Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

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Piel
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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von Piel »

fripa10 hat geschrieben:Koksa hat auch noch kein Fax von EVVA erhalten, oder? :D

Ich persönlich stelle mir unter einem Ziehschutz etwas deutlich Anderes vor, als es die EVVA-Zylinder mit dem Standardziehschutz letztlich liefern. Seriöserweise sollte man das nicht als Ziehschutz bewerben, denn mit einem Ziehschutz asoziiert man begrifflich, daß der Zylinder vor dem Ziehen geschützt sei.

Schutz heißt, ein bestimmter Erfolg, vor dem geschützt wird, tritt nicht ein. So ist es hier aber gerade nicht, von daher ist die Ware mangelhaft, da ihr eine zugesicherte Eigenschaft fehlt.
Danke, genau das ist mein Eindruck. Mir fehlt bei der Angabe bez. des serienmäßigen Ziehschutzes das kleine Sternchen, welches dann zu einer Fußnote führt, wo diese Behauptung dann wieder relativiert wird, ohne wieder etwas konkretes zu nennen. Quasi so: "höherer Kraftaufwand im Vergleich zu herkömmlichen Zylindern", oder "im Vergleich mit Zylindern ohne Ziehschutz". Es ist ein ähnliches Problem wie bei den Tresoren, jeder kann schreiben was er will. Natürlich liegt es auch an den Kunden, allerdings muss man schon erheblich viel Zeit investieren um speziell bei den Profilzylindern die Spreu vom Weizen zu trennen.

Ob Koksa schon mal ein Fax von EVVA bekommen hat weiß ich nicht, aber zumindest scheint EVVA schon mal eine Stellungnahme zum MCS gemacht zu haben (wobei diese anscheinend nicht mehr im Forum verfügbar ist). Es hält ja niemand EVVA davon ab zu dem Test der Stiftung Warentest eine Stellungnahme zu schreiben.
boianka hat geschrieben:Selbst wenn ! - Die Stiftung hat ein dickes Fell, - da ändert sich gar nix . . .
Es geht nicht nur darum etwas zu ändern, sondern um eine Stellungnahme zu den Testmethoden und Ergebnissen. Sag mal dem Herrn Dyson dass es nichts bringt sich mit denen zu streiten, oder Ritter Sport. Wobei es im Fall von Ritter Sport möglicherweise eher kontraproduktiv war. Oder halt Biketec und Bosch. Nicht ohne Grund hat der Ruf von Stiftung Warentest gelitten. Nur wer macht es denn besser? Auf der anderen Seite gibt es halt genügend Beispiele was passiert wenn man den Herstellern nicht regelmäßig auf die Finger schaut. Aber Du hast schon recht, ich wünschte mir auch wieder mehr Transparenz und Praxisnähe bei den Tests.

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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von boianka »

Piel hat geschrieben:zumindest scheint EVVA schon mal eine Stellungnahme zum MCS gemacht zu haben (wobei diese anscheinend nicht mehr im Forum verfügbar ist).
Sie war es nie ! :wngn:

Piel
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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von Piel »

Auf Seite 3 aber schon. Ich hatte diesen Thread noch wage im Kopf und wunderte mich gerade beim lesen der ersten Seite, warum da nix stand. ;)

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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von boianka »

Piel hat geschrieben:Auf Seite 3 aber schon.
Da schon . . .

fripa10
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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von fripa10 »

Die Antwortpolitik von EVVA ist unsäglich. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, daß das Unternehmen es nicht für nötig befindet, Fragen zu beantworten. Die Antwort die ich schließlich bekommen habe, bekam ich nur, da ich die internen Strukturen umgangen und direkt Kontakt mit dem Chef aufgenommen habe, der sich dann allerdings fast umgehend persönlich bei mir gemeldet hat.

Ich suche bei Problemen oder Mängeln meist den schnellen Kontakt zu den Herstellern des jeweiligen Produkts und habe da äußerst unterschiedliche Verfahrensweisen erlebt. Eine relativ große Zahl von Unternehmen macht es wie EVVA und schweigt. Das erlebe ich gerade mit der Armaturenfirma SCHELL, die wollen mit ihrem Wasserhahn der nur vier bis fünf Monate funktioniert hat offenbar nichts zu tun haben.

Andere Firmen verweisen wortkarg darauf, daß man sich ausschließlich an den Fachhandel zu wenden hätte, der seinerseits meist empfiehlt, den Hersteller zu kontaktieren.

Ganz anders lief es beim Werkzeughersteller GEDORE, der nicht nur postwendend reagierte, sondern auch eine äußerst kulante Regelung traf. Für einen beschädigten Maulschlüssel schickte man mir einen kompletten Satz als Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten.

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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von Janvi »

mit Schell habe ich zufällig ausserordentlich gute Erfahrungen gemacht. Als Unbekannter angerufen und erzählt was ich suche: Ein Eckventil für WC Spülkasten. In der gesuchten Ausführung nicht im Sanitärgroßhandel beschaffbar und auch nicht im Schell Katalog. Ach ja, kennen wir, ist ein OEM Design weshalb wir das leider nicht verkaufen dürfen. Dann hats Rabam gemacht und das Teil ist am nächsten Tag kostenlos in meinem Briefkasten gelegen. Hat mir die Wand aufschlagen und neu Fliessen gespart weshalb es ein großes Lob für den Schell Service von mir gibt.

