Seite 1 von 7

Vor-Ort Hilfe

Verfasst: 13. Feb 2018 11:32
von Tanberaid
Hallo liebe Gemeinschaft,

ich benötige eure Hilfe!

Was ist passiert? Ich fahre einen amerikanischen Oldtimer Baujahr '69 und habe den Schlüssel im Kofferaum liegen lassen und die Klappe zugeschlagen.

Was habe ich getan um das Problem zu lösen? Weder ADAC noch ein vertrauenswürdiger Schlüsseldienst vor Ort konnten mit helfen. Der Hersteller bietet für derart alte Modelle keine Unterstützung. Von der Rückbank etc kommt man nicht in den Kofferraum ohne das ganze Auto auseinander zu nehmen. Also habe ich mich ein wenig mit dem Lockpicking Kosmos beschäftigt. Ein einfaches Lockpicking-Set war schnell gekauft und nach ein paar Stunden üben waren die Geheimnisse der Übungsschlösser (2 Zylinder, 1 Vorhängeschloss) entschlüsselt und ich wagte mich an mein Kofferraumschloss. Leider auch nach langer Probierzeit ohne Erfolg. Ich habe im Internet ein Bild des Schlosses gefunden. Am Ende befindet sich eine Feder, wenn man den Schlüssel umdreht "springt" der Kofferraumdeckel auf.

Nun bin ich mit meinem Latein und Nerven am Ende und Ihr seid meine letzte Hoffnung bevor ich das Schloss aufbohren muss. Habt ihr noch weitere Tipps, bzw. sitzt ein Profi innerhalb NRWs der mir helfen kann? Standort des Autos ist Wuppertal. Selbstverständlich kann/werde ich mich ausweisen und nachweisen, dass dies mein Auto ist und entstehende Kosten gerne übernehmen.

Vielen Dank für eure Zeit.
Christian

Re: Vor-Ort Hilfe

Verfasst: 13. Feb 2018 19:21
von Gäste
Profi bin ich keiner.
Ich vermute, Du musst den Spanner gegen den Federwiderstand bis zu einem fühlbaren Anschlag drehen. Erst ab dieser Druckstufe kannst Du Deine neu erlernten Künste anwenden, d.h. den Druck ab dieser Stellung ein ganz kleines bisschen erhöhen und das Schloß raken. Wenn meine Vermutung über die Bauart des Schlosses stimmt, müsstest Du es ohne Einsatz der Picks mit dem Spanner bereits ein kleines bisschen in Richtung "auf" drehen können. Die für federlose Schlösser geltende Regel "so wenig Druck wie möglich" muss also um den Widerstand hochtransformiert werden, den die Feder ausübt.
Dann ein bisschen raken, mit dem kleinen Half-Diamond oder der kleinen Schlange. Vergewissere dich, daß Deine Öffnungswerkzeuge fein genug für das kleine Schloß sind.
Das ist etwas schwieriger, als wenn Du mit einem federlosen Schloß zu tun hast, dürfte Dich aber nicht überfordern. Probiere aus, wie herzhaft Du den Spanner anwenden darfst. Das Schloß auf dem Bild sieht sehr simpel aus. Auch wenn es für Dich weitere stundenlange Fummelei bedeutet, gibt es keinen Grund, das Schloß zu zerstören.

Re: Vor-Ort Hilfe

Verfasst: 13. Feb 2018 22:08
von Christian
wwfrickler hat geschrieben: ....
Das Schloß auf dem Bild sieht sehr simpel aus. .
... das kann täuschen, der "Briefkastenschlüssel" sieht popelig aus, und Atomobilzylinder allgemein sind eher *§:(!%.°_/}
aber diese amerikanischen Zylinderchen sind mit Side-Bar, die von den Blättchen gesperrt wird. Der Aufbau ist ähnlich der EVVA-DPi-modular Einfaches Raking ist da eher schwierig, und vom Pickverhalten wird es (vermutlich) von den Übungszylindern sehr abweichend sein. und dass der Zylinder nur unter Federkraft gedreht werden kann macht das Picken umso schwieriger. Das Dingen ist eher was für erfahrene Speersportler. Hätt' Dir gern eine positivere Antwort geschrieben.

