Eine Anleitung zur Reinigung (einfacher) Schließzylinder.

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Marinopick
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Eine Anleitung zur Reinigung (einfacher) Schließzylinder.

Beitrag von Marinopick »

Gerdae für Anfänger ist das hier besonders hilfreich, daher bitte ich den
Admin den Beitrag fest zu pinnen, damit er nicht untergeht

Grundsätzlich zu diesem Beitrag:
Die hier erklärte Herangehensweise richtet sich in erster Linie an Laien und Anfänger,
da hier auf den Einsatz von Spezialwerkzeug verzichtet wird!

Da ich schon öfter von Eltern oder anderen gefragt wurde, wie man Schlösser sauber macht, speziell das Zerlegen,
habe ich mir mal Gedanken gemacht, wie ich das hier in Kürze erklären kann.

Erstmal vorne weg:
Schließzylinder bestehen aus mehr oder weniger Einzelteilen. Ich gehe hier
von der Standardversion eines ABUS aus, wie man ihn im Baumarkt erwerben kann.
IMG_7055.JPG
Wenn er nur gering verschmutzt ist, kann er zunächst einfach in Aceton oder Waschbenzin gelegt werden.
Am besten Abends einlegen und Morgens weitermachen. Er kann dann einfach ausgeschüttelt
werden(Zewa drunterhalten)und dann lange genug trocknen lassen, bis man keinen Geruch vom
Lösemittel mehr riecht.
Sollte er jedoch wie auf dem Foto aussehen, sollte man ihn jedoch demontieren.
Bevor ich jetzt aushole noch kurz zur Pflege der Schlösser: man sollte als einziges Gleitmittel
Graphitstaub benutzen, besser noch gar nichts und Öl hat darin nichts zu suchen. (gehe im Folgenden noch darauf ein)

Zunächst sollte das Werkzeug bereit gelegt werden.
IMG_7062.JPG
Hierzu auch noch ein Kommentar meinerseits: Ich persönlich halte Die ganzen Spezialwerkzeuge
von Multipick und co für Privatanwender für Geldschneiderei.
Wer nur einen oder zwei Zylinder bearbeiten muss, kommt mit meinen selbstgebauten Werkzeugen
genauso gut über die Runden.
Da ich wie gesagt nur diese Werkzeuge nehme, dauert es zwar länger, ist aber auch für den Anfänger realisierbar.

Da wäre zu erst die Spitzzange, die ich flach gefeilt habe, um den Haltering zu öffnen und hinterher
wieder zu schließen, dann eine Gefäßklammer wie sie in der Medizin genutzt werden
und eine etwas größere längere Nähnadel, um den ersten Stift beim Zusammenbau runterzudrücken.

Also werden als erstes die Ringe links und rechts der Schließnase aufgebogen und
entfernt. Solange kein Schlüssel eingesteckt ist, fällt noch nichts raus.
Jetzt ziehen wir den ersten Kern mit gedrehtem Schlüssel langsam raus.
Man hört die federn hochspringen. Wichtig ist, dass alle Teile in eine verschließbare
Dose getan werden. Beim Zweiten Kern empfehle ich eine Handhaltung wie im unterem Bild,
damit nichts wegfliegt.
IMG_7059.JPG
Ist alles raus bzw. so weit zerlegt wie es geht(verklebte Schlösser werden erst 24 Stunden in Aceton gehängt)
werden alle Teile in einem leeren Marmeladeglas mit Aceton drin getan und verschlossen.

Das ganze bleibt dann 4-5 Stunden stehen und ab und zu geschwenkt um den Effekt zu verbessern.
Härtere Verschmutzungen werden mit einem dünnen Haarpinsel entfernt.
IMG_7058.JPG
Man sieht schon den abgelösten Dreck.

Nach dem Abpinseln und Trocknen wird Zusammengebaut.

In den Kern kommt der Schlüssel. dann werden die Stifte mit der Spitze so eingesteckt, dass alle Bündig abschließen.
IMG_7061.JPG
Für die Folgende Arbeit hat sich die Gefäßklammer bewährt.

Dann werden im Schließkanal die Federn in die Löcher gesteckt. Dann kommt in das vorderste Loch einer der Gehäusestifte und wird
mit der Nadel unten gehalten.Nun wird der Kern um 20 Grad gedreht eingesetzt und soweit geschoben bis er an die
nächste Feder stößt. Nicht zu fest drücken, da man sonst die Feder abschert, weil diese sehr dünn und weich sind.

Nun wird von hinten immer ein Stift eingesetzt und weitergeschoben.

Man sollte dazu immer zwei Schlüssel haben und es immer gleichzeitig auf beiden Seiten tun.
Nach den beiden innersten Stiften nicht ganz durchschieben, sondern erst die Kupplung mit Schließnase einlegen.
Später geht es nicht mehr.
Jetzt werden die Kerne bis zum Anschlag reingeschoben und die Ringe mit der Zange wieder
zugedrückt, bis sie richtig eng anliegen wie vorher eben.

Jetzt noch kurz Prüfen, ob alles sauber läuft und man ist fertig.

Wie man sieht ist die Zylindermontage keine Hexerei und kann auch unter Beachtung einiger Punkte
locker vom Privatanwender erledigt werden und nicht immer ist dann ein neues Schloss von Nöten.

Generell noch eine Erfahrung von mir: Alle Bohrmulden und Wendeschlösser sollten
dem Fachmann gegeben werden bzw. mit Sicherungskarte nachbestellt werden, da diese aus
bis zu 100 Teilen bestehen können und sehr schwer zu montieren sind.
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Zuletzt geändert von Marinopick am 1. Mai 2017 10:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Eine Anleitung zur Reinigung (einfacher) Schließzylinder.

Beitrag von Marinopick »

Was ich vergaß: Eine Demontage ist immer die gründlichste aller Reinigungsarten und ich persönlich arbeite nur noch so.
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Re: Eine Anleitung zur Reinigung (einfacher) Schließzylinder.

Beitrag von boianka »

Danke ! - Schöne Anleitung !
Marinopick hat geschrieben:Was ich vergaß: Eine Demontage ist immer die gründlichste aller Reinigungsarten und ich persönlich arbeite nur noch so.
In Zukunft wird Dir diese Werkzeugidee helfen, den Reinigungsprozess deutlich zu erleichtern . . .

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Re: Eine Anleitung zur Reinigung (einfacher) Schließzylinder.

Beitrag von Marinopick »

Dieses Tool besitze ich bereits(selber gebaut ohne Anleitung), wollte aber einmal Demonstrieren,
wie man es mit den simpelsten Dingen im Haushalt realisieren kann.
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Re: Eine Anleitung zur Reinigung (einfacher) Schließzylinder.

Beitrag von stefan-1 »

SGH hat da ein schönes Video, wie man einen Stiftschuh aus Federstahldraht biegen kann.

Im übrigen halte ich Preise für Spezialwerkzeug nicht für überteuert. Wie du richtig bemerktest, ist für den gelegentlichen Privateinsatz dieses Spezialwerkzeug aber nicht unbedingt erforderlich. Es ist jedoch äußerst bequem.

Und wenn der Zylinder nicht in eine Tür muss, kann man den Kern auch mit, ggf. umgearbeiteten, Seegeringen (jaja, Seeger-Ringe, Sicherungsringe) halten, muss ja nicht in das PZ-Loch eines Schlosses reinpassen. Wilka bspw. haben ja diese "Einwegringe", da kann man sich so gut helfen.

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Re: Eine Anleitung zur Reinigung (einfacher) Schließzylinder.

Beitrag von Marinopick »

Die preise waren ja auch nur meine Meinung.
Jede andere ist natürlich berechtigt.

Man kann sich jedoch einige der Werkzeuge Feilen, fräsen oder biegen.

Und bisher mussten alle wieder eingebaut werden also nix mit Sprengring.
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Re: Eine Anleitung zur Reinigung (einfacher) Schließzylinder.

Beitrag von stefan-1 »

Keine in Benutzung befindliche Zylinder zu Sportzwecken nutzen.

a) können sie Schaden nehmen (Anlagenplättchen, Fallen).

b) hinterlässt das Spuren, die im Falle eines Einbruchs o.ä. bei einer forensischen Untersuchung zu Fehlschlüssen führen können.

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Re: Eine Anleitung zur Reinigung (einfacher) Schließzylinder.

Beitrag von Retak »

Das ist ja auch immer meine Rede, diese teuren Spezialwerkzeuge, insbesondere die Zangen, braucht nur der Profi, der pro Tag x Zylinder zusammenbaut. Für den Bastler und Lockpicker ist das absolut unnötig, da kann man improvisieren. Was mn sich allerdings gönnen sollte, ist eine (selbstgebaute) Stiftklammer (oder Stiftschuh), dann kann man nämlich den Zylinder picken, 180° drehen, die Stiftklammer reinschieben und dann den Kern rausziehen. Das hat den Vorteil, dass alle Kleinteile erstmal an ihrem Platz bleiben und man die Gehäusestifte einen nach dem anderen entnehmen kann, so dass man genau weiss, welcher wo war und das beim Zusammenbau beachten kann, bei alten Zylindern, wo sich Stifte und Bohrungen aufeinander eingeschliffen haben, ist das von Vorteil.
Wenn man noch keine umfassende Erfahrung mit der Zylinderdemontage und -montage hat, sollte man übrigens von Schliessanalgenzylindern lieber die Finger lassen.

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Re: Eine Anleitung zur Reinigung (einfacher) Schließzylinder.

Beitrag von Marinopick »

An stefan-1 Das weiß ich ja und deshalb jage ich auf Flohmärkten immer den Schlössern hinterher und wenn Türen entsorgt werden rufe ich immer hier brauche das Schloss.

Hab da eine Nette kleine Sammlung zu hause liegen.
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Re: Eine Anleitung zur Reinigung (einfacher) Schließzylinder.

Beitrag von Marinopick »

[quote=Wenn man noch keine umfassende Erfahrung mit der Zylinderdemontage und -montage hat, sollte man übrigens von Schliessanalgenzylindern lieber die Finger lassen."Retak"][/quote]

Das meinte ich mit Bohrmulden und Spezialschlösser.

Erst nach dem gefühlt 20 Normale bearbeitet hatte, hab ich es mal Versucht bei einem der einseitig hin war.

Der hängt nun in Teilen im Bilderrahmen über meinem Schreibtisch.
Gibt eine Schüöne 3D Explosionsskizze. löl löl
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