freaky_locksmith hat geschrieben: ↑22. Apr 2022 19:33
Die Fachwelt steht dem sehr skeptisch gegenüber, denn technisch gibt es, wie Ihr ja schon selbst erkannt habt, keine plausible Erklärung und der VdS hüllt sich (auch auf Anfrage) in bedeutungsvolles Schweigen.
Ich hatte in einem anderen Bereich mit Zertifizierung zu tun (Common Criteria) und das Prinzip ist: Zertifizierung für eine bestimmte Konfiguration gilt nur für getestete Konfiguration. Selbst, wenn es nach Stand der Technik bessere Lösungen gibt.
Beispiel aus meiner früheren Praxis:
Ein Produkt habe Firmware. Die Produktionsfirmware habe den Stand 2.4. Zertifiziert wurde aber der Stand 2.2. (Zertifizierung DAUERT!)
Sprich: Ausgeliefert wird das Gerät mit "2.2 secure", "ungesicherte" und oft auch funktionsgleiche Geräte die 2.4.
Wenn jetzt ein fettes Sicherheitsleck genau in der geschützten Funktion gefunden wird, gibt es ein Problem. Die Produktionsfirmware kriegt relativ zügig eine neue Version, die 2.5.
Tollerweise lässt die sich auf den sicheren Geräteversionen aber nicht einmal installieren. Bis also die 2.5 (oder eine 2.2 mit reparierter Lücke) zertifiziert ist, gibt es ein Problem. Bei den Kunden, beim Hersteller und ggf. auch bei der Zertifizierungsfirma.
Aber zum VdS:
Das folgende sind *Annahmen* meinerseits!
Denen geht es darum, mir ihrer Zertifizierung die Entscheidung für ihre Mitglieder (die Sachversicherer) einfach zu machen.
Entweder, ein Produkt ist zertifiziert (dann wird gezahlt) oder nicht (dann freut sich der Versicherer.)
Mit der Qualität des Produktes selbst hat das nicht direkt etwas zu tun.
Bei Hauseingangstüren ist das Ganze getrennt: Es gibt im Prinzip die Tür und den Schließzylinder, die beide unabhängig voneinander zertifiziert werden. Solange beide *Komponenten* zertifiziert sind (und der Einbau korrekt erfolgte), zahlt der Versicherer. Es gibt viele Anbieter für beides - das Kreuzprodukt aus 500 verschiedenen Haustüren und 500 Zylindern will und kann niemand testen.
Safes sehen die aber anscheinend als ein System an, sprich: Die Kombination aus Schrank und Schloß. Wären die Schränke und die Schlösser für sich geprüft (und die Verbindung der beiden Komponenten standardisiert und mitgeprüft), gäbe es das Problem nicht.
Aber es gibt wohl nur eine sehr übersichtliche Anzahl von Herstellern von Schränken und Schlössern. Und der Hersteller der Schränke sucht sich die gängigsten oder am besten verkaufbaren Schlösser aus und gibt die zum Testen.
Für den VdS eine bequeme Lösung: "Haben wir nicht getestet, interessiert uns nicht."