Seltsames Bart?-Schloss öffnen

Hier geht es um Tresor-, Zuhaltungs- und Elektronikschlösser
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Retak
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Re: Seltsames Bart?-Schloss öffnen

Beitrag von Retak »

Zu knacken ist es meist superleicht, aber dann ist es kaputt und genau sowas wollen wir hier NICHT :no: .
An dieser Stelle muss vorausgesetzt werden, dass sowohl das Grundprinzip des Pickens als auch die Funktionsweise eines Chubbschlosses bekannt ist.
Du biegst dir aus zwei Drähten zwei Haken, deren Grösse bemisst Du nach der Grösse des Schlüssellochs. Den Durchmesser wählst Du so, dass Du am Dorn vorbeikommst und die Haken im Schloss so bewegen kannst, dass Du an Riegel und Zuhaltungen herankommst.
Zuerst einen Haken einführen, mit diesem bis ganz nach hinten gehen, dort den Riegel ertasten und versuchen, ihn zurückzuziehen, so dass der Tourstift gegen die Zuhaltungen drückt. Diese Vorspannung des Riegels muss während der gesamten Prozedur beibehalten werden. Mit dem zweiten Haken werden nun die Zuhaltungen, eine nach der anderen, angehoben. Dabei findet sich mindestens eine, die deutlich schwerer zu bewegen ist und nicht wieder zurückfedert. Diese Zuhaltung wird nun so weit gehoben, bis eine Art "Einrasten" spürbar ist, unter Umständen rutscht der Riegel nun ein winziges Stück zurück. Jetzt sucht man die nächste "bindende" Zuhaltung und macht das gleiche wie zuvor. Springt eine schon gesetzte Zuhaltung zurück, setzt man sie erst wieder, nachdem man die Zuhaltung gesetzt hat, bei deren Bewegung sie zurückgesprungen ist. Irgendwann hat man so alle 4 Zuhaltungen eingeordnet und kann den Riegel zurückziehen---->OFFEN! Irgendwelche "Gemeinheiten" sind so einem einfachen Schloss nicht zu erwarten.
Viel Erfolg!

Olon
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Re: Seltsames Bart?-Schloss öffnen

Beitrag von Olon »

Danke für die echt gute Erklärung. :respekt:
Das habe ich so noch nicht gelesen.
Mist, ich wünschte ich hätte jetzt ein Chubbschloss zur Hand um das mal direkt zu testen.
Vielleicht könnte man für den erwähnten Draht Fahrradspeichen benutzen. Die nehme ich zumindest immer als Öffnungsnadeln für unverschlossene Türen. Damit habe ich ganz gute Erfahrungen gemacht, bezügl. Stabilität.
(Habe beim Sperrmüll zwei Reifen geplündert und jetzt einen grooßen Vorrat :D )
Ich muss mir mal eins kaufen... (aber woher bekommt man sowas? aus dem örtlichen Baumarkt sicher nicht) Scheint ja eine echte Herausforderung zu sein...

Edit: Na ja, wenn das Schloss groß genug für den Fahrradspeichendraht ist...

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kamikaze
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Re: Seltsames Bart?-Schloss öffnen

Beitrag von kamikaze »

Du kannst dir den Draht(Edelstahl) auch im Modellbauladen kaufen... ;)
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Kalaschnikow
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Re: Seltsames Bart?-Schloss öffnen

Beitrag von Kalaschnikow »

Retak hat geschrieben:Zu knacken ist es meist superleicht, aber dann ist es kaputt und genau sowas wollen wir hier NICHT :no: .
Oh Gott mir ist es passiert! Obwohl in den FAQs darauf hingewiesen wurde das man das Wort "knacken" nicht gern verwendet ist es mir herausgerutscht. Sorry.

Vielen Dank für die Anleitung, klingt zwar spanisch für mich aber wenn ich mal ins Schloß reingeguckt habe wird sich das hoffentlich selbst erklären.

Aber normalerweise dreht man den Schlüssel ja um 360 Grad oder ein bisschen weniger, wieso muss man das hier nicht und nur "zurückziehen" mit dem Draht?
Habe Google benutzt und Techniken Chubber Schlößer sind ziemlich rar gesät, ebenfalls Bilder. Nicht zufällig Bilder vom Schloßprinzip oder sogar ein Videolink vorhanden?

Ansonsten bedanke ich mich herzlich!

Tschüss

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kamikaze
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Re: Seltsames Bart?-Schloss öffnen

Beitrag von kamikaze »

" KEIN ZYLINDER IST UNPICKBAR"
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Re: Seltsames Bart?-Schloss öffnen

Beitrag von Retak »

Na besser kann man es doch kaum erklären, danke für den Link.
Noch eine Anmerkung zu dem og. Artikel: Was dort als "Französisches Schloss" bezeichnet wird, kennen wir heutzutage als Buntbartschloss, diesen Begriff gab es damals aber noch nicht.