Bei den Wasserhähnen ist das natürlich so eine Sache mit dem Verschleiss. Grohe kosten im Fachhandel 100 Euro plus Mwst. und im Baumarkt sehen die exakt gleich aus zu 19,99 Euro. Also habe ich im Baumarkt die Kopie gekauft
welche nach 2 Wochen gehakt hat und die dann im Fachgroßhandel als Reklamation gegen ein echtes Teil umgetauscht. Wempe hat an meiner Rolex auch noch keinen Verdacht geschöpft wie keiner der vorrätigen Schlüssel zum Öffnen des Gehäuses nicht richtig passen wollte, mich aber höflich und korrekt heim geschickt wie ein Plastikwerk zum Vorschein kam. Also, woher weist du dass du einen echten Schell hast ?

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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von Retak »

Apropos 150kg....das ist ein Druckfehler, da wurde schlicht eine Null vergessen. Die Kraft in der korrekten Einheit ist richtg angegeben: 15kN, das entspricht in etwa der "volkstümlichen" Angabe von 1500 kg. Ein Zylinder, der das mindestens aushält, gilt wohl als ziehgeschützt. Heute gibt es allerdings wohl auch schon Zugschrauben, die (gerade eingedreht) diese Zugkraft vertragen. Man sollte deshalb (ausser bei Zylindern, in die sich keine Zugschraube heil eindrehen lässt) dem Begriff "ziehgeschützt" lieber nicht so sehr vertrauen und grundsätzlich einen Beschlag mit Kernschutz verwenden.

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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von Piel »

Ja, dass mit den 150 Kilogramm kam mir auch merkwürdig vor. So wie ich den Test verstehe, hat der EVVA 3KS nicht den 15 kN stand gehalten, und somit auch nicht die von EVVA angegebene VDS Klasse erreicht, anders als der ISEO Gera oder der DOM. Der ISEO Gera kommt wohl ganz ohne VDS Klasse daher, wurde deshalb nicht Testsieger obwohl er die Tests bestanden hat, sogar besser als der DOM? Zugegeben, irgendwie alles etwas undurchsichtig.

Die entsprechenden Anforderungen der einzelnen VDS Klassen sind in diesem Dokument aufgeführt.

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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von fripa10 »

Janvi hat geschrieben:Also, woher weist du dass du einen echten Schell hast ?
Auf der Schachtel steht SCHELL, Made in Germany. Daraus wagte ich mir den Schluß zu ziehen, es mit einem deutschen (Original-)Produkt zu tun zu haben.

Einen Verschleiß konnte ich beim Zerlegen nicht feststellen, dafür war die Kammer für die nicht steigende Spindel voller Wasser, obwohl es sich lt. Verpackung um ein Fettkammeroberteil handeln soll. Es gibt da einen O-Ring, der diesen Bereich eigentlich abdichten soll, dreht man aber das Ventil komplett zu, scheint diese Dichtung zu weit herauszukommen und verliert dann ihre Wirkung. Will man das Ventil dann wieder öffnen, wird die Drehbewegung nach einer 3/4 Runde blockiert, weil sich der O-Ring nicht mehr ohne Weiteres in die Engstelle begeben möchte.

Das ist meiner Einschätzung nach eine Fehlkonstruktion, die anfangs noch funktioniert, weil da noch genug Armaturenfett die Bewegung unterstützt. Ist das Fett dann im Laufe einiger Monate durch Kalkablagerungen ersetzt, geht das Ding nicht mehr. Der O-Ring scheint schlichtweg um einige mm zu weit in Richtung Ventildichtung angeordnet zu sein, bzw. der Stempel ist zu kurz. Vielleicht hat man nach der Ursprungskonstruktion da mal ein paar mm Material weggespart und nun hat der Kunde den Salat.

Unter meiner Küchenspüle habe ich zwei Fettkammer-Eckventile ebenfalls von SCHELL, trotz Fettkammer waren die nach ca. zwei Jahren nicht mehr zu bewegen, das soll eine Fettkammer ja gerade verhindern, tut sie hier aber nicht.

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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von decoder »

Auch wenn der Test von der Methodik her nicht überall perfekt war, finde ich es erstaunlich, dass der 3KS im Zugtest durchgefallen ist. Insbesondere, weil er er somit, wie Piel bereits gesagt hat, nichtmal den Werten der ausgeschriebenen VdS Klasse standhält. Wäre auf jedenfall interessant, zu erfahren, wie das passieren konnte.

Was mich auch sehr stört ist, dass der Schlagschlüsseltechnik exakt keine Bedeutung zugemessen wurde. Definitiv ein Fehler, denn diese Methoden sind noch schneller durchführbar als Manipulation (und das wurde ja zumindest oberflächlich getestet).

Der Testsieger DOM RS8 ist ein solider Zylinder, allerdings ist er eigentlich immer noch (verhältnismäßig einfach) manipulierbar. Was mich interessieren würde, wäre auch, ob er schlagbar ist, oder ob das durch das Profil ausreichend verhindert wird (es ist immerhin defacto ein "normaler" Stiftzylinder). Ich glaube dennoch, dass man bei dem Zylinder sicherlich keinen Fehlkauf tätigt.

Beim ISEO Gera (nehme an WS, weiß jemand genau welches Modell?) wäre sicherlich auch ein Angriff mittels Schlagschlüssel möglich, und solang es sich nicht um die MC Variante mit Magnet handelt, dürfte das sogar ziemlich einfach sein.

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