ueberlistung des schliesssystems oder doch nur theorie?

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deva1919
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ueberlistung des schliesssystems oder doch nur theorie?

Beitrag von deva1919 »

undzwar wollte ich fragen ob es nicht moeglich ist einfach alle stifte komplett ins gehaeuse zu druecken so das der zylinder entsperrt, also das sich die kernstifte unter der scherrlinie befinden???

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Schloßgespenst
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Re: ueberlistung des schliesssystems oder doch nur theorie?

Beitrag von Schloßgespenst »

Meintest Du sowas in der Art?
Schon wieder ein Schlüsselerlebnis...

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Crocheteur
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Re: ueberlistung des schliesssystems oder doch nur theorie?

Beitrag von Crocheteur »

Die Beantwortung Deiner Frage findest Du dort unter "Schwierigkeit" :yes: .

Liebe Grüße, Crocheteur
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Retak
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Re: ueberlistung des schliesssystems oder doch nur theorie?

Beitrag von Retak »

Wenn sich der Zylinderhersteller konsequent an die DIN Norm hält, funktioniert dieses sognannte combing nicht.
Es klappt vor allem bei (chinesischen) Vorhängeschlössern. Beu deutscher Markenware gehts meistens nicht, aber manchmal doch.

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Christian
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Re: ueberlistung des schliesssystems oder doch nur theorie?

Beitrag von Christian »

Kammpick oder Himmelsschlüssel ...
vermute das bei industriell gefertigen Zylindern die Gefahr besteht das die Zylinder wo alle 5 bzw. 6 Stifte recht kurz sind, da die Gehäusestifte alle eine "universelle" Länge haben. Bei besseren Zylindern, oder auch die von besseren Schlüsseldiensten von Hand gepinnt werden sind bei den kürzeren Kernstiften dann auch längere Kernstifte einesetzt, somit dann das "Blockmaß" es nicht ermöglicht die Stiftsäulen komplett aus dem Kern zu drücken. Natürlich ist ein parazentrischens ("Zickzack") Profil vom Schlüsselweg auch hinderlich. Bei DDR-Zylindern wurde mal hier im Forum behauptet das diese Schwäche absichtlich für die Stasi eingebaut.
Es gibt nur eine legitime Einstellung

fripa10
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Re: ueberlistung des schliesssystems oder doch nur theorie?

Beitrag von fripa10 »

Christian hat geschrieben: Bei DDR-Zylindern wurde mal hier im Forum behauptet das diese Schwäche absichtlich für die Stasi eingebaut.
Das kann ich nicht bestätigen, zumindest nicht für die BAB DS 101 und DS 103. Dort gab es durchaus richtig fiese Schließungen und auch recht lange Gehäusestifte, für eine gewollte generelle "Hintertür" spricht das nicht. Die DS 103 hatten wir - übrigens im Standardprofil - auch bei der Nationalen Volksarmee in Bereichen, die allerhöchster Geheimhaltung unterlagen. So war z. B. der Zugang zur Satz- und Chiffrierzentrale, kurz SCZ, bekannter als "Block IV", mit DS 103 gesichert. Diesen Bereich durfte nicht mal der Kommandeur betreten, sondern nur eine ausgewählte und besonders verpflichtete kleine Gruppe von Leuten. Da wollte man eigentlich gar nicht dazugehören, denn mit dieser Tätigkeit war verbunden, daß man später auch nachdem man längst aus der Armee entlassen und Rentner war, niemals ins nichtsozialistische Ausland hätte reisen dürfen. Normalerweise durften in der DDR zumindest die Altersrentner z. B. mal in die BRD reisen, wenn sie nicht irgendwie auffällig geworden waren. Für SCZ-Mitarbeiter galt, lebenslanges Reiseverbot in alle westlichen Staaten einschließlich Berlin-West. Zum Glück gibt es die DDR nicht mehr, die mir das jetzt noch verbieten könnte. Aber in solche Bereiche hat man sicher nicht bewußt Zylinder eingebaut, die sich so leicht überwinden lassen.

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decoder
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Re: ueberlistung des schliesssystems oder doch nur theorie?

