Was für ein Schloss?

Zerstörungsfreie Schlossöffnung, Fragen zu den verschiedenen Werkzeugen und freier Informationsaustausch

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Retak
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Retak »

fripa10 hat geschrieben: ..... An dieser Stelle könnte man unter Umständen auf die Idee kommen, daß man zu sichere Wertbehältnisse für seine Bürger dann doch nicht wollte, sondern gewissen "Organen" den unbemerkten Zugriff ermöglichen wollte.
Ja, das könnte man auch angesichts dieses Produktes vermuten. Der Spanner ist hier sozusagen schon eingebaut, so dass zum Aufsperren es keines Hobbschen Hakens mehr bedarf. Ein Schlüssel, der nur eine Bartstufe maximaler Höhe von 1mm Dicke besitzt, ermöglicht es, eine Zuhaltung nach der anderen zu setzen(abwechselnd rechts- und linksherum), während man den Türgriff in Öffnungsrichtung gespannt hält. Wenn man voher etwas geübt hat, dauerts etwa 5 Minuten. Ich konnte es allerdings nur an 2 derartigen Schlössern testen.
Es soll aber auch derartige Schlösser ohne den Drehgriff gegeben haben, bei denen der Schlüssel den Riegel bewegt. Diese Schlösser sollen auch Zuhaltungen mit Fakes und einen daran angepassten Tourstift haben und recht schwer zu manipulieren sein. Wie man hier sieht, hat man auch in der DDR (aber vermutlich nur für Banken, Behörden und Militär) sehr hochwertige Tresorschlösser gebaut. Wenn sie wollten, dann konnten sie auch was ordentliches bauen.

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Christian
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Christian »

und da lebt er wieder der Mythos das die Schlösser der DDR doch bewusst ein gewisses Sicherheitsniveau nicht überschreiten durften. Kann ja sein das da bei Tresoren doch etwas drann ist, und es dann doch nicht nur die Mangelwirtschaft und das Nichtvorhandensein wettbewerbsmässiger Produktentwicklung.
;banana;
Aber schöne Bilder, sehr interessant... statt einem SammelThreat DDR würde ich die Aufnahme der Schlösser ins Wiki vorschlagen, auch wenn man die Zylinder und Schlösser nicht zerlegen will, sind diese dort einen Eintrag wert...
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fripa10
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von fripa10 »

Wir wollen allerdings nicht übersehen, daß der Kriminalitätsdruck in der DDR deutlich geringer war als heute, das Risiko, daß bei einem eingebrochen wurde, läßt sich mit dem von heute nicht vergleichen. Folglich machte sich kaum jemand, weder der Bürger, noch die staatlichen Produktionslenker, Gedanken darum, wie gut die Sicherheitstechnik jedenfalls für Privatleute war. Meine Eltern hatten noch bis ungefähr 1982 in ihrer Haustür (Einfamilienhaus) ein simples Chubbschloß, erst dann rüstete ich mal auf einen Profilzylinder DS 103 um. Schutzbeschlag? Fehlanzeige, die Tür hatte ein von außen nur mit zwei Schrauben befestigtes dünnes Blech-Langschild Modell "Alu Döbeln", Sicherheitsschließbleche gab es damals ebenfalls nicht. Mein Vater war bei der Polizei, ständiger Waffenträger. Seine Dienstpistole "Makarov" war bis Mitte der 1970er Jahre in einer Schublade verwahrt, dann erhielt er von seiner Dienststelle eine "Stahlkassette" aus Trompetenblech, um die Waffe zu Hause zu verwahren. Es muß ungefähr um 1986 herum gewesen sein, als dann jemand bei der VP befand, die Kassetten seien nicht sicher genug, dann wurden die sogenannten "Wandtresore" mit Doblina Briefkastenschloß an die Polizisten ausgeteilt, mit der Maßgabe, diese an Massivfußboden oder Wand anzubolzen. Das war natürlich lächerlich, da man die Dinger mit einem Schraubendreher problemlos aufhebeln oder den luschigen Zylinder mit einfachsten Hilfsmitteln picken konnte. Wer schon auf seine Waffen so wenig technischen Sicherungsaufwand betreibt, dem war es sicher auch egal, wie Gertrud Müller ihre 350 Ostmark Rente vewahren kann.

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Christian
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Christian »

aber auch in der BRD war es in den 60ern und 70ern auch noch so das man den Türbeschlag einfach abschrauben konnte, und das einfache Chubbschloß war auch öfters in Haus.- und Wohnungstüren anzutreffen... und selbst heute sind die meisten Eingänge der Behausungen mit einfacheren Normalzylinder, Sicherheitsbeschlag ohne KZS und Dünnblechschloß mit Spritzgussriegel... und das in einer Pressspantür... also das ist nicht DDR-spezifisch das mit Sicherheitstechnik eher sparsam umgegangen wird...
:sunny:
auch wenn viele Schlösser in ost wie west auch eher weniger Sicherheitstechnisch wert waren, aber da hat es immer wieder interessate Sachen gegeben....
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von fripa10 »

In meinem persönlichen Fall hat sich die Sicherheitstechnik in den letzten 20 Jahren jedenfalls wie folgt verändert: vom im Schrank angeschraubten "Wandtresor" mit Doblina Briefkastenschloß hin zu einem VdS-Tresor mit einem Kromer Euronovum (14 Zuhaltungen), und vom BAB DS 103 ohne Schutzbeschlag hin zu einem EVVA MCS, Mehrfachverriegelung und IKON Stahl-Schutzbeschlag mit Kernziehschutz.

