Schlüsselrohlinge wurden vermutlich im Hauptwerk in Wien gefertigt, von daher war eine entsprechende Präzision der Einzelteile gewährleistet. Bei Schliessanlagen hatte die Fertigung im Machtbereich der DDR noch den Vorteil, dass die Schliessungsdaten im Lande blieben und nicht zum "Klassenfeind" weitergeleitet werden mussten.
Ich kann fast nicht glauben, daß die Zylinder für die ungesicherten Einzelschließungen und die Schließanlagen aus der gleichen Fertigungsstätte kamen. Zwischen beiden liegt doch ein erheblicher, offensichtlicher Qualitätsunterschied. Man betrachte nur allein, wie die Bohrungen jeweils verschlossen worden sind.

Die Sache mit den Schließungsdaten war übrigens unbedeutend, da die EVVA-Schließanlagen ohnehin nur für sicherheitstechnisch nachgeordnete Zwecke Verwendung fanden. Schulen, Kindergärten, öffentliche Bibliotheken, Alters- und Pflegeheime, etc.. Alles sog. Wiederverwendungsprojekte, die in der ganzen Republik errichtet wurden.

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Christian
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Christian »

vielleicht wurden ja sogar die in der DDR hergestellten EVVA-Zylinder sogar für den Westen produziert ? Aber über die "Agreements" der damaligen Zeit kann man wohl nur noch Vermutungen anstellen.
Es gibt nur eine legitime Einstellung

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