Werkzeuge härten - Erfahrungen?
Verfasst: 11. Dez 2017 20:27
Kalt oder warm biegen, nicht beim Schleifen ausglühen lassen - Härtung ist wohl doch ein Thema. Was ist Meinung, was ist Sache? Darüber habe ich bei Durchsicht der Überschriften von Foren-Postings seit 2002 kaum etwas gefunden.
Ich bin aber kein Metallurg, bei meinen Bastelmaterialien steht die Stoff-zusammensetzung nicht drauf und ich habe auch kein kontrollierten Wärmeverlauf. Also waren nur ein paar Versuche drin: dasselbe Material auf mittleres Orange ausglühen und an der Luft abkühlen lassen (wird es weich? ist es kalt verformbar?) und dito, in Wasser stecken (wird es hart? wie verhält es sich, wenn man's ansägt? Bricht es leichter?).
Viel oder gutes Bastelmaterial habe ich ja nicht da. Meine Versuche waren Folgende. Bemerkungen: Die "Kombizange" ist uralt und war für ein paar Pfennige zum Hantieren mit glühenden oder frisch geschweissten Eisenstücken auf dem Flohmarkt gekauft. Was mit der nicht abzuknipsen geht, ist recht zäh oder hart. Die Rundzange hat sich verengende (kegelförmige) Backen und wurde ungefähr am Durchmesser von 4mm genutzt (also viel weiter, als man z.B. für das Biegen eines Spanners braucht). Anritz- oder Sägeversuche wurden mit einem original "PUK Germany" Sägeblatt gemacht.
Bitte beachten: unten steht, wie sich die Ausgangsmaterialien verhalten, wenn man sie glühend macht und nach dem Abkühlen biegt. Hintergrund ist die Frage, wie sie sich im Gebrauch an der Bruchgrenze verhalten. Meine "gut funktionierenden" selbstgemachten Werkzeuge wurden dagegen bei der Herstellung in glühendem Zustand gebogen. Dabei geht alles, ohne daß sie brechen.
a.) 1.2mm "Federstahldraht" (mein Hook, gut funktionierend).
Im Lieferzustand, nicht erhitzt gewesen: bricht beim Biegen um besagten 2-mm-Radius gleich bei 90 Grad. Hin- und Zurückbiege-Test erübrigt sich damit. Geht mit der Kombizange nicht abzuknipsen. Wird mit vier energischen Hüben (so, wie ich das Sägeblatt einspanne, Zügen) der PUK-Säge zur Hälfte durchgesägt.
Ausgeglüht: geht mit einer kleinen Rundzange um 180 Grad zu biegen. Lässt sich mit besagter Rundzange 6x um 180 Grad und zurück biegen, bevor er bricht. Geht mit meiner Kombizange bei mäßiger Handkraft abzuknipsen. Ist mit vier energischen Hüben (so, wie ich das Sägeblatt einspanne, Zügen) der PUK-Säge durchgesägt.
Extra gehärtet: geht viel schwerer rundzubiegen. Geht mit der Kombizange nicht abzuknipsen. Bricht nach 4x hin- und herbiegen um 180 Grad. Wird mit 4 Hüben zu 70% durchgesägt.
Erkenntnis: Wieder-härten bei so gutem Stahl geht und ergibt eine Art Zwischenzustand, verformt sich nicht so leicht wie ausgeglüht.
b.) Untaugliches weiches altes Sägeblatt in "PUK" Größe, Stärke 0,55mm, mit Zähnen gut 4mm breit, eigentlich ein schönes Ausgangsformat für Picks, glaube ich.
Auslieferungszustand: Bricht nach dem fünften Mal Biegen um 180 Grad. Ist nach zweieinhalb Zügen mit dem echten PUK-Sägeblatt durchgesägt.
Ausgeglüht: Bricht beim Biegen nach dem siebten Mal auf knapp 180 Grad. Geht mit der Kombizange nicht abzuknipsen, bricht mit ihr (also nicht um den 2-mm-Radius der Rundzange gebogen) aber nach 2x um ca. 30 Grad hin- und herbewegen. Abgesägt mit vier Hüben.