In Bildern der Fortschritt bei der Verwahrung von Wertsachen: löl
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Retak »

Christian hat geschrieben:
auch wenn viele Schlösser in ost wie west auch eher weniger Sicherheitstechnisch wert waren, aber da hat es immer wieder interessate Sachen gegeben....
Ja, ein solches "Wunderwerk der Technik" ist jetzt auch im Wiki.
Das mit den mangelhaften Beschlägen war auch im Westteil Berlins noch in den späten 80er Jahren die Regel. In den meisten Aufgängen, auch da, wo ich gewohnt habe, befanden sich an den WE Türen durchweg Alu-Beschläge, die mit vier von aussen eingedrehten Holzschrauben befestigt waren, auch ragte der Zylinder oft ca.10 bis 15mm aus dem Beschlag heraus. Der Vorteil bei zugefallener Tür war, dass man nur den Aussenbeschlag abzuschrauben brauchte um dann mit einer Zange den Drückerstift zu drehen-->offen.
Die allgemeine Verwendung von Schutzbeschlägen verbreitete sich erst anfang der 90er. In manchen Altbauten sind die Türen bis heute nicht umgerüstet.
@fripa10: Das mit dem Kromer ist dann aber schon ein grösserer Tresor, nicht so ein Dose zum Einmauern ("Heimtresor"). Letztere sind auch heute oft nicht besonders stabil.
Was Tresore betrifft, so waren in der DDR sehr häufig auch noch alte Vorkriegsmodelle im Einsatz. Diese hatten in der Regel recht hochwertige Schlösser, auch Protektorschlösser waren bei diesen nicht selten.

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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Christian »

ich habe schon Neubauten gesehen mit 2 Schrauben-Beschläge... ist abber nicht die Regel... löl
Und die Baumarkttresore sind ja vom Heimtresor aus dem real existierenden Sozialismus nicht so weit entfernt, blechdose mit Blättchenzylinder... nur ist jetzt noch ein elektronisches Zahlenschloß dazukekommen, da werden die absicherungsmaßstäbe von fripa10 und wohl den meisten Koksaniern eher die Ausnahme sein, welche dann evtl. noch in Bonzen-Villen oder ParanoyaWohnungen ähnlich sind...
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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von fripa10 »

Ja, ein solches "Wunderwerk der Technik" ist jetzt auch im Wiki.
Typ wäre "Pfiffikus", so nannten die Dinger sich. Nach der abgebildeten Modellversion, welche noch über eine 9-stiftige Kreuzbartsicherung verfügte, folgten bis zum Untergang der DDR noch zwei leicht modifizierte. Zunächst sparte man bei gleichbleibender Werkhöhe der Kreuzbartsicherung einfach die mittleren Stifte rundum ein, am Schlüssel gut erkennbar, da dort dann keine Einschnitte gefräst wurden, außerdem fehlte dann das Firmenlogo "Fripa" auf der Reide. Nachdem so eine nur noch 6-stiftige Kreuzbartsicherung verblieben war, paßte man etwas später auch die Werkhöhe derselben an die üblichen "Einbausicherungen" an, die Schlüssel hatten folglich die Leerstelle in der Fräsung nicht mehr, sondern an jeder Seite die üblichen 4 Einschnitte in gleichmäßigem Abstand. Das war insoweit nachteilig, als nunmehr die meisten Einbausicherungsschlüssel auch an dem Pfiffikus evtl. passen konnten, denn man hatte auch den zuvor deutlich engeren Schlüsselkanal aufgegeben, der früher ein Einführen der Einbausicherungsschlüssel nicht zuließ.

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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Retak »

Ja, diesen Nachfolgetyp mit nur 6 pins und leeren Bohrungen hab ich hier auch noch. Bei dem sind auch noch die Gehäusestifte am Ende zugespitzt, so dass das Schloss auch mit einem nicht genau passenden Schlüssel geschlossen( vermutlich reicht es schon, 20 oder 30 verschiedene auszuprobieren) bzw. sehr leicht gepickt werden kann. Wirklich pfiffig, das Ganze, vor allem für die Ganoven... :yes:
Bei den seit ca. Mitte der 80er Jahre produzierten Einbausicherungen der Marken FriPa und Gera wurden auch diese angespitzten Gehäusestifte verwendet, weshalb "unerwünschte Mitschliessungen" recht häufig waren.

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Re: Was für ein Schloss?

Beitrag von Christian »

fripa10 hat geschrieben:
Ja, ein solches "Wunderwerk der Technik" ist jetzt auch im Wiki.
Typ wäre "Pfiffikus", ....
....Zunächst sparte man bei gleichbleibender Werkhöhe der Kreuzbartsicherung einfach die mittleren Stifte rundum ein, am Schlüssel gut erkennbar, da dort dann keine Einschnitte gefräst wurden,....
;) :laugh:
also dann hatte man das Material das man an den Stiften gespart hat an den Schlüsseln wiederum stehen lassen... da war aber die Materialersparnis nicht riesig... die DDR war halt schon ein konisches Land, komisch meine ich natürlich...
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