Wer kennt dieses Schloss

Zerstörungsfreie Schlossöffnung, Fragen zu den verschiedenen Werkzeugen und freier Informationsaustausch

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MartinHewitt

Re: Wer kennt dieses Schloss

Beitrag von MartinHewitt »

distiller hat geschrieben:Oliver Diederichsen hatte es auch mal in seinem Blog (Tag: Geldautomat oder so)
Nachdem das bisher nicht verlinkt ist, hier seine drei Einträge über den Geldautomatentresor mit Aufnahmen der Schlösser:

http://blog.tresoroeffnung.de/2011/06/2 ... thschloss/
http://blog.tresoroeffnung.de/2013/02/1 ... nsschloss/
http://blog.tresoroeffnung.de/2013/02/1 ... rtschloss/

Martin Hewitt

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Retak
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Re: Wer kennt dieses Schloss

Beitrag von Retak »

Das Geldautomatenschloss funktionierte etwas anders, als das weiter vorn und im Wiki beschriebene Tresorschloss. Mit dem Schlüssel wurden bei diesem lediglich die Zuhaltungen in die korrekte Position gebracht, die Riegelbewegung (und damit das Eintauchen des mit dem Riegel verbundenen Schiebers, welcher bei diesem Schloss den Tourstift ersetzt) erfolgte durch drehen des Handgriffs. Das Schloss konnte durch somit über den Handgriff gespannt werden, Picken war allerdings durch die Vielzahl der fein mit dem Tourstift verzahnten Zuhaltung zusammen mit dem Zentrierstück dennoch extrem schwierig, Oliver hat leider nicht geschrieben, ob er es geschafft hat und wenn ja, in welcher Zeit.
GA_Schloss_Pegau.jpg
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MartinHewitt

Re: Wer kennt dieses Schloss

Beitrag von MartinHewitt »

Die Zuhaltungen, die Schaftabdeckung und die grundsätzliche Form ist identisch. Bei Oliver ist aber statt des Riegels eine Platte und auch noch eine Platte oben drauf. Das Schloss hat auch 12 Zuhaltungen, aber die Abdeckzuhaltung ist nicht in der Mitte. Wie aber 12 Zuhaltungen an den Schlüssel passen ist mir nicht klar.

MartinHewitt

Re: Wer kennt dieses Schloss

Beitrag von MartinHewitt »

Ich hab mir mal die Schlüssel angesehen, die man so auf Bildern findet, und den Bart in Zahlen kodiert. Dabei habe ich die Stufen von der Öffnung ausgehend nach innen kodiert. Die Ziffer gibt die Zähne der Zuhaltung an, die bei Riegel nach links überhalb der Öffnung sind. Das sind 0 bis 10 und die 10 hab ich als A geschrieben. Die Abdeckzuhaltung zähle ich dabei als 0 weil der Bart beidseitig 0 hoch ist und es auch sonst ganz gut in den Aufbau passt. Zur Unterscheidung habe ich die 0 eingeklammert.

So ganz generell sieht es so aus, als ob sich immer tiefe und hohe Bartstufen abwechseln. (Tief und hoch im Sinne von niedriger und hoher Zahnnummer.) Dabei ist der Abstand mindestens 2 Stufen.

Und dann ist mir noch folgendes aufgefallen ...

Die zwei Schlüssel, die hier und im Wiki sind, würde ich mit mehr oder weniger Unsicherheit so kodieren:
- 171425(0)629083
- 171424(0)8092A5
Meinen hab ich grad nicht da, aber ich bilde mir ein er fängt an mit 171.

Kann es sein, dass die Codierung vor der Abdeckzuhaltung eine Art Gruppencode ist? Der 171425-Schlüssel könnte auch ein 171424 sein. Wenn die Länge der Gruppencodierung sich ändert könnte sich auch die Position der Abdeckzuhaltung verschieben. Wenn es eine Gruppencodierung ist, dann ist das ein weiteres Indiz, dass die Schlösser aus der selben Quelle kommen.