Gehärtet: Bricht beim Biegen nach höchstens 10 Grad wie Glas. Geht mit der Kombizange nicht abzuknipsen, bricht aber bei der kleinesten Bewegung. Die vier Millimeter Breite ist mit vier Hüben voll durchgesägt.
Erkenntnis: Man kann immerhin die Härtung mit Hausmitteln beeinflussen und einen Stahl, der meiner Ansicht nach sehr minderwertig ist und vom Hersteller dafür zu großer Sprödigkeit gehärtet worden ist, wieder weicher und damit bruchfrei bearbeitbar machen.
c.) Edelstahl-Draht 3mm (mein Spanner, gut funktionierend):
Lieferzustand: Bricht nach 2x hin- und herbiegen um ca. 135 Grad, nach dem erstenmal Biegen nicht um die Rundung einer Rundzange, sondern mit scharfem Knick an einer Gripzange getestet. Klar, geht nicht mit der ollen Kombizange durchzuknipsen, ein 450-mm-Bolzenschneider erledigt das aber wie durch Butter und kriegt auch keine Scharten. Zwölf Züge mit der Säge (entspricht, nach der Querschnittsfläche umgerechnet, zwei Zügen bei einem 1.2mm Draht) reichen zum Durchsägen.
Ausgeglüht: nicht getestet (Kleiderbügel werden wohl nicht gehärtet, also gibt es keine Härtung durch Ausglühen rückgängig zu machen).
Gehärtet: Bricht nach 3x hin- und herbiegen um ca. 135 Grad an der Gripzange (keine schonende Rundung). Geht mit der mir verfügbaren Handkraft mit der Kombizange nu ein wenig einzukerben. Durchgesägt mit 10 Zügen.
Erkenntnis: Bei ungeeignetem, nie für Werkzeuge gedachtem Edelstahl, hier von Kleiderbügeln, ist durch Härten nichts zu ändern.
Gesamt-Fazit: Mit einem Jet-Feuerzeug kann ich Draht bis 3mm Stärke auf eine Länge von 15-20mm glühend machen, biegen, auf eine geringere Stärke austreiben und hinterher leidlich härten, soweit es die Stahl-Qualität hergibt.
Wenn jemand bitte aufgrund eigener Erfahrung weitere Aussagen über Härtung/Nicht-Härtung/Verdorbenes Werkstück wegen Ausglühens am Schleifbock beitragen könnte, würde ich mich freuen.
Ich bin aber kein Metallurg, bei meinen Bastelmaterialien steht die Stoff-zusammensetzung nicht drauf und ich habe auch kein kontrollierten Wärmeverlauf. Also waren nur ein paar Versuche drin: dasselbe Material auf mittleres Orange ausglühen und an der Luft abkühlen lassen (wird es weich? ist es kalt verformbar?) und dito, in Wasser stecken (wird es hart? wie verhält es sich, wenn man's ansägt? Bricht es leichter?).
Viel oder gutes Bastelmaterial habe ich ja nicht da. Meine Versuche waren Folgende. Bemerkungen: Die "Kombizange" ist uralt und war für ein paar Pfennige zum Hantieren mit glühenden oder frisch geschweissten Eisenstücken auf dem Flohmarkt gekauft. Was mit der nicht abzuknipsen geht, ist recht zäh oder hart. Die Rundzange hat sich verengende (kegelförmige) Backen und wurde ungefähr am Durchmesser von 4mm genutzt (also viel weiter, als man z.B. für das Biegen eines Spanners braucht). Anritz- oder Sägeversuche wurden mit einem original "PUK Germany" Sägeblatt gemacht.
Bitte beachten: unten steht, wie sich die Ausgangsmaterialien verhalten, wenn man sie glühend macht und nach dem Abkühlen biegt. Hintergrund ist die Frage, wie sie sich im Gebrauch an der Bruchgrenze verhalten. Meine "gut funktionierenden" selbstgemachten Werkzeuge wurden dagegen bei der Herstellung in glühendem Zustand gebogen. Dabei geht alles, ohne daß sie brechen.
a.) 1.2mm "Federstahldraht" (mein Hook, gut funktionierend).
Im Lieferzustand, nicht erhitzt gewesen: bricht beim Biegen um besagten 2-mm-Radius gleich bei 90 Grad. Hin- und Zurückbiege-Test erübrigt sich damit. Geht mit der Kombizange nicht abzuknipsen. Wird mit vier energischen Hüben (so, wie ich das Sägeblatt einspanne, Zügen) der PUK-Säge zur Hälfte durchgesägt.