Re: Vor-Ort Hilfe

Verfasst: 13. Feb 2018 22:18
von Gäste
Soll er's doch erst mal probieren, er ist/war ja schon bereit, jede Menge zu investieren. Man muß sich nur das Foto auf "groß" stellen und den Schlüssel angucken. Und ein Sidebar (ich glaub' nicht, dass bei dem da sowas drin ist) muss auch nicht etwas Schreckliches sein. Das war für mich als Nicht-Profi zu überwinden, bei einem Drehscheibenschloß, das auch noch ein ungewohntes koaxiales Öffnungswerkzeug erforderte. Da lässt man halt was Druck nach und guckt, wie er reinfällt. Wir sind hier auf einer Ebene, wo ich empfohlen habe, dass der Fragesteller es halt ein paar Stunden probiert.
Wie auch immer, so hartnäckig, wie der Fragesteller sich präsentiert - wenn er auf etwas höherer Vorspannungs-Ebene neue anfängt, hat er größere Chancen.
Ich wollte es nicht gleich so krass sagen, aber falls er die Absicht hat, als Anfänger das Schloss aufzubohren, wäre es wahrscheinlich schonender, mit dem Vorschlaghammer auf die Kofferraumklappe loszugehen. Vermutlich lässt es sich - immer noch schonender - mit einem Schraubenzieher mit Sechskant im Blech durchdrehen, natürlich unter Aufopferung der Optik im Blech rundum oder zumindest des Lacks.

Re: Vor-Ort Hilfe

Verfasst: 13. Feb 2018 22:25
von boianka
Tanberaid hat geschrieben:Ich fahre einen amerikanischen Oldtimer Baujahr '69
Etwas genauer könnte hilfreich sein . . .

Re: Vor-Ort Hilfe

Verfasst: 13. Feb 2018 23:27
von Gäste
Christian hat geschrieben: Der Aufbau ist ähnlich der EVVA-DPi-modular
Unglaublich! DIese Mistkerle von EVVA haben tatsächlich im Jahr 2006 das supermoderne Kofferraumschloß eines Ami-Schlittens von 1969 nachgemacht?
(Freundliches Winken an Croqueteur)

Re: Vor-Ort Hilfe

Verfasst: 14. Feb 2018 00:51
von Gäste
Nochmal an Tanberaid: nicht irritieren lassen von Einwänden und meinen Anworten, soweit nicht wirklich jemand sich Dein Problem und Deine Fragen überlegt hat. Die Reaktionen tragen auch Botschaften, die mit Deinem Kofferraumschloß genau nix zu tun haben. Meine Einschaltung, damit was Hilfe für Dich anläuft, ist z.B. Reaktion auf eine ganz andere, alte Nettigkeit.
Hätte ich nicht nach ewigen Versuchen erkannt, was mein Fehler an genau so einem federnden Schloß war, hätte ich mich nicht mit meinen Vorschlägen reingedrängelt.

Die wichtigste Frage ist wohl von Bolanka - verrate den Spezialisten das Automodell. Dann werden wahrscheinlich zehn Gutwillige recherchieren und ein weiterer kennt die Schlösser von genau dem wie seine Westentasche.

Es gibt noch ein weiteres Argument, das Hoffnung für Dich verspricht - ein ausgeleiertes Uralt-Schloß ist leichter zu picken. Trotz Warnung von Beschlageneren als ich - das sieht genauso aus wie Schlösser, die ich als Neuling in fünf Sekunden offen hatte.

Das Raken beruht auf einem sehr dummen Zufallsprinzip. "Probier's X-mal, multipliziere es mit den Hügelchen auf deinem Pick, und irgendwann wird es klappen". Das entspricht meiner persönlichen Anfänger-Erfahrung: "Es ist offen. Wie habe ich das jetzt gemacht???".

