Antiquierte Schlüsselfräse gangbar machen.

Zerstörungsfreie Schlossöffnung, Fragen zu den verschiedenen Werkzeugen und freier Informationsaustausch

Moderatoren: Retak, Crocheteur

Benutzeravatar
boianka
Unverzichtbar, Unkündbar und Unverwundbar
Unverzichtbar, Unkündbar und Unverwundbar
Beiträge: 7024
Registriert: 25. Mai 2008 14:24
Wohnort: Bonn

Re: Antiquierte Schlüsselfräse gangbar machen.

Beitrag von boianka »

Janvi hat geschrieben:Brünieren wird durch Eintauchen in Säure oder Lauge gemacht.
Ist lediglich ein anderes Wort für "Edelrost" . . .

Gäste

Re: Antiquierte Schlüsselfräse gangbar machen.

Beitrag von Gäste »

Janvi hat geschrieben:
Waschbenzin hat den Vorteil, daß es blitzschnell verdunstet
und den Nachteil daß es die Farbe angreift.
War mir neu, danke für den Hinweis. Da Waschbenzin auch in Vergaserreiniger enthalten ist, man mit dem Spray also auch an lackierten Fahrzeugen hantiert, kann es nicht so schlimm sein. Das ist eigene Erfahrung.
Wenn ich diesbezüglich vor etwas Angst habe, ist es das so beliebte Aceton (= Nagellackentferner im Literpack). Das ist wirklich *schnell* im Lack abweichen und übrigens Kabel-Isolierungen aufweichen.
Hatte ich als Lehrling mal mit einer
neuen chinesischen Drehmaschine gemacht welche ich aus der Übersseverpackung
ausgepackt hatte und die Wachskonservierung weg musste. Mit Petroleum geht das
prima, ich durfte sich dann gleich neu lackieren (RAL 6011). Aber ok, wenn das gewünscht ist.
*Brüll* YMMD

Öl jeder Sorte ist aber auch für mich das Allheilmittel, angefangen bei ranzig gewordenem Olivenöl für Garten- und ähnliche Werkzeuge. Wenn's um Werte geht, nehme ich Petroleum. Ich zahle gerne den Euro pro Liter drauf, den es gegenüber Lampenöl mehr kostet. In einem Nähmaschinenforum wurde vor letzterem gewarnt, wegen eventueller Rückstände von Duft- und Farbstoffen. Klar, wenn ich 20 Stunden an einer antiken Nähmaschine restauriert habe, weil's die stichkräftigen Dinosaurier heute nicht mehr zu kaufen gibt (nur spezielle aus Kasachstan, auch empfehlenswert, an denen man aber nicht wie z.B. an einer Singer Haushaltsmaschine 401G oder einer Pfaff 230 alle Stiche einstellen kann), dann machen die zehn Cents Mehrkosten für die Reinigung mit Petroleum statt Lampenöl auch nichts mehr aus, aber ich kann auf die Maschine gucken und mir sagen: "die läuft jetzt wieder 50 Jahre" und nicht "5 Jahre". Gibt's halt nur ab Baumarkt statt im "Tedi".
Brünieren wird durch Eintauchen in Säure oder Lauge gemacht. Für Heimgebruach
tut es sogar Essigessenz
Dagegen. Es können nicht alle Laugen und Säuren in nicht näher genannten Konzentration echte rostschützende Brünierungen ergeben.
Ein Körnchen Wahrheit muss trotzdem drin sein. Ich habe beim Rost entfernen beobachtet, daß meine geliebte Phosphorsäure das blanke Eisen mattgrau hinterlässt. Das klappt auch bei Federstahl (interessanter Weise übrigens nicht bei gekauften Resten aus nicht näher spezifiziertem Stahl), der dabei einer harte mittel- bis dunkelgraue Oberfläche erhält. Bei der Rostbehandlung habe ich natürlich Zinkpaste und Alkydharzlack drauf aufgebaut. Die Phosphorsäure hatte nur den Sinn, daß sie Rostschichten bei mehrfacher Behandlung und einigem Einweichen vollständig auch aus den Rostnarben entfernt. Sie wird dann von mir mit Wasser vollständig weggewaschen.
Es wird zugegeben alle 30 Jahre eine neue Generation konfirmiert, die auf das Werbemärchen, seinerzeit von "Bostik", reinfällt, man brauche nur die lockeren roten Rostschichten obenauf mit einem phosphorsäurehaltigen Rost"schutz"mittel anzufärben und das Werkstück würde nie weiterrosten. Nachdem die Neu-Heimwerker dann nach 'nem Jahr die ganze Arbeit wiederholen durften, seien es Fenstergitter wie ich Anfang der 60er Jahre oder gar Autolack, wissen sie's dann auch.
Beim Federstahl habe ich die Oberfläche so behandelt, um dauerhaft und unverwischbar mit einer Reissnadel die Umrisse von Picks bzw. Rakes draufzukopieren, die ich draus schleifen wollte. Beim Finish mit 400er Schleifpapier ging die dann auch wieder ab.

Benutzeravatar
Marinopick
Eigentum
Eigentum
Beiträge: 1697
Registriert: 16. Apr 2017 10:19
Eigener Benutzer Titel: Mathematically Unbreakable

Re: Antiquierte Schlüsselfräse gangbar machen.

Beitrag von Marinopick »

Janvi hat geschrieben:> Waschbenzin hat den Vorteil, daß es blitzschnell verdunstet
und den Nachteil daß es die Farbe angreift. Hatte ich als Lehrling mal mit einer
neuen chinesischen Drehmaschine gemacht welche ich aus der Übersseverpackung
ausgepackt hatte und die Wachskonservierung weg musste. Mit Petroleum geht das
prima, ich durfte sich dann gleich neu lackieren (RAL 6011). Aber ok, wenn das gewünscht ist.

Brünieren wird durch Eintauchen in Säure oder Lauge gemacht. Für Heimgebruach
tut es sogar Essigessenz. Soweit ich weiß, haben die Schmide das früher durch eintauchen in Öl
gemacht. Die Temperatur muß dabei gar nicht so hoch sein daß es glüht.

Wir haben hier einen Galvanikbetrieb um die Ecke. Der macht galvanischen Nickel was bei
vielen Teilen auch sehr hübsch aussieht aber natürlich nicht mehr stilecht ist.
Also das es Farbe angeht kann ich nicht bestätigen.

Es mattiert zwar ein Mü, aber dass lässt sich mit einem Poliertuch ausbügeln.

Bist du sicher, dass du nicht Aceton meinst?

Das geht ab wie sau, das lässt keinen Stein auf den anderen. (Lacktechnisch gesehen)
Masken in Öffentlichkeit? Ja. Masken auf der Arbeit? Eventuell. Masken in der Schule? Nein!
https://www.openpetition.de/petition/on ... ition-main

Benutzeravatar
Marinopick
Eigentum
Eigentum
Beiträge: 1697
Registriert: 16. Apr 2017 10:19
Eigener Benutzer Titel: Mathematically Unbreakable

Re: Antiquierte Schlüsselfräse gangbar machen.

Beitrag von Marinopick »

So habe heute endlich mit der Chemischen Bearbeitung begonnen!

Ich tu einfach mal exemplarisch ein Bild vom Handrad rein, weil es wie ich finde daran am deutlichsten Sichtbar wird.
IMG_7472.JPG
Der Metalltopf ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls der Becher mal Reißen sollte.

Schwefelsäure ist zwar ein Spürchen zu doll (PKS Wert), aber ich habe vorher mal interessehalber Probeätzungen an Stahlblechen gemacht und selbst nach 12 Stunden war geraden mal 0,05mm Verlust zu messen.

Also man hat noch genug Zeit zum reagieren. :wngn:

Dann mal fix unter die Drahtbürste gehalten. (langsamste Stufe, Horizontal zum Werkstück = geringst mögliche Beanspruchung des Materials):
IMG_7473.JPG
Ob und wie das Ganze nun Konserviert wird? Grübel,grübel und Studier....
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Masken in Öffentlichkeit? Ja. Masken auf der Arbeit? Eventuell. Masken in der Schule? Nein!
https://www.openpetition.de/petition/on ... ition-main

Benutzeravatar
Marinopick
Eigentum
Eigentum
Beiträge: 1697
Registriert: 16. Apr 2017 10:19
Eigener Benutzer Titel: Mathematically Unbreakable

Re: Antiquierte Schlüsselfräse gangbar machen.

Beitrag von Marinopick »

Ach wen die Zeit interessiert: Das Teil hing da rund 4 Stunden im Bad.
Masken in Öffentlichkeit? Ja. Masken auf der Arbeit? Eventuell. Masken in der Schule? Nein!
https://www.openpetition.de/petition/on ... ition-main

Gäste

Re: Antiquierte Schlüsselfräse gangbar machen.

Beitrag von Gäste »

Marinopick hat geschrieben: Ob und wie das Ganze nun Konserviert wird? Grübel,grübel und Studier....
Wo ist das Problem oder wo liegt die Notwendigkeit? Ist zwar schon 50 Jahre her, aber in der Lehrwerkstatt der Deutschen Rhodiaceta haben sie uns beigebracht, nicht nach Hause zu gehen, bevor wir blankes Eisen, z.B. die Schraubstöcke, dünn mit Öl eingerieben hatten. Fertig.

Benutzeravatar
Marinopick
Eigentum
Eigentum
Beiträge: 1697
Registriert: 16. Apr 2017 10:19
Eigener Benutzer Titel: Mathematically Unbreakable

Re: Antiquierte Schlüsselfräse gangbar machen.

Beitrag von Marinopick »

Hatte ich auch schon dran gedacht, oder alternativ die genannte Heißwachs Methode, wobei man da die Staubansammlung beobachten müsste.
Masken in Öffentlichkeit? Ja. Masken auf der Arbeit? Eventuell. Masken in der Schule? Nein!
https://www.openpetition.de/petition/on ... ition-main

Gäste

Re: Antiquierte Schlüsselfräse gangbar machen.

Beitrag von Gäste »

Meine Erfindung "Wachs" ist mir sonst eigentlich nur als dicke Schicht zur Konservierung von Maschinen auf dem Seetransport bekannt. Oh, und fabrikneue Autos müssen erstmal entwachst werden.
Aber bei mir ist die Schicht nicht sichtbar bzw., sondern wird wieder runterpoliert. Die Idee ist, daß die Rostnarben und, stelle ich mir vor, das Kristallgefüge der blanken Oberfläche gegen Luft und Feuchtigkeit geschützt sind. Das ist beim Einreiben mit Öl wohl genauso. Irgendwo da passt wohl auch Owatrol oder Rizinusöl mit rein, obwohl diese von Journalisten (nicht von Edelpfuschern wir mir) insofern verklärt werden, dass man damit den Rost in Edelrost verwandeln und somit den Antikwert von alten Lkw und Sonstigem vervielfachen könne.
Aus der Holzbehandlung weiß ich, daß es Pflanzenöle gibt, die immer schmierig bleiben, und andere, die aushärten. Ich schwöre auf Walnußöl für meine stabverleimte Arbeitsplatte in der Küche und meiner Steh-Arbeitsplatte (Eukalyptusholz).
Aber so viele Gedanken habe ich mir gar nicht um blankes Eisen gemacht. Ich pflege meinen Schraubstock sauberzumachen und mit etwas Weißöl Öl abzureiben, immer, wenