BAB DESS 5

Zerstörungsfreie Schlossöffnung, Fragen zu den verschiedenen Werkzeugen und freier Informationsaustausch

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Gegenzuhaltung
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BAB DESS 5

Beitrag von Gegenzuhaltung »

Ich habe einen DESS 5 der ersten Fertigungsserie zerlegt und wollte Euch die Bilder nicht vorenthalten.

Die Schlüssel sind noch nicht vernickelt, die Kernhalteringe (zwei je Seite) sind aus Bronze, die Schließnase ist aus Sinterstahl. Die Gestaltung der Gehäusestifte entspricht der des DS 103. Die Schließnase ist nicht umstellbar. Da sie bei der asymmetrischen Zylinderlänge in den beiden möglichen Einbausituationen benötigt und geliefert wurde, ist ihre Stellung auf der Verpackung vermerkt.
DESS_5_1te_G.jpg
DESS_5_1te_G_zerlegt.jpg
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SelfLockmaster
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Re: BAB DESS 5

Beitrag von SelfLockmaster »

Schöne Bilder, ein dickes Danke dafür.
Hast nich Lust, den Zylinder mal in das Wiki zu schieben ? Wir haben auch Leute an Bord, die können das übernehmen.

Relativ lange Gehäusestifte, da war wohl eher nichts mit dem legendären Anriff mittels Himmelsschlüssel ?
Für die neu dazu gekommenen: Ein Schlüssel der wie ein Kamm aussieht, und mit dem die komplette
Stiftsäule komplett bis in das Zylindergehäuse gedrückt wird.
Die Schdasi in der DDR soll diesen Anriff genutzt haben.

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Christian
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Re: BAB DESS 5

Beitrag von Christian »

j a die Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit hatten schon so ihre Tricks, jedoch gibt es wohl auch viele Legenden... , wie das die Schlösser in der damaligen DDR absichtlich örgend welche "Leaks" haben, damit man diese schnell überwinden kann ...

Und was heißt überhaupt "DESS" , die 5 sind wohl die Anzahl der Pinne ...

aber im Forum haben wir schon den "ESS 5" : http://wiki.koksa.org/BAB_DESS5
Es gibt nur eine legitime Einstellung

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Gegenzuhaltung
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Re: BAB DESS 5

Beitrag von Gegenzuhaltung »

Christian hat geschrieben:[...]Und was heißt überhaupt "DESS" , die 5 sind wohl die Anzahl der Pinne ...[...]
"D" ist auf jeden Fall der Doppelzylinder "H" wäre der Halbzylinder, "V" das Vorhangschloß, "SK" die Sicherheitskette und den Knaufzylinder gibt es ja auch noch. ESS ist vermutlich irgendwas wie Einheitsschließ- oder schloßsystem. Die "5" steht wie vermutet für 5 Kaliber, "8"= Sicherheitsstufe 8. Die "1" ? Ich werde bei Gelegenheit den Wiki-Beitrag ergänzen.
Zuletzt geändert von Gegenzuhaltung am 20. Mär 2014 22:09, insgesamt 1-mal geändert.

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Retak
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Re: BAB DESS 5

Beitrag von Retak »

Wann kam der DESS5 eigentlich auf den Markt, vorher gabs ja nur die DS 101 und (ganz selten fürs Volk) DS103? Gabs auch einen DESS6?
Hab hier noch ein (auch noch ovp) Vorhangschloss VES 5/8 M (4), das beruht auf dem gleichen Zylindersystem und ähnelt den Evva- Hangschlössern. Das wurde von irgendwann in den 80ern bis Anfang der 90er gebaut. VES steht demnach für Hangschloss (Vorhangschloss ESS?), 5 die Stiftanzahl, 8 die Sicherheitsstufe (das war scheinbar so ein ähnliches System wie aktuell bei Abus), M das Profil(?), (4) die Anzahl der beigepackten Schlüssel. Dann steht noch ein Preis drauf: 32,30M. War für DDR Verhältnisse wohl relativ teuer, das Schloss macht allerdings auch einen recht soliden Einduck. Gegenüber dem, was dort sonst so angeboten wurde, war das jedenfalls ein echter Fortschritt.

fripa10
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Re: BAB DESS 5

Beitrag von fripa10 »

Die DESS5 lösten die DS103 ab. Ich denke, das war ungefähr 1983 bis 1984. Ein DESS6 habe ich noch nie gesehen, selbst für Schließanlagen in Sparkassen usw. sah ich immer nur die 5-Stifter dieser Baureihe, während die Schließanlagen der älteren DS103 ja noch 6-stiftig waren, genau wie bei Schließanlagen aus Pfaffenhain.

Das ESS war zwar aus Messing, trug aber bezeichnender Weise nicht mehr das Gütezeichen Q, das die Baureihe DS103 noch hatte. Die Qualität der DS 103 hat allerdings sehr geschwankt, ich würde sagen, mit zunehmender Fertigungszeit wurden sie schlechter, was vielleicht auch an mehr und mehr verschlissenen Fertigungsanlagen lag. Die ersten davon waren noch richtig gut, später gab es dann die Schoten wo die Kernstifte und der Kern durch Beischleifen passend gemacht wurden und auch die Vernickelung des Gehäuses teils so mies war, daß sie stellenweise abblätterte. Ein gutes DS103 ist schwerer zu picken, als ein ESS, obwohl der Schlüsselkanal identisch profiliert ist. Vorteile hatte das ESS eigentlich nur zwei, zum einen die zuverlässigere Schließnasenkonstruktion, zum anderen der asymmetrische Aufbau, der einem für die in der DDR üblichen Falztüren wenigstens einseitig 35 mm Länge bescherte, dafür auf der zweiten Seite einen weniger weit herausstehenden Zylinder.