Beitrag von decoder »

Ich hab mal ein Video gesehen, in dem ein ABUS TS5000 mit so einem Kammpick überwunden wurde. Geht aber wohl (zum Glück^^) auch nicht bei allen, und man muss sich auch dazu noch einen Shim bauen damit man den Pick trotz des Profils reinbekommt.

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Re: ueberlistung des schliesssystems oder doch nur theorie?

Beitrag von Retak »

Das mit der Stasi (die "präparierten" Zylinder waren natürlich nur solche, die im normalen Handel verkauft wurden) ist eine, sich leider hartnäckig haltende, Legende, die aber definitiv eine Lüge ist. Bei den DS101 und ähnlich gebauten Zylindern (wie auch an dem von Arthur vorgeführten Shliessfachschloss), ging das combing manchmal, aber nicht immer, ich würde sagen, meistens nicht. Man hats mit dem Kamm halt zuerst probiert, da die Methode sehr schnell ist, wenn sie denn klappt.
Bei ungünstig gestifteten Abus- und Ikon Zylindern hatte ich damit auch schon Erfolg, man kann dabei aber leicht die Federn ruinieren. Das Ganze ist auch kein richtiges Picken sondern mehr eine Umgehungstechnik.

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Re: ueberlistung des schliesssystems oder doch nur theorie?

Beitrag von rondeLoro »

decoder hat geschrieben:Ich hab mal ein Video gesehen, in dem ein ABUS TS5000 mit so einem Kammpick überwunden wurde.
Kann ich mir eigentlich schwierig vorstellen, da der TS5000 ja immer mindestens einen extra langen Kernstift hat, damit dieser bis unter den Undercut reicht. Also dürfte dieser nicht samt Gehäusestift und Feder ins Gehäuse passen. Es sei denn, der Zylinder war manipuliert und um diesen Stift "erleichtert". Aber dann gehts natürlich bei allen Zylindern.

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Re: ueberlistung des schliesssystems oder doch nur theorie?

Beitrag von fripa10 »

Beim BAB DS 101 kann ich mir die Methode mit dem Kamm wegen des Profils auch eher vorstellen, als beim Profil eines DS 103, es gab im Handel definitiv alle möglichen Schließungen, auch die besonders gemeinen. Und ich kann nur nochmals betonen, daß BAB bei seinen DS 101 und 103 sogar besonders lange Gehäusestifte verwendet hat, so daß man schon eine Schließung hätte erwischen müssen, die durchweg sehr kurze Kernstifte hatte. Anders sieht es mit den alten Wetzel Pfaffenhainern aus, dort waren die Gehäusestifte vergleichsweise kurz und auch die Anlagenprofile meist so gestaltet, daß ein Kamm dort die nötige Bewegungsfreiheit hatte. Bei denen kann ich es mir vorstellen, daß die Methode recht häufig funktioniert hat, pikanter Weise wurden solche Schließanlagen aber hauptsächlich in staatsnahen Objekten verwendet, die SED Bezirksparteischule in Frankfurt (Oder) z. B. hatte so eine Anlage und für den Stasi-Komplex Hohenschönhausen lag solche zur Wendezeit zum Einbau bereit, wie ich las.

Beim TS5000 stimme ich rondeLoro zu, der besonders lange Kernstift wurde bei diesem Modell sogar von ABUS ausdrücklich als Sicherheitsmaßnahme hervorgehoben, er läßt sich nicht zusammen mit dem Gehäusestift soweit ins Gehäuse drücken, daß entsperrt würde. Andere Hersteller packten eine kleine Stahlkugel in die Stiftfeder, so daß die Stiftsäule ggf. auf ein handfestes Hindernis stieß, EVVA hatte meiner Erinnerung nach auch mal mit unten verjüngten Bohrungen gearbeitet, wo zwar die Feder komplett hineinpaßte, nicht aber die Stifte. Mit gleich (und ausreichend) langen Stiftsäulen durch verschiedene Gehäusestiftlängen ließ sich das ebenfalls lösen. Fazit: In der Praxis eher Theorie. :D

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