Ich habe schon erwähnt, daß Du prüfen sollest, ob Deine Picks fein genug für das Schloß sind. Damit meinte ich, daß Du Dich vergewissern solltest, daß sie überhaupt in dem Kanal auf die Zuhaltungsstifte treffen. Selbst wenn die Picks aus genügend dünnem Stahl sind (ich liebe meine selbstgemachten mit 0,5mm, während gekaufte hiesige Marken-Picks mit 0,6mm nicht überall drankommen), muß man sie manchmal in den Kanal reindrehen.
Für viel wichtiger als Selbermacher halte ich die Spanner. Sie sollten sitzen, die besseren sitzen VOR und nicht gegenüber den Zuhaltungsstiften, und wenn man welche hat, die spielfrei in dem Kanal sitzen, geht plötzlich alles wie von selber.
Die Beobachtung nützt Dir nicht viel. Aber wenn Du erkennst, dass Du gar nicht fühlen kannst, was dein Schloßzylinder eigentlich macht und ob er ggf. ein bisschen weiter aufgeht, weil du einen weiteren Zuhaltungsstift erwischt hast, ist das die Richtung, über die du dir Gedanken machen solltest.
Wie das bei Deinem Schloß ist, kann ich nicht wissen. An Scheibenschlössern (nicht Drehscheibenschlössern) kenne ich nur die, die schon aufgehen, wenn man einen zu kleinen Spanner reinsteckt und ohne Picking nur ein bisschen rumfuhrwerkt. Ich bin ziemlich sicher, dass, den Federungseffekt überwunden, dein Schloss auch alsbald aufgeht.
Also Pfoten vorgewärmt und an die Arbeit :) .

Re: Vor-Ort Hilfe

Verfasst: 14. Feb 2018 02:55
von Retak
Das zu öffnen könnte schwierig werden. Wenn ich das richtig sehe, ist das ein altes GM Schloss und die haben eine raffinierte Technik zum Erschweren des Pickens, nämlich eine einwärts vorgespannte Sperrleiste. Das permanente Spannen ist da sogar kontraproduktiv, weil es die Sperrleiste festklemmt und dadurch den Druck von den Scheiben nimmt. Man kann die Gates in den Scheiben erfühlen, danach einen Blechstreifen zurechtschnibbeln und damit das Schloss öffnen, das braucht aber einiges an Erfahrung. Das sollte einer machen, der sich auskennt.

Re: Vor-Ort Hilfe

Verfasst: 14. Feb 2018 07:49
von Tanberaid
Guten Morgen und zunächst vielen Dank für die zahlreichen Antworten :)

Das Auto ist eine Chevrolet Chevelle Bj. 1969 - es ist somit ein altes GM Schloss und um ins Schloss mit den Picks zu kommen muss man zunächst eine Metallleiste, die das Schloss "verschließt" wegdrücken. Wenn ich Spannung aufbaue durch den Spanner dreht sich das Schloss auch leicht mit.

Wenn ich mit einem ähnlichen Schlüssel in das Schloss gehe (Die Fahrertüre hat ein ähnliches Schloss nur mit einem anderen Schlüssel) spüre ich die einzelnen Stifte sehr genau, nur drehen lässt sich natürlich nichts. Mit den Picks fällt es mir schwer die Stifte zu erfühlen, wobei ich glaube, dass die Picks zumindest dünn genug sind bzw. das Schloss breit genug ist. Also war es bisher ein halbwegs gefühlloses rumharken ohne den erhofften Erfolg ;)

Viele Grüße

Re: Vor-Ort Hilfe

Verfasst: 14. Feb 2018 09:32
von Gäste
Hmm, die's wissen müssten, sprechen von einem Scheibenschloß. Der vor Ort ist, spricht von Zuhaltungsstiften. Das wäre erstmal zu klären, mit Reinleuchten und so weiter.
Zu Scheibenschlössern in Oldtimern kann ich nichts sagen. An Scheiben- (nicht Drehscheiben-) Schlössern kenne ich nur simple. Bei Stiftzuhaltung hat es mir geholfen, auf TOC Spanner überzugehen, dann hat man Platz genug gegenüber den Stiften, um die besten Picks bzw. Rakes auszuprobieren. Ob das mit Deiner Metall-Leiste zu vereinbaren ist, weiß ich nicht. https://lock-lab.com/locklab-university ... n-picking/ und https://lock-lab.com/locklab-university ... omplexity/ schon gefunden? Das dumme ist nur, dass es TOC Spanner hierzulande kaum zu kaufen gibt, und in billigen Sets sind sie schon gar nicht drin. Sie müssen auch in der Materialstärke genau passen, da darf es keinen achtel oder sechzehntel Kreisbogen Spiel geben und sie dürfen auch nicht dauernd rausflutschen. Was bedeutet, man muß sie sich selber machen, entweder auf die schnelle Methode aus Federdraht glühend auf Maß biegen und auf die erforderliche Stärke hämmern und schleifen, oder die schöne Methode, aus Blechplatten schneiden und schleifen.