Schloss selber modifizieren

Hier geht es um Tresor-, Zuhaltungs- und Elektronikschlösser
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fracomingo
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Re: Schloss selber modifizieren

Beitrag von fracomingo »

Wenn irgendein "normaler Dieb" (wir tun ja so etwas nicht!) in deine Wohnung steigt und meint er hat den Tresorschlüssel bei, dann steht er da und nichts geht!
Der hat dann garantiert nicht für alle Fälle mal die Hobb`schen Haken und jede Menge Zeit dabei, damit der Erfolg auch gesichert ist.
Außerdem kann nicht jeder Zuhaltungen wechseln und dann auch noch mal eben die richtige Anzahl Doppelbart-Schlüssel dazu feilen,
aber jeder kann im Modellbauladen ein Messingröhrchen kaufen, davon ein Stück abtrennen und (wenn keine Drehmaschine vorhanden ist)
dies entsprechend aufweiten (bohren) und überschieben. Das Schloss braucht dazu meist noch nicht einmal geöffnet werden.

Hier geht es um eine praktische kostenlose Modifikation, die auch für den Normalbürger einfach und leicht ist, und nur eine Ergänzung zu der von Retak vorgestellten Methode ist.

Aber jeder natürlich nach seinem Gusto!
LG
fracomingo
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Locksmith
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Re: Schloss selber modifizieren

Beitrag von Locksmith »

Mir geht es ja nicht darum, mein Schloss gegen einen Vorbesitzer o.ä. zu sichern, sondern ich möchte eine mechanische Vorrichtung, die ich mir ausgedacht habe, umsetzen, also praktisch ein Schloss selber konstruieren. Da ich zwar glaube, eine gute Idee zu haben, jedoch nicht über Maschinen verfüge, um die Vorrichtung einfach selbst herzustellen, habe ich mir überlegt, Teile von einem baugleichen Schloss wie meinem zu nehmen und die dann so zurecht zu feilen, dass sie meinen Vorstellungen entsprechen. Ich werde mich also mal nach CISA umsehen, danke für den Tip!

@Retak: Wie kann man denn bei so einem Schloss die Zuhaltungen abtasten? Man kommt doch eigentlich gar nicht an die entscheidenden Stellen heran, die "Gates" liegen ja innerhalb der Zuhaltungen. Oder kann es ein Werkzeug geben, das flach genug ist, um zwischen die Zuhaltungs-Bleche zu kommen aber stabil genug, um eine Rückmeldung über die Position der Gates zu erhalten? Ich sehe da bei meinem Schloss z.B. keine Lücke!
Und wie würde bei einem Schloss, zu dem ein Schlüssel wie der unten auf Deinem Bild gehört, das Impressionieren funktionieren?

Hat denn jemand von Euch eine Idee, wo ich günstig an mehrere gleiche Schlösser kommen kann? Sie sollten vom Prinzip her wie mein jetziges sein, also mit senkrecht anzuhebenden Zuhaltungen.

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mhmh
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Re: Schloss selber modifizieren

Beitrag von mhmh »

fracomingo hat geschrieben:Wenn irgendein "normaler Dieb" (wir tun ja so etwas nicht!) in deine Wohnung steigt und meint er hat den Tresorschlüssel bei, dann steht er da und nichts geht!
Ein "normaler" Dieb wohl schon, aber der hat ja auch gar keinen Tresorschlüssel.
Wenn das einer ist, der sich extra den Schlüssel Deines Tresors vorher besorgt hat, dann wird er sich von so einer Modifikation nicht abschrecken lassen und im Zweifelsfall nochmal kommen.

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Retak
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Re: Schloss selber modifizieren

Beitrag von Retak »

Zum Abtastenb gibts mehrere Möglichkeiten:
Bei vielen Chubbschlössern stehen die Unterkanten der Zuhaltungen, wo der Schlüssel angreift, in der Grundstellung nicht bündig sondern in der Lage, wie der Schlüssel sie ordnet, nur tiefer. Wenn man diese Unterkanten abtastet oder abformt, kann man, mit genauer Kenntnis des betreffenden Schlosstyps, einen Schlüssel nachkonstruieren.
Bei einer anderen Mtehode wird der Schlosskasten mit einem speziellen Werkzeug geringfügig auseinander gespeizt, so dass im Zuhaltungsblock eine ca. 0.5mm breite Lücke entsteht. Durch diese Lücke hindurch werden die Gates der Zuhaltungen mit einem sehr dünnen Haken abgetastet. Beim Entfernen des Spreizwerkzeugs federt das Blech des Kastens wieder zurück, so dass das Schloss funktionstüchtig bleibt. Mit dieser Methode kann übrigens auch die Schliessung von Drehscheibenschlössern ermittelt werden.

