"Schloss" aus DDR-Produktion

Zerstörungsfreie Schlossöffnung, Fragen zu den verschiedenen Werkzeugen und freier Informationsaustausch

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Lateiner
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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Lateiner »

Man muss keine Professur haben... in seltenen Fällen wissen die Studenten mehr als die Professoren löl
Liebe Grüße,
L A T E I N E R

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Christian
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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Christian »

Wir habe schon hier lustig über das Thema zufällig gleichsperrender Zylinder diskutiert..........
:laugh:
Link:_koksa.org/topic...wahrscheinlichkeit
Es gibt nur eine legitime Einstellung

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Gegenzuhaltung
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Einsteckschloß EW1, VEB Sachsenschloß Pegau

Beitrag von Gegenzuhaltung »

Ich möchte hier kurz einmal das Einsteckschloß EW1 für leichte Zimmertüren des VEB Sächsische Schloßfabrik Pegau vorstellen. Ich finde, es paßt ganz gut in diesen Fred, da es auch der Idee folgt, Falle und Riegel in einem Bauteil zu vereinen.
Das Schloß wurde zwar nur für recht kurze Zeit hergestellt, dafür aber in großen Mengen, weshalb es auch heute noch recht häufig in den "neuen" Bundesländern anzutreffen ist. Bestimmt war es für den industriellen Wohnungsbau und kam in den 60er Jahren hauptsächlich in den Wohnungsbauserien Q3 und QP6 zum Einsatz. Es gab das Buntbart-Zimmertürschloß, ein WC-Schloß und ein Wohnungstürschloß mit einem sehr modernen, von innen verschraubten Aluminium-Spezialbeschlag mit einem im Griff integrierten Profilzylinder (kein Euro-Profil) von BAB. Die Schlösser haben ein Dornmaß von 55 mm, aber eine Entfernung von nur 60 mm. Es gab passende Kurzschildgarnituren aus Duroplast, aber auch die "normalen" Langschildgarnituren aus Aluminium gab es auf 60 mm gelocht. Zum Ende der 60er Jahre war das Schloß für Neukonstruktionen schon nicht mehr zugelassen und wurde nur noch für Reparaturzwecke geliefert.

Die Nachteile waren insbesondere:
-Der Fallenriegel ohne Schräge, der ein Schließblech oder eine Stahlzarge mit angeformter Schräge erforderte. Bei Zimmertüren ist das nicht tragisch, da zivilisierte Menschen sie ohnehin nicht zuschlagen. Bei den Wohnungstüren war das sehr unangenehm, da das Zudreschen einer Wohnungstür in der 10. Etage noch in der 1. Etage zu hören war.
-Weiterhin brachen häufig die Drückerfedern, was zum Blockieren des Schlosses führen kann.
-Die Notwendigkeit von Spezialbeschlägen
EW1_geschl.jpg
EW1_offen.jpg
EW1_Db.jpg
EW1_verschl.jpg
EW1_verschl_Db.jpg
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Gegenzuhaltung
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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Gegenzuhaltung »

EW1_bl.jpg
Wenn die Drückerfeder gebrochen ist, fällt der Drücker und der Riegel kann nicht zurückgeschlossen werden. Bei Zimmertüren muß der Drücker lediglich angehoben werden, um den Riegel zu befreien, bei Wohnungstüren ist das leider nicht möglich.
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Retak
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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Retak »

Interssant, in Natura ist mir das noch nicht begegnet( oder ich hab nicht drauf geachtet). Da sollte wohl ein "richtiges" Schloss mit geringstmöglichem Materialeinsatz gebaut werden. In der Nachkriegszeit wurde sowas ähnliches auch im "Westen" hergestellt (Firma N+S). Die Aufuhrung war stabiler, aber auf Grund der Fallenschräge nicht beidseitig verwendbar, siehe unten.
DSC01042.JPG


Die Technik setzte sich aber nicht durch, lediglich bei WC-Schlössern wurde sie früher häufiger verwendet.

Relativ häufig war in den 20er bis 40er Jahren eine ähnliche Bauart auch in den USA bzw. in England. Diese war noch weiter vereinfacht, durch das abschliessen wurde lediglich die Falle arretiert, so dass sich der Türgriff nicht mehr drehen liess.
DSC00990.JPG
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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Gegenzuhaltung »

Wird bei einem Fallenschloß beim Verschließen die Falle nur arretiert, bietet das wenig Schutz gegen Aufhebelversuche an der Tür. Wird eine Falle-Riegel-Kombination weiter ausgeschoben, läuft sie in der Regel nicht frei, da die Falle immer mehr oder weniger unter Spannung steht, insbesondere seit der Verwendung von Gummidichtungen bei Türen.

Riegel und Falle voneinander zu trennen, ist schon sehr zweckmäßig, die Falle kann ja trotzdem noch zusätzlich beim Verschließen (oder besser noch mit einer Hilfsfalle) arretiert werden.

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Christian
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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Christian »

ich habe in den schönen neuen Bundesländern das Schloß von SSF tatsächlich schon live gesehen, aber in einem Altbau.... und die N&S (heute CES-Locks) sind häufig auf Autobahn-Raststätten-Toiletten zu sehen, mit Profilcylinder an den Eingängen und mit WC-Einrichtung an den Sch...häusern...
Aber auch in einem größeren Wohngebäude hier in Essen sind diese in sämtlichen Zimmertüren mit BB-Schlüßel...

Und eine der niederländischen ASSA ABLOY -Töchter ( NEMEF ) hat ein ähnliches Schloss, das soganannte "All in One -Binnendeurslot"
07k58WpvilI
das mit dem 4-Kant und Bundbart in einem ist schon abenteuerlich... und und verschiedenheiten gibt es da wohl keine mehr.
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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Heihachi »

Das Schlimmste war die Musik...
Lockpicking kann ich kaum... aber Tekken!

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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Retak »

Das mit dem Vierkant, in den man auch einen Bartschlüssel stecken kann, ist übrigens nichts neues, das gibts in Dänemark schon lange (vermutlich auch von Assa-Abloy). Die Schlüssel sind bei dieser Konstruktion alle gleich, womit wir wieder am Anfang dieses Threads gelandet sind...

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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von fripa10 »

Retak hat geschrieben:Interssant, in Natura ist mir das noch nicht begegnet
Fahr mal nach Beeskow, Berliner Straße 1, da ist sowas in allen Innen- und Wohnungstüren verbaut. ;)

Das Schloß aus dem Eingangspost würde ich Osteuropa (vor allem Polen, Bulgarien, Rumänien) zuordnen, nicht der DDR. Eine zeitlang gab es in der DDR mal Innentüren aus der Volksrepublik Polen, die auch polnische BB-Einsteckschlösser mit völlig anderen Maßen hatten. Dazu gehörten als Beschläge Einzelrosetten für Dücker und Schlüsselloch, die TGL-Beschläge paßten dazu nicht. Die BB-Schlüssel waren auch etwas kleiner und mit dünnerem Halm als die in der DDR produzierten.

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