Das DS103 habe ich im örtlichen Handel grundsätzlich nur in 30,5/30,5 mm gefunden, niemals anders. Für die Haustür meiner Eltern mußte ich daher das äußere Alu-Langschild (Modell "Alu Döbeln") leicht nach innen biegen, damit der Zylinder bündig mit dem Schild abschloß und es keine häßliche Lücke dazwischen gab.

Der Preis für ein DESS5 war etwas höher, als für das eigentlich bessere DS103 zuvor. Wer jedoch Beziehungen hatte, konnte in den 1970er Jahren für rund 30 Ostmark auch ein BKS PZ bekommen, in wesentlich besserer Qualität.

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Gegenzuhaltung
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Re: BAB DESS 5

Beitrag von Gegenzuhaltung »

Ich denke, ESS gab es seit 1985. Die Produkte, die auf DS 101 beruhten wurden nahezu zeitgleich umgestellt. Das veränderte Vorhangschloß VS 001 hieß, nachdem der Stiftabstand angepaßt war und es neue Schlüssel erhalten hatte, VHESS 85. Das Schlüsselprofil blieb hier aber weiter das NII. In einem Pressebeitrag vom November 1982, in dem die aktuellen Erzeugnisse des VEB Zylinderschlösser Potsdam vorgestellt werden, ist jedenfalls ausschließlich von DS 101 und 103 (bei den Doppelzylindern) die Rede. 120000 Doppelzylinder aus Potsdam sollen übrigens 1982 in den Einzelhandel gelangt sein.

Zum Gütezeichen "Q" muß man wissen, daß die Verleihung kein Automatismus war, insofern bin ich nicht so verwundert, daß der ESS es nicht mehr hatte.

Was die wirklich starken Qualitätsschwankungen beim DS 103 betrifft, kann ich fripa10 zustimmen. Ich habe welche, die wirklich makellos sind, andere aber haben kein funktionstüchtiges Gewinde, zu dünn gefräste Schlüssel, haken fürchterlich, sind schlecht vernickelt, haben axiales Spiel der Kerne, wodurch man die Schlüssel nicht abziehen kann, usw.. Bei einigen waren die Gehäuse zu groß und hatten Längsrillen, so daß man vorgerichtete Schlösser und Beschläge nachfeilen mußte. Das allerdings kann man BAB nicht zuschreiben, da es ein Problem des Herstellers der Messingprofile, des VEB BMHW (Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke) war, der offensichtlich zu lange mit längst verschlissenen Werkzeugen arbeitete.

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Re: BAB DESS 5

Beitrag von fripa10 »

Ich wühle mich bei Gelegenheit mal durch meine Schätze, da müßten noch zwei Schachteln von DESS5 dabei sein. Vermutlich wurde auch bei denen noch auf der Schachtel das Verkaufsdatum notiert, für die Gewährleistungsfrist. Mir ist es aber so in Erinnerung, daß ich meinen ersten DESS5 noch einige Zeit vor meiner Einberufung im Mai 1984 gekauft hatte und nach der Armeezeit dann nur noch dieses Modell im Handel war, dafür erstaunlicherweise eigentlich ständig. Das lag möglicherweise daran, daß es die dazu passenden Einsteckschlösser und Beschläge hier nicht gab, so daß die meisten Leute die gar nicht verwenden konnten.

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Re: BAB DESS 5

Beitrag von Retak »

Von den DESS5 der ersten Generation hab ich inzwischen 3 Stück (gestern 2 bekommen) und alle haben sie das gleiche Problem: Die Stiftbohrungen in Kern und Gehäuse stimmen auf den letzten beiden Positionen (4 und 5) nicht genau überein, so dass beim Abziehen des Schlüssels bzw. dem Zurückdrehen des gepickten Kerns die betreffenden Gehäusestifte nicht in den Kern eintauchen. Aufgefallen ist mir das erstmals, als ich meinen ersten Zylinder aus dieser Serie gepickt habe und dabei 2 Stifte vermisste, als ich dann beim Schütteln des verschlossenen Zylinders das charakteristische Klappern hörte, andererseits aber die federnden Gehäusestifte tasten konnte, war mir klar, was da los ist, ich hielt das für einen exemplarabhängigen Fertigungsfehler. Nun zeigte sich aber bei den beiden gestrigen Zylindern genau das gleiche Fehlerbild, aber nur auf der Innenseite, die nie benutzt wurde, auf der (viel geschlossenen) Aussenseite hat sich das wohl "eingeschliffen". Ist anderen dieser Fehler auch schon mal aufgefallen? (Hinweis: Es betrifft nur die erste Generation mit den 2 Sicherungsringen je Kern und dem Sinterstahlschliessbart, die späteren Serien mit Druckgussschliessbart sind nicht betroffen.)

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Re: BAB DESS 5

Beitrag von Z_CON »

babhess5.jpg
Damit die Reihe komplett wird, noch ein Halbzylinder aus meiner Sammlung.

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