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Re: Schloss selber modifizieren

Beitrag von Locksmith »

Retak hat geschrieben:Bei vielen Chubbschlössern stehen die Unterkanten der Zuhaltungen, wo der Schlüssel angreift, in der Grundstellung nicht bündig sondern in der Lage, wie der Schlüssel sie ordnet, nur tiefer.
Das sollte dem Hersteller des Schlosses aber peinlich sein, finde ich! ;)
Retak hat geschrieben: Bei einer anderen Mtehode wird der Schlosskasten mit einem speziellen Werkzeug geringfügig auseinander gespeizt, so dass im Zuhaltungsblock eine ca. 0.5mm breite Lücke entsteht.
Na ja, das ist dann ja eher nur unter Wettbewerbsbedingungen möglich, bei einem eingebauten Schloss kommt man da ja nicht einfach ran denke ich.

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Re: Schloss selber modifizieren

Beitrag von Retak »

Das geschieht mit einer Schraubspindel, die durch das Schlüsselloch eingeführt wird. Auf der Spindel befindet sich eine entsprechend geformte Mutter, die unter der Schlossdecke verhakt wird, das Ende der Spindel stützt sich gegen den Schlossboden ab. Zieht man die Spindel an, wird der Abstand zwischen Decke und Boden des Schlosses etwas vergrössert, hierdurch wird das Spiel zwischen den Zuhaltungen grösser. Bei guten Schlössern, die im Bereich des Zuhaltungsblocks mehrfach verschraubt und aus starken Material gefertigt sind, geht das natürlich nicht, manche Schlösser haben in dem Bereich, wo die Spindel sich abstützen könnte, Sollbruchstellen, diese wirken gleichzeitig als Schadensbegrenzung beim Hineinschlagen von Gegenständen in das Schlüsselloch.

Das Problem mit den in der Grundstellung nicht bündig stehenden Zuhaltungen ist bei den alten deutschen Chubbschlössern, auch hochwertigen, sehr weit verbreitet. Teilweise verwendet man Verschleierungsmethoden durch abweichende Kurvenformen an der Unterkante in Verbindung mit schräg verlaufenden Gates(Scherung). Dies betrifft in einem bestimmten Schlossmodell aber meist Zuhaltungen an immer derselben Position, so man es beim Auslesen berücksichtigen kann.

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fracomingo
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Re: Schloss selber modifizieren

Beitrag von fracomingo »

Wie sehr teilweise an billigen Tresoren gespart wird, sieht man auch daran, dass bei vielen eine Einführung des Chubbschlüssels nur in "aufrechter" Position möglich ist.
D.h., dass z.B. beim "auf den Kopf Drehen" der Schlüssel nicht eingesteckt werden kann, weil die Zuhaltungen mangels kompletter Federunterstützung einfach nach unten fallen und der Schließkanal blockiert wird. Das ist aber kein Vorteil, denn so können die Zuhaltungen in aller Ruhe "sortiert" werden, wenn der Tresor auf den Rücken gelegt wird.
Selbst bei guten Marken wie Burgwächter sind oft alle Zuhaltungen nur von einer kleinen Blattfeder an der letzten Zuhaltung unterstützt.

Man kann solch ein Schloss aber mit geringem Aufwand selbst aufnorden, indem man die Zuhaltungen ausbaut, einschlitzt, je eine Blattfeder einsetzt und diese festkörnt.
Dann kann der Tresor auch auf dem Kopf verwendet werden (z.B. wegen der Seite des Türanschlages), nur aufpassen: dann nicht zu weit öffnen, sonst fällt die Tür u.U. aus den Scharnieren, denn die meisten können (bei kleineren Tresoren) bei vollständiger Öffnung herausgehoben werden.

Aufpassen muss man bei Billigware auch darauf, dass das Riegelwerk tatsächlich von dem massiven Türblatt gehalten wird und nicht nur durch das von innen gegengeschraubte Abdeckblech, denn das hält selbst einem leichten Angriff nicht stand (ein Freund hat so seine komplette Uhrensammlung verloren).
LG
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