Schliessanlage - Generalschlüssel

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stefan-1
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Re: Schliessanlage - Generalschlüssel

Beitrag von stefan-1 »

Nehmen wir mal spaßeshalber ein Bürohaus ohne Schließanlage. Dann muss ein neben dem Eingang ein zweiflügliger Riesentresor stehen, darin viele 5 kg schwere Schlüsselbünde. Aufschrift FSD.

:D

S.
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Christian
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Re: Schliessanlage - Generalschlüssel

Beitrag von Christian »

Wenn beim Gebäude ein FSD vorgeschrieben ist, weil beispielsweise nachts alles menschenleer ist, dann ist auch die maximale Anzahl der Schlüssel vorgeschrieben. So zumindest bei der Feuerwehr Essen. Mit denen alle Türen aufgehen. Also wird man um eine Schließanlage nicht drum herum kommen. Alternativ man alles gleichsperrig machen kann, und per Pincode und E-Öffner dann unterteilt wird. Oder die Bürotüren haben alle Blindzylinder, und der Haupteingang halt eine Einzelschließug. Was nur geht wenn alle Büromenschen untereinander vertrauen.
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schabe78
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Re: Schliessanlage - Generalschlüssel

Beitrag von schabe78 »

Klar ist eine Schließanlage in den allermeisten Systemen immer auch ein Verlust an möglichen Schließvarianten und es besteht meist auch die Möglichkeit, die Schließbefugnisse durch Anpassung des Schlüssels zu "erweitern".

Aber mal im Ernst:
Wie viele können das wirklich und haben dann auch noch die kriminelle Energie, es für Straftaten zu nutzen. Ich denke, es sind verschwindend wenige.
Rein kommt man so ziemlich überall. Der Zylinder, respektive Schließanlage bzw. schwarze Schlüssel, sind aber der seltenste Angriffspunkt.
Um eine Straftat (Einbruch) zu begehen lohnt es sich einfach nicht, die Zeit aufzuwenden, sich derart tief und lang vorbereitend in die Materie einzuarbeiten. Wie beim Picking halt auch.

Ähnlich verhält es sich mit (legalen!!!) scharfen Schusswaffen. Davon gibt es ca. 5 Millionen in deutschen Privathänden. Trotzdem sind Straftaten damit absolut selten.

englishfire
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Re: Schliessanlage - Generalschlüssel

Beitrag von englishfire »

Zurück zum Thema. Ich merke gerade, dass es nicht ausreicht, bei der Herstellung eines Schlüssels aus einem vorhandenen die Profilrippen abzuschleifen. Der Schlüssel wird dann zu dünn.

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Retak
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Re: Schliessanlage - Generalschlüssel

Beitrag von Retak »

Angriffe gegen den Zylinder, egal, ob Anlage oder nicht bzw. teuer oder billig, sind bei Einbrüchen eh selten, es sei denn, der Einbrecher hat einen (schwarzen) Schlüssel. Dominieren tut das Aufbrechen der Türen oder Fenster mit einem Schraubendreher (bei vielen Türen braucht man nicht mal den). Das geht am schnellsten und nur das zählt.
Der "oberste" GHS, der in den gesamten Profilsatz passt, besteht nur aus dem Grundgerüst mit den zur Führung erforderlichen Nuten und Rippen (die mit den Führungsnuten korrespondierenden Rippen darf man natürlich nicht abfeilen). Der ist von Hause aus sehr dünn und leicht zerbrechlich.

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Christian
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Re: Schliessanlage - Generalschlüssel

Beitrag von Christian »

Manche Profile kann man wirklich recht einfach schmal schleifen, dann geht dieses schon mal überall rein. Bei einigen anderen Systemen dann schwieriger ist, weil da "Rillen" nachgefräst werden müssen, und das Grundprofil ist ein dünnes "Zick-Zack" ... so ja die Idee vom GPi oder dem ählichen Profilen von Multi-Schließsysteme (BASi) oder CES ....
Aber meist bei größeren Anlagen der GHS aus einer Kombination vom Profil UND der Einschnitte ist, so leicht ist es nicht mal bei ZAiSS ÜKON ....
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Piel
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Re: Schliessanlage - Generalschlüssel

Beitrag von Piel »

schabe78 hat geschrieben:Aber mal im Ernst:
Wie viele können das wirklich und haben dann auch noch die kriminelle Energie, es für Straftaten zu nutzen. Ich denke, es sind verschwindend wenige.
Rein kommt man so ziemlich überall. Der Zylinder, respektive Schließanlage bzw. schwarze Schlüssel, sind aber der seltenste Angriffspunkt.
Um eine Straftat (Einbruch) zu begehen lohnt es sich einfach nicht, die Zeit aufzuwenden, sich derart tief und lang vorbereitend in die Materie einzuarbeiten. Wie beim Picking halt auch.
Kopierte Generalschlüssel sind auch weniger ein Problem, dafür aber entwendete. Ich denke dass es weit mehr Einbrüche mit gestohlenen Generalschlüsseln gibt als offiziell bekannt ist. Als Geschädigter hat man ja das Problem im Zweifel nachzuweisen dass tatsächlich eingebrochen worden ist. Ich erinnere mich da an diese Einbruchserie in Halle und Magdeburg, dort hat es sehr lange gedauert bis man das Problem ernst genommen hat. In beiden Fällen sind es wohl entwendete Schlüssel gewesen, die Gesellschaften haben selbst aber mehrfach behauptet eine Inventur ihrer Generalschlüssel durchgeführt zu haben. 2015 gab es da ein nettes Zitat: "Dass Unbefugte im Besitz eines Generalschlüssels sind, können wir ausschließen", Ende 2016 war dann klar dass es doch entwendete Schlüssel waren. Ein Austausch der Schließanlage wurde aber immer wieder abgelehnt, da die Kosten zu hoch seien. Damit hatten die Diebe genug Zeit ihr Unfug zu treiben, und ich glaube dass genau dies das entwenden der Generalschlüssel so interessant macht, es bleibt oft länger unentdeckt als ein normaler Einbruch. Auch weil so mancher Verantwortlicher den Verlust nicht zugeben möchte, oder keinen Überblick über seine Schlüssel hat.

