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BAB DS 103

Verfasst: 9. Jul 2011 12:12
von Gegenzuhaltung
Da dieser Zylinder in diversen Beiträgen schon angesprochen wurde, das Wiki dazu aber bislang schweigt, wollte ich ihn doch mal kurz in Bildern vorstellen.
DS_103_Verkaufsverp.jpg
DS_103_mS.jpg
Die Anzahl von 6 Schlüsseln ist in der DDR keineswegs untypisch gewesen und hat damit zu tun, daß es sehr wenige Schlüsseldienste gab und somit wenige Möglichkeiten zur Nachfertigung von Schlüsseln bestanden. Auch Importzylinder (EVVA und Corona wurden mit 6 Schlüsseln geliefert)
DS_103_VA.jpg
DS_103_zerlegt.jpg
Die Anordnung der Hantelstifte ist zufällig und bei jedem Zylinder anders. Die Gestaltung mit einem kürzeren und einem längeren Ende ist fertigungstechnisch sicherlich sinnvoll, da sich der Stift so zur Bearbeitung besser spannen läßt, sie birgt aber das Risiko der falschen Montage des Stiftes im Zylinder. Wird der Stift kopfüber eingebaut (was häufig geschah), ist die Verjüngung funktionslos.
DS_103_Detail_Kupplung.jpg

Re: BAB DS 103

Verfasst: 9. Jul 2011 12:16
von Gegenzuhaltung
Hier noch ein DS 103 der ersten Generation vom Anfang der 70er Jahre. Er hat noch das Profil für Einzelschließungen des DS 101.
DS_103_eG_VA.jpg
DS_103_eG_mS.jpg

Re: BAB DS 103

Verfasst: 9. Jul 2011 12:22
von Gegenzuhaltung
Zu der immer wiederkehrenden Frage, ob der Hantelstift trotz des langen Endes denn genügend Bewegungsfreiheit in der Gehäusebohrung hat, noch dies:
DS_103_Beweglichkeit_Hantelstift.jpg

Re: BAB DS 103

Verfasst: 9. Jul 2011 14:40
von Christian
ja die Zylinder aus Zeitern der DDR, wie z.B. von BAB, erfreuen sich immer wieder großer Interesse in diesem Forum. Ich denke diese gehören auf jeden Fall in das Forum... dafür haben wir das ja...
und die Fotos sind echt gut geworden, kann man schön erkennen wie z.B. Die Kupplung funktioniert.

Re: BAB DS 103

Verfasst: 9. Jul 2011 15:52
von Retak
Sehr schöne Bilder, Danke!
Die Kupplung war/ist leider ein Schwachpunkt dieses Zylinders, da sie sich beim ungünstigen Zusammentreffen von Toleranzen(vor allem der Schlüssellänge) leicht verklemmt und dann der Kipphebel bei gewaltsamem Drehen des Schlüssels sich verbiegt oder bricht. Auch der Schliessbart aus Sinterstahl war manchmal nicht so stabil, wie er hätte sein müssen. Mitunter wurden Fertigungstoleranzen auch dadurch "ausgeglichen", dass man die Stifte und Kerne nachträglich mit einer Feile bearbeitete und so "passend" machte.

Re: BAB DS 103

Verfasst: 9. Jul 2011 17:26
von Christian
M 34,60...
stolzer Preis zu DDR-Zeiten... gut ein 6 stifitger Messingzylinder !

Das mit den Fertigungstolleranzen wurde aber auch in W-Germany früher auch gern gemacht, wenn man so in alte Zylinder reinschaut findet man auch solche Sachen...

Re: BAB DS 103

Verfasst: 9. Jul 2011 18:59
von Retak
Mir wurde mal gesagt, dass es in der DDR im normalen Handel in den 60er und 70er Jahren nur die DS 101 Zylinder (aus Druckguss) gab, DS 103 soll es nur für Behörden und grössere (staatliche) Unternehmen gegeben haben. Messingzylinder, allerdings mit 5 Stiften, "fürs Volk" sollen erst ende der 70er mit der DESS5 Serie auf den Markt gekommen sein, bei denen wurde dann auch nicht mehr an den Innereien herumgefeilt.
Das mit dem passend feilen hab ich auch schon bei alten Zylindern von Abus, BKS und Fuhr, sowie diversen China-Produkten gesehen. Bei den Markenzylindern hatte ich allerdings Schlüsseldienste, die diese möglicherweise umgestiftet haben, als Urheber dieser "Anpassungen" im Verdacht.

Re: BAB DS 103

Verfasst: 9. Jul 2011 22:32
von fripa10
Retak hat geschrieben:Mir wurde mal gesagt, dass es in der DDR im normalen Handel in den 60er und 70er Jahren nur die DS 101 Zylinder (aus Druckguss) gab, DS 103 soll es nur für Behörden und grössere (staatliche) Unternehmen gegeben haben. Messingzylinder, allerdings mit 5 Stiften, "fürs Volk" sollen erst ende der 70er mit der DESS5 Serie auf den Markt gekommen sein
Ich konnte um 1980 herum problemlos im Kaufhaus in Seelow die DS 103 kaufen, auch in etlichen BHGs waren die erstaunlich oft zu haben. Das 5-stiftige Nachfolgemodell war meiner Erinnerung nach ab etwa 1983 im Handel. Es kann DDR-typisch natürlich sein, daß aufgrund mieserabler Warenverteilung Biesenthal oder Bernau keine DS 103 erhalten haben. Ähnlich war das auch mit den Punkt-Einbausicherungen mit den 8 Stiften, die habe ich im Raum Seelow - Frankfurt (Oder) niemals bekommen, in Bad Doberan an der Ostsee lagen die zu Hauf im Regal.

Re: BAB DS 103

Verfasst: 9. Jul 2011 23:27
von Gegenzuhaltung
Mit der Verfügbarkeit dieser Erzeugnisse im Handel haben wir vermutlich alle gänzlich unterschiedliche Erfahrungen gemacht, und ich als Berliner vermutlich die positivsten. ;) Ich möchte aber an dieser Stelle nicht verschweigen, daß ich, wenn ich heute über ebay fabrikneue DDR-Erzeugnisse kaufe, diese fast nie aus Berlin, sondern in den meisten Fällen aus Sachsen erwerbe.
Die DS 103 waren hier Anfang der 80er zu bekommen, wenn man am Ball blieb. Natürlich ging, wie auch beim VEB Schloßfabrik Pfaffenhain der größere Teil der Produktion des VEB Zylinderschlösser Potsdam in Form von Schließanlagen an die gesellschaftlichen Bedarfsträger. Die ESS 5, deren erste Serie (noch mit unvernickelten Schlüsseln) nach meiner Erinnerung nicht vor 1986 auf den Markt kam, waren dann in Berlin immer verfügbar. Ich weiß aber, daß das schon im Berliner Umland gänzlich anders war, da ich sie häufig für die Verwandschaft gekauft habe. An Einbausicherungern hat es hier zu keiner Zeit gemangelt, wenn man sich auch mal mit Plasteschlüsseln begnügen konnte.

Re: BAB DS 103

Verfasst: 10. Jul 2011 08:43
von m3nTis
:respekt: Klasse Infos und Bilder!
Solche Hantelformen habe ich zuvor auch noch nicht gesehen, interessant.

MfG, m3nT!s