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Re: Seltsames Bart?-Schloss öffnen

Beitrag von andreasschmunzel »

Das Französische Schloss ist nicht unbedingt ein Buntbartschloss (ich kenne das eher als Zuhaltungsschloss).
Es wird so bezeichnet weil wohl zuerst in Frankreich ein Riegel Verbreitung fand, der in verschiedenen Stellungen festgehalten wird. Ein Deutsches Schloss (wie in meinem Bildchen) hat (wenigstens in der Ursprünglichen Form) keinen Riegel der Blockiert wird.

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Re: Seltsames Bart?-Schloss öffnen

Beitrag von Retak »

Soweit ich mal gelesen habe, ist das Riegelschloss bereits in der Antike (ua. auch von den Römern) verwendet worden, der genaue Ursprung ist angeblich nicht belegt, woanders hab ich dann wieder gelesen, dass es eine deutsche Erfindung aus dem 16.Jh. sein soll. Letzteres halte ich für unwahrscheinlich, da als Schlossriegel identifizierte Stücke geborgen wurden, die aus früheren Epochen stammen.
Als Deutsches Schloss bezeichnet man üblicherweise das Fallenschloss in offener Bauart, wie es bis Anfang des 19.Jh noch gebraucht wurde (in "hochherrschaftlichen" Bauten kamen allerdings auch schon, aus heutiger Sicht vergleichsweise moderne, Einlass- und Einsteckschlösser zum Einsatz). Danach kam (mit den o.g. Ausnahmen) dann generell das Kastenschloss in geschlossener Bauart zur Anwendung, das, wenn es als Tourschloss mit gegen zurückschieben arretiertem Riegel ausgeführt war, als Französisches Schloss bezeichnet wurde (es musste in der Tat kein Buntbartschloss sein). Die Buntbartschlössr wurden aber, wegen der französischen Herkunft der Buntbarttechnik, ursprünglich auch als Französisches Schloss bezeichnet, im engischsprachigen Raum findet man für die (dort allerdings unüblichen) Buntbartschlösser heute noch die Bezeichnung "french locks", "warded locks"sind hingegen die bei einfachen Bartschlössern dort üblicheren Besatzungsschlösser.

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Re: Seltsames Bart?-Schloss öffnen

Beitrag von andreasschmunzel »

Die verschiebbaren Riegel aus früheren Zeiten werden aber nur in verschlossener Stellung festgehalten.
Oder gibt es davon Ausnamen?
Beim Französichen wird der Riegel in jeder Stellung gegen verschieben gesichert.
Ich bin mir nicht sicher ob es immer ein Kastenschloss sein muss, ich mein die gab es auch offen, von der Innenseite dann auch ohne Schlüssel zu bedienen. Der Schlüssel geht immer durch die Tür.
Es gibt Deutsche Schlösser (ich sach ja, wie das in meinem Avatar-bildchen) bei denen man von innen etwas bewegen kann, was die schließenden Fallen auch bei passendem Schlüssel blockiert.
Die Schlösser vor 1550 wurden als Einlasschlösser auf die Türaußenseite gebaut (häufig wohl auch irgendwie von innen zu bedienen) die späteren als aufgesetzte Schlösser auf der Türinnenseite.

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Re: Seltsames Bart?-Schloss öffnen

Beitrag von Retak »

andreasschmunzel hat geschrieben:..., ich mein die gab es auch offen, von der Innenseite dann auch ohne Schlüssel zu bedienen. Der Schlüssel geht immer durch die Tür.
... .
Diese Bauert war/ist in Nordafrika üblich, auch diese Konstruktion ist, da hast Du recht, französischen Ursprungs, es handelt sich dabei meist um Buntbartschlösser.

Riegelschlösser oder ( dann 1 1/2 tourig) kombinierte Riegel-Fallenschlösser (von aussen mit Schlüssel zu schliessen, von innen zu schieben) in offener Bauart gab/gibt es auch in Skandinavien. Dort sind es in der Regel Besatzungsschlösser. In den 60ern wurden die da noch industriell hergestellt und für Bootshäuser, Stalltüren u.dgl. verwendet. Bei den einfachen Riegelschlössern ist da der Riegel in Offenstellung übrigens nicht arretiert.
Riegelschloss.jpg
Das oben gezeigte Schloss ist so eines aus Schweden, vermutlich aus den 50ern. Die anhebbare Sperre ist mit dem Riegel verbunden und geift in abgeschlossener Stellung über den im Schlossboden vernieteten Führungszapfen des Riegels. In einer Ausnehmung der Sperre (unter dem Riegel und daher nicht sichtbar) ist eine schmale Feder untergebracht, die die Sperre nach unten drückt.
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