Ausgeglüht: geht mit einer kleinen Rundzange um 180 Grad zu biegen. Lässt sich mit besagter Rundzange 6x um 180 Grad und zurück biegen, bevor er bricht. Geht mit meiner Kombizange bei mäßiger Handkraft abzuknipsen. Ist mit vier energischen Hüben (so, wie ich das Sägeblatt einspanne, Zügen) der PUK-Säge durchgesägt.
Extra gehärtet: geht viel schwerer rundzubiegen. Geht mit der Kombizange nicht abzuknipsen. Bricht nach 4x hin- und herbiegen um 180 Grad. Wird mit 4 Hüben zu 70% durchgesägt.
Erkenntnis: Wieder-härten bei so gutem Stahl geht und ergibt eine Art Zwischenzustand, verformt sich nicht so leicht wie ausgeglüht.
b.) Untaugliches weiches altes Sägeblatt in "PUK" Größe, Stärke 0,55mm, mit Zähnen gut 4mm breit, eigentlich ein schönes Ausgangsformat für Picks, glaube ich.
Auslieferungszustand: Bricht nach dem fünften Mal Biegen um 180 Grad. Ist nach zweieinhalb Zügen mit dem echten PUK-Sägeblatt durchgesägt.
Ausgeglüht: Bricht beim Biegen nach dem siebten Mal auf knapp 180 Grad. Geht mit der Kombizange nicht abzuknipsen, bricht mit ihr (also nicht um den 2-mm-Radius der Rundzange gebogen) aber nach 2x um ca. 30 Grad hin- und herbewegen. Abgesägt mit vier Hüben.
Gehärtet: Bricht beim Biegen nach höchstens 10 Grad wie Glas. Geht mit der Kombizange nicht abzuknipsen, bricht aber bei der kleinesten Bewegung. Die vier Millimeter Breite ist mit vier Hüben voll durchgesägt.
Erkenntnis: Man kann immerhin die Härtung mit Hausmitteln beeinflussen und einen Stahl, der meiner Ansicht nach sehr minderwertig ist und vom Hersteller dafür zu großer Sprödigkeit gehärtet worden ist, wieder weicher und damit bruchfrei bearbeitbar machen.
c.) Edelstahl-Draht 3mm (mein Spanner, gut funktionierend):
Lieferzustand: Bricht nach 2x hin- und herbiegen um ca. 135 Grad, nach dem erstenmal Biegen nicht um die Rundung einer Rundzange, sondern mit scharfem Knick an einer Gripzange getestet. Klar, geht nicht mit der ollen Kombizange durchzuknipsen, ein 450-mm-Bolzenschneider erledigt das aber wie durch Butter und kriegt auch keine Scharten. Zwölf Züge mit der Säge (entspricht, nach der Querschnittsfläche umgerechnet, zwei Zügen bei einem 1.2mm Draht) reichen zum Durchsägen.
Ausgeglüht: nicht getestet (Kleiderbügel werden wohl nicht gehärtet, also gibt es keine Härtung durch Ausglühen rückgängig zu machen).
Gehärtet: Bricht nach 3x hin- und herbiegen um ca. 135 Grad an der Gripzange (keine schonende Rundung). Geht mit der mir verfügbaren Handkraft mit der Kombizange nu ein wenig einzukerben. Durchgesägt mit 10 Zügen.
Erkenntnis: Bei ungeeignetem, nie für Werkzeuge gedachtem Edelstahl, hier von Kleiderbügeln, ist durch Härten nichts zu ändern.
Gesamt-Fazit: Mit einem Jet-Feuerzeug kann ich Draht bis 3mm Stärke auf eine Länge von 15-20mm glühend machen, biegen, auf eine geringere Stärke austreiben und hinterher leidlich härten, soweit es die Stahl-Qualität hergibt.
Wenn jemand bitte aufgrund eigener Erfahrung weitere Aussagen über Härtung/Nicht-Härtung/Verdorbenes Werkstück wegen Ausglühens am Schleifbock beitragen könnte, würde ich mich freuen.