Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Zerstörungsfreie Schlossöffnung, Fragen zu den verschiedenen Werkzeugen und freier Informationsaustausch

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Piel
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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von Piel »

Janvi hat geschrieben:Der Tresortest ist doof und weghebeln kann ich jeden Tresor wenn er kacke angedübelt ist oder gar an einer Gipskartonwand hängt. Dass bei einem chinesischen Billigtresor keine zugelassenen Wandanker dabei sind dürfte auch klar sein.
Der Tresortest ist nicht doof, die Befestigung muss so ausgeführt sein, dass sie einen sicheren halt gewährt wenn der Tresor wie vom Hersteller beschrieben befestigt wird. Und genau dies ist hier niemals der Fall. Natürlich kann man mit entsprechenden Aufwand jeden noch so schlechten Tresor halbwegs sicher machen, ich kann den Schrank auch rundrum in Beton einlassen und evtl. noch die Türe und den Falz verstärken. Bei einem guten Tresor mit anständiger Verankerung ist dies aber gar nicht notwendig. Und einem starken Hebelwerkzeug wird auch der Schrank von Pearl nicht standhalten, damit sollte man aber bei den Einbrecherbanden mittlerweile fest rechnen.

Der Tresor ist schrott. Und anders als bei so manch anderen Gegebenheiten gilt beim Tresor nicht der Grundsatz: "Lieber einen billigen, weniger sicherer Tresor als gar kein Tresor." Eher umgekehrt: "Lieber gar keinen Tresor, als einen unsicheren." Aber damit redet man sich heutzutage leider den Mund fusselig.

Damit sage ich nicht dass Deine Lösung schlecht ist, nur kaum jemand betreibt so einen Aufwand, bzw. viele können so einen Aufwand gar nicht betreiben.

fripa10
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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von fripa10 »

Gegen einen billigen und schlechten Tresor ist nicht grundsätzlich etwas einzuwenden. Insbesondere dann nicht, wenn man ihn leicht abreißen und mitnehmen kann. Der Trick besteht darin, solch einen Tresor zwar "anzubieten", aber in ihm die wertvollen Dinge nicht zu lagern. Einfach mit ein paar Metallteilen und Altpapier füllen.

Nachdem die Einbrecher die vermeintlichen Wertgegenstände in kompakter Verpackung mitnehmen können, werden sie kaum noch intensiver an anderen Stellen nach solchen suchen. Denn wozu schafft sich jemand einen Tresor an, wenn er seine Wertsachen dann nicht in ihm verstaut.

Piel
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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von Piel »

Dieser Trick mit dem Honigtopf funktioniert bei den professionellen Einbrecherbanden nicht, höchstens bei Gelegenheitsdieben. Ich war erst vor kurzem bei einer entsprechenden Infoveranstaltung der Polizei, dort kam die gleiche Frage auf. Der für diesen Kreis zuständige PHK hat uns daraufhin erklärt dass auch bei den Fällen wo Tresore als ganzes verschwunden sind alles bis ins letzte Eck durchsucht wurde. Da es sich teilweise um kleinere Tresore mit elektronischem Zahlenschloss handelte geht die Polizei daher davon aus, dass die Einbrecher nicht nach einem Schlüssel gesucht haben, sondern ganz gezielt nach weiteren Wertsachen suchten. Selbst gefaltete Wäsche wurde dann noch durchwühlt und Bücher aus dem Regalen gerissen. Der PHK vermutet sogar, dass ein solcher Tresor die Täter dazu animiert noch genauer zu suchen. Z.B. nach der aus Bequemlichkeit nicht weggeschlossenen Uhr, oder nach Schmuck den die Frau am Vortag getragen hat.

MartinHewitt

Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von MartinHewitt »

Die müssen sich dann aber ganz schön Zeit nehmen.

Wenn so ein Honigtopf die Einbrecher zum Wühlen animiert, dann wird es ein richtiger Tresor doch auch tun, oder?

fripa10
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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von fripa10 »

Die polizeilichen Beratungen sind zuweilen von fragwürdiger Qualität. Viele der Billigtresore verfügen heutzutage über ein Elektronikschloß und würden damit in die Kategorie fallen, die der PHK dort genannt hat. Gleichwohl verfügen diese Büchsen über eine Notentriegelung per Schlüssel und genau nach dem könnte in der Wohnung gesucht worden sein.

Die Logik wonach ein vorhandener Tresor gar dazu animieren soll, die Wohnung noch genauer als sonst zu durchsuchen, erschließt sich mir nicht. Die meisten Wohnungen verfügen über gar keinen Tresor, demnach kann dort der am Vortag getragene Schmuck nie eingeschlossen werden. Daß der dann ausgerechnet in einer Wohnung herumliegen soll, die über einen Tresor verfügt, ist meiner Einschätzung nach von deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit als die 100% in einer Wohnung ohne Tresor.

Ich bin mir nicht sicher wie gut die analytischen Fähigkeiten einer Polizei sind, die gerade mal 16,9% der Wohnungseinbrüche (bundesweit, Stand 2016) aufzuklären vermag.

Piel
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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von Piel »

Uns wurde erklärt dass es meisten eine kleine Gruppe ist, einer steht schmiere, während drei oder vier andere die Wohnung durchsuchen. Und wenn man so manche Wohnung nach einem Einbruch sieht weiß man wie sorgfältig die Suchen. Zeit ist halt relativ, wenn man keine Rücksicht auf das Inventar nimmt sind 15 Minuten für drei oder vier Leute viel Zeit.

Und warum sollten die nach dem Schlüssel für die Notentriegelung suchen, wenn sie die 15 Kilo-Kiste bequem wegtragen konnten? Ich habe ja nicht gesagt dass ein vorhandener Tresor die Einbrecher dazu aminiert noch genauer zu suchen, aber er verhindert dass wühlen nicht zwangsläufig. Und genau dies ist ja der Sinn eines solchen Fake-Tresors. Nur wenn ein Tresor vorhanden ist, den die EInbrecher leicht entfernen können, warum sollten sie die restliche Zeit nicht noch nutzen um evtl. was wertvolles zu finden?

Ein Honigtopf lässt sich ja leicht und schnell mitnehmen oder aufbrechen, dann bleibt Zeit zum wühlen. Ein guter Tresor hingegen hält dagegen sehr lange stand und bindet "Personal". Die Zeit die man dort investiert bevor man merkt dass man nicht weiter kommt fehlt dann zum wühlen. Letztendlich wird man im Zweifel aber nie verhindern können dass die Wohnung verwüstet wird, egal ob Honigtopf oder nicht. Nur ich halte es auch für unwahrscheinlich dass eine solche Einbrechertruppe nur den Fake-Tresor mitnimmt und sich nicht anderweitig im Haus umsieht. Man wird sich wohl aufteilen, einer nimmt den Tresor in Angriff, der Rest sucht in der Wohnung.

Natürlich kann man einen richtig guten Tresor als Honigtopf aufstellen, nur den könnte man dann auch genauso gut nutzen. Egal wie ich es drehe, ein Honigtopf macht für mich wenig Sinn, ich würde mich damit nicht sicherer fühlen. Dann bleibe ich lieber bei meinem Bankschließfach (was auch keinen 100% Schutz bietet).

MartinHewitt

Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von MartinHewitt »

Auch so ein richtig gut verankerter Tresor.
https://www.youtube.com/watch?v=7HI_JIMGEAE

Janvi
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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von Janvi »

fripa10 hat geschrieben:Die polizeilichen Beratungen sind zuweilen von fragwürdiger Qualität. -----
Ich bin mir nicht sicher wie gut die analytischen Fähigkeiten einer Polizei sind, die gerade mal 16,9% der Wohnungseinbrüche (bundesweit, Stand 2016) aufzuklären vermag.

Bei einem Diebstahl (Einbruch ohne Zerstörung) kam der Kommissar auch mit einem Drahthaken und wollte mir zeigen, wie wichtig es ist, daß Türen mit Wechselbeschlag auch
noch geschlossen sind. Es waren aber alle gefälzte T30-RS wo er mit seinem Hakenteil so auf die Schnelle ziemlich Pech hatte. Profis mögen vielleicht besser sein und es mag
auch Türen mit etwas mehr Spiel geben aber wenn die Polizei mal wieder weg ist, interessiert die sowas kaum mehr. Erst bei Mord wird dann mehr Aufwand betrieben.

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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von fripa10 »

MartinHewitt hat geschrieben:Auch so ein richtig gut verankerter Tresor.
https://www.youtube.com/watch?v=7HI_JIMGEAE
Massiiiiiiv!

Diese Pappschachtelhäuser in Amerika beeindrucken mich immer wieder, nichtmal Dämmwolle im Gefach.

Piel
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Re: Stiftung Warentest - Schließzylinder 2017

Beitrag von Piel »

Der Tresor lässt sich wahrscheinlich mit bloßen Händen aus der Wand reißen, auch nicht schlecht. Bei diesen Pappwänden reicht ein Fußtritt und man ist im anderen Zimmer. Aber der der Tür würde ich dass Ding auch nicht Safe oder Tresor nennen, eher ein Schlüsselkästchen.

Dämmwolle ist je nachdem wo das Haus steht auch nicht notwendig, aber man kann sich gut vorstellen warum diese Dinger bei einem Tornado weg fliegen. Einen Safe vernünftig zu montieren wird da wohl keine leichte Aufgabe sein. Dafür sind diese Häuser halt auch spottbillig, zumindest im Vergleich zu einem deutschen Massivhaus. Aber das ist möglicherweise eine Erklärung dafür, dass Bodentresore in den USA recht verbreitet sind.

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