Ähnliche Fälle gibt es immer wieder, nur nicht in so großem Ausmaß, daher wird auch nicht so intensiv darüber berichtet. Ich weiß schon warum ich meinen Schließzylinder ausgetauscht habe. Auch bei mir kommt man bis zu meinem Keller bzw. Speicherraum mit dem Generalschlüssel, dort müsste man aber meinen Schließzylinder aufbrechen, und dann könnte ich zumindest meine Hausratversicherung in Anspruch nehmen.

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Retak
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Re: Schliessanlage - Generalschlüssel

Beitrag von Retak »

Generalschlüssel in Wohngebäuden sollen ja eigentlich nur für die Eingänge, sowie Gemeinschafts- und Technikräume passen. Die Täter sind mit den entwendeten Schlüsseln ja wohl auch "nur" in die Häuser und dort in die Gemeischaftsräume, zB. Fahrradabstellräume und Kellergänge, gelangt. Kellerverschläge haben zwar in der Regel mietereigene (Vorhänge-)Schlösser, dennoch ist der Einstieg da meist relativ einfach, auch ohne das Schloss zu zerstören oder sonst etwas deutlich sichtbar zu beschädigen. Es zeigt sich hier aber deutlich, wie kontraprodutiv eine Schliessanlage in Sachen Sicherheit sein kann, vor allem dann, wenn übergeordnete Schlüssel in offenbar großer Zahl im Umlauf sind, nachlässig (nicht im Tresor) verwahrt werden und ihr Verlust dem Eigentümer nicht angezeigt wird. Auch hatte diese Wohnungbaugesellschaft wohl nur einen unzureichenden Überblick über die im Umlauf befindlichen Generalschlüssel.
@Christian: Das mit dem runterfeilen der Rippen geht natürlich nur bei den Uraltprofilen, wie dem hier angesprochenen von Zeiss-Ikon. Neuere Profilserien sind im Aufbau komplizierter, da ist das mit dem modifizieren der Schlüssel schwieriger.

Piel
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Re: Schliessanlage - Generalschlüssel

Beitrag von Piel »

Retak hat geschrieben:Generalschlüssel in Wohngebäuden sollen ja eigentlich nur für die Eingänge, sowie Gemeinschafts- und Technikräume passen.
Eigentlich schon. Hiesige Wohnbaugesellschaften statten auch gerne die Wohnungstüren mit Schließanlagen aus, so wie das bei mir der Fall gewesen ist. Keine Ahnung wie viele GS existieren, aber der Hausmeister, welcher nebenan wohnt, hat einen. Da er damit auch Handwerker in die Wohnungen lässt kommt er damit wohl überall rein. Erst vorgestern habe ich eine Annonce für eine sehr hochwertige Neubauwohnung hier in der Stadt gesehen, dort wurde sogar explizit mit der hohen Sicherheit und hohem Komfort durch die Schließanlage geworben. Diese Schließanlage ist meines Wissens sogar Objektübergreifend. Selbst bei kleineren, privaten Vermietern sind Schließanlagen mit GS hip, wie man auch schon in diesem Forum beobachten konnte.

In Magdeburg ist es sogar so, dass die privaten Kellerräume teilweise gar nicht abgeschlossen werden können, und ein anbringen eines Schlosses sogar oft untersagt wird. Es handelt sich meist um Häuser jeweils 3-4 Kellern, deren Zugang dann durch die Schließanlage eingeschränkt wird. Genau da liegt ja auch dass Problem, dass man keine Einbruchsspuren erkennen kann wenn man nicht einmal ein kleines Vorhängeschloss anbringen kann bzw. darf. Wie hoch die Dunkelziffer ist lässt sich natürlich schwer einschätzen, aber ganz so selten ist der Missbrauch von Generalschlüsseln definitiv nicht. Natürlich gibt es Fälle in denen Schließanlagen unverzichtbar sind, aber mir fällt kein Grund ein wieso ich als Vermieter das ganze Haus mit einer Schließanlage ausstatten sollte, dafür aber sehr viele Gründe dagegen. Siehe Magdeburg, da können für den Austausch der Anlagen schnell mal 1,5 Millionen Euro zusammen kommen. Ähnliches gilt beim Schlüsselverlust, zwar haftet ein Mieter beim Verlust eines Schlüssels, doch greift mal einen armen Mann in die Taschen.

Zurück zum Thema: Bei manchen Profilen werden untergeordnete Schlüssel bewusst so geschliffen dass man sie nicht runterfeilen kann ohne dabei den Schlüssel zu zerstören. Es befinden sich dann z.B. überflüssige Rillen im Profil, genau gegenüber der Stelle die man bearbeiten müsste. Beim GHS fehlt dann diese Rille. Früher war man diesbezüglich etwas weniger kreativ, was auch an der mangelnden Verfügbarkeit von Computern und Software lag.

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stefan-1
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Re: Schliessanlage - Generalschlüssel

Beitrag von stefan-1 »

Na, dann stelle ich einen großen "Koffer" in meinen Kellerraum. Aus Multiplex, alles von innen verschraubt und mit einem fetten Abloy oder Anchor dran.

S.
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