"Schloss" aus DDR-Produktion

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Christian
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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Christian »

Fahr mal nach Beeskow, Berliner Straße 1, da ist sowas in allen Innen- und Wohnungstüren verbaut. ;)
Nicht ganz ernste Frage: Was für Zimmertürschlösser mag wohl die Berliner Strasse 3 in BSK haben ?

... und mit Gartenhäusern oder Holzhäusern werden auch oftmals Türen mit ausländischen Schlößern importiert, die dann bei Ersatzbedarf für Ärger sorgen da man keine passenden Ersatz hier in Deutschland bekommt... bei Einstemmschlößern ist die Globalisierung noch nicht angekommen, in jedem Land gibt es eigene Normen und Maße... und in vielen Ländern ist dann aus den Zimmertüren der Schlüßel ganz verschwunden, und nur noch eine Türklinke an der Türe...
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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Retak »

Das Schloß aus dem Eingangspost würde ich Osteuropa (vor allem Polen, Bulgarien, Rumänien) zuordnen, ...
So wie ich inzwischen von einem Handwerker erfahren habe, wurden in dem Haus aus Rumänien importierte Innentüren verbaut, das Schloss ist also definitiv nicht aus DDR-Produktion. Mir war auch beim Wechseln des Schlosses(die Tasche musste vergrössert und die Bohrungen versetzt werden) aufgefallen, dass die Tür nicht aus der DDR (und auch BRD)-üblichen Hartpappe sondern aus (allerdings ebenso dünnem) Sperrholz besteht. DIN-Beschläge passen allerdings, da die Originalschlösser auch 72mm Abstand haben, nur der Kasten und das Dornmaß sind kleiner.
Ein Gartenlaubenschloss mit abnormen Maßen, das darüber hinaus mehr Schein als Sein ist, hatten wir hier auch schonmal erwähnt.

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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von fripa10 »

Was für Zimmertürschlösser mag wohl die Berliner Strasse 3 in BSK haben ?
Keinen Plan, ich weiß das nur mit der Nr. 1, weil da mal Verwandte von mir wohnten und wegen der kleinen Schloßtaschen und anderen Schließbleche kein gescheites Schloß ohne grundlegende Veränderungen der Tür einbauen konnten. Die Dinger waren höchst primitiv und hatten einen sehr kurzen Drückerweg bei gleichzeitig sehr straffer Feder. :)

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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Retak »

Naja, für Papptüren ist sowas im Prinzip ausreichend (stabiler als die Dünblech/Plastikware ist das allemal), Hauptproblem dürften die Federn und die bei Drückerbetätigung einseitig belastete Riegelführung sein. Und dann ist das Ganze halt nicht normgerecht.

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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Gegenzuhaltung »

Retak hat geschrieben:Naja, für Papptüren ist sowas im Prinzip ausreichend
Die Türen der Q3- und QP-Wohnungen hatten mit Ausnahme von Wohnungs- Kinderzimmer- und Badtür ohnehin immer große Glasscheiben.
Retak hat geschrieben:Und dann ist das Ganze halt nicht normgerecht.
Doch. Sie waren nach TGL 48-31 325 genormt.

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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von fripa10 »

Doch. Sie waren nach TGL 48-31 325 genormt.
Retak meint sicherlich, daß sie nicht den Normmaßen der anderen Einsteckschlösser entsprachen und sich daher nicht ohne weiteres durch die gängigen Schlösser mit Riegel + Falle ersetzen ließen. Ich denke, daß diese Schnulli-Schlösser höchstens 2% der Einsteckschlösser in der DDR ausmachten, eher noch weniger. :)

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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Retak »

Genau das meinte ich, dass der Ersatz durch ein "normales" Türschloss erhebliche Änderungen an der Tür erforderlich macht (wie bei diesem verkorksten Teil aus Rumänien, das inzwischen sogar von Assa-Abloy unter der Marke "Urbis" produziert wird).
So eine TGL-Norm gab es ja wohl für jeden in der DDR produzierten Gegenstand, bis 1961 waren auch in der DDR noch die DIN-Standards verbindlich, man hielt sich aber nicht mehr in jedem Fall daran. Manche TGL- und DIN Normen waren aber auch miteinander kompatibel.
Über das "Einheits-Wohnungsschloss" EWS1 hab ich inzwischen auch ein paar Infos bekommen. Es soll in der Zeit zwischen ca. 1960 und 1965 verbaut worden sein. Auf Grund von Problemen mit der Lebensdauer, vor allem bei häufiger Drückerbetätigung und Problemen bei schon geringem Verzug der Türen sowie der Inkompatibilität zu den herkömmlichen Schlössern und damit der Unfähigkeit des Produktes, diese langfristig zu ersetzen, verschwand das Ganze recht schnell wieder von der Bildfläche.

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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Christian »

... so hat man da wohl einen guten Schritt gemacht, und das "EWS1" wieder von der 'Bildoberfläche' verschwinden lassen hat. Könnte mir vorstellen das man bei solchen Türen evtl. mit skandinavischen oder holländischen Zimmertüreinteckschlössern ersatz finden kann, und da etwas weniger an der Türe arbeiten muß.

Ich frage mich wann die nationalen Normen im Ramen der EU standardisierung und der globalisierung wegfallen, so wie der Hahn-Cylinder, Profilcylinder zum Euro-Cylinder wurde, und mitlerweile weltweit anzutreffen ist.
Kann mir vorstellen das irgendwann bei uns das "DiN-Schloß" welches ja nur mit sehr sehr wenig in neuen Türen üblich ist durch ein Fallenschloß ersetzt wird, wie es in den USA aber auch in Süd-Europa oft anzutreffen ist.
http://www.southernfrontdoorsonline.com ... 1c721375e4
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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von Gegenzuhaltung »

Retak hat geschrieben:Genau das meinte ich, dass der Ersatz durch ein "normales" Türschloss erhebliche Änderungen an der Tür erforderlich macht
Ich werde jetzt sicherlich nicht ein Schloß verteidigen, das ich selbst nie mochte und schon als Schüler bei Klassenkameraden ausgetauscht habe, aber wir wollen doch bitte nicht unnötig dramatisieren. Die Umbauarbeiten an der Tür hielten sich doch sehr in Grenzen. Sollte das EW1 (EWS1 kann ich in meinen Unterlagen nicht finden) also durch eines vom Typ 14 ersetzt werden, so mußte doch lediglich die Schloßtasche in der Höhe erweitert werden. Beide hatten einen abgerundeten 18mm-Stulp und 55mm Dornmaß, wodurch die neue Garnitur gleich die alten Löcher verdeckte und nicht einmal Malerarbeiten nötig wurden. Die größere Herausforderung waren die Ausraumungen für Falle und Riegel in den Stahlzargen. Das waren aber alles Arbeiten, die jeder Heimwerker ausführen konnte. Man kann auch heute noch erkennen, wo Heimwerker oder "Fachmann" den Umbau durchgeführt haben. Wo für Falle und Riegel zwei separate Ausraumungen ausgebohrt und sauber ausgefeilt wurden, war der Heimwerker tätig. Wo das ganze als eine große Öffnung mit dem Winkelschleifer hergestellt wurde, waren Hausmeister oder Fachbetrieb am Werk.
Retak hat geschrieben:Manche TGL- und DIN Normen waren aber auch miteinander kompatibel.
Ja, sehr viele waren nicht nur kompatibel, sondern identisch. Ausgerechnet im Schlösser-Bereich ist das aber eben nicht der Fall. Denken wir nur an die 70 oder 90mm Entfernung (statt 72 oder 92mm) bei den PZ-gelochten TGL-Einsteckschlössern oder die TGL-Schließnase bei den Profilzylindern selbst, die in ihrer schlanken Form eher der alten österreichischen entspricht.
Retak hat geschrieben:Es soll in der Zeit zwischen ca. 1960 und 1965 verbaut worden sein.
Etwas anderes habe ich auch nicht geschrieben. Der letzte größere Anwendungsfall war hier in Berlin der QP64, wie er z.B. unter anderem im letzten Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee errichtet wurde. Im P2 wurden dann schon wieder die Typ 14-Schlösser verwendet.

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Re: "Schloss" aus DDR-Produktion

Beitrag von fripa10 »

... so mußte doch lediglich die Schloßtasche in der Höhe erweitert werden ...
Und genau das hat viele Menschen mangels Geschick und Werkzeug überfordert. Es ist nun mal einfacher zwei Stulpschrauben zu lösen, altes Schloß raus, neues Schloß rein, Schrauben wieder einsetzen, als da zu bohren, zu stemmen oder gar ein neues Schließblech einzuarbeiten. Schon der Kauf eines Stecheisens gestaltete sich in meiner Gegend zum Problem, es gab nämlich (zumindest Anfang der 1980er Jahre) keine.

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