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Re: Wer kennt dieses Schloss

Beitrag von Retak »

Die Zuhaltung mit der Engstelle ist nicht immer in der Mitte. Hier sieht man ua. den Bart des Schlüssels zu dem Geldautomatenschloss, wobei auffällt, dass dieser sich auch am halmseitigen Ende des Bartes von dem des Tresorschlosses unterscheidet. Diese breite Bartstufe ist bei den GA Schlüsseln immer vorhanden, da sie, im Zusammenwirken mit einem speziellen Ausschnitt der zuoberst liegenden Zuhaltung, als Anschlag zu Begrenzung des Drehwinkels des Schlüssels dient. Dies ist hier notwendig, da der Riegel nicht vom Schlüssel mitgenommen wird und somit durch seine Endstellung den Drehwinkel nicht begrenzen kann.
PG20_A.jpg
Zuhaltung mit Engstelle
PG21_A.jpg
Zuoberst liegende zweilagige Zuhaltung mit Anschlag für den Schlüssel
PG22_A.jpg
Die Sicherheitsproblematik durch den Abrieb der Zuhaltungskanten im Bereich des Schlüsselangriffs bereitete den Tresorschlossfabrikanten bereits mitte des 19. Jhd.s Kopfzerbrechen, da Angreifer diese Schwachstelle zur Dekodierung der Schliessung mittels optischer Geräte ausnutzten. Man behalf sich seinerzeit dagegen mit einer von der Schlüsselbuchse mitgenommenen Nase, welche auf der gesamten Breite die volle Barthöhe hatte und beim drehen des Schlüssels in die Grundstellung über die Zuhaltungen strich, wodurch die von den verschieden hohen Bartstufen des Schlüssels auf den Zuhaltungen hinterlassenen individuellen Spuren "wegradiert" wurden.
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MartinHewitt

Re: Wer kennt dieses Schloss

Beitrag von MartinHewitt »

@Retak, das GA-Schloss von Oliver hat seine Abdeckzuhaltung an der gleichen Stelle wie Deines. Wieviele echte Zuhaltungen hat Dein Schloss? 11 oder 12? Wenn es 12 sind, wo ist die zwölfte? Zwischen der breiten Stufe an der Schlüsselspitze und der breiten Zuhaltung für den Anschlag sind es nur 12 Bartstufen inkl. Abdeckzuhaltung.

Also mein Schloss hat die Kodierung 171425(0)A27263. Passt zu meinem Beitrag von gestern.

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Re: Wer kennt dieses Schloss

Beitrag von Retak »

Ich hab das Schloss momentan leider nicht greifbar, das ist bei einem Bekannten. Ich glaube, es sind 11codierte Zuhaltungen. Die unterste und oberste Zuhaltung ist wohl bei allen diesen GA SChlössern gleich, ebenso die Lage der Abdeckzuhaltung.

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distiller
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Re: Wer kennt dieses Schloss

Beitrag von distiller »

Hallo zusammen,
ich möchte hier noch mal eine andere Version des Schlosses präsentieren. Nach der Klassifikation von MartinHewitt hat der Schlüssel die Kodierung 1517(0)6274A8
Interessant ist, dass das Schloss nur 10 Zuhaltungen hat und das Gehäuse nur teilweise genutzt wird und durch einen Blechstreifen z.T. ersetzt wird. Was sagt Ihr zu dem Riegelwerk? Eine richtig massive Arbeit, wie ich meine. es sieht mir nach Manufakturarbeit aus und dieses Kompaktriegelwerk kam in den DDR-Geldschränken zum Einsatz. Ich sah es in Schränken aus den 60ern, aber auch den 1980er Jahren. Ich würde mich freuen, wenn die Bilder auch im Wiki landen.
Spannend wäre für mich noch, ob es einen rechnerischen Zusammen hang zwischen der Bartkodierung und der Seriennummer gibt. Hier: ES1536

Grüße
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Re: Wer kennt dieses Schloss

Beitrag von Retak »

Danke für die interessanten Bilder!
Diesen Schlosstyp sehe ich hier zum ersten Mal, ich vermute aber, dass das auch ein Produkt der Sächsischen Schlossfabrik (SSF) war.
Schliessungen und Nummern waren wahrscheinlich über eine Tabelle miteinander verknüpft, da gibts sicher keinen mathematischen Zusammenhang.

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distiller
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Re: Wer kennt dieses Schloss

Beitrag von distiller »

Ich habe von der SSF noch eine Info bekommen, dass die Schlösser bis Ende der 1980er Jahre unter dem Namen "MST Schloss" bei der SSF in kleinen Stückzahlen gebaut wurden. "Klein" ist aber etwas unklar, da die SSF als fast alleiniger Hersteller Einsteckschlösser usw. in riesigen Stückzahlen hergestellt hat. Einsatzgebiet der Schlösser waren Tresore (das hab ich selber gesehen :) - von dem Meister kam auch der Spitzname "Pegauer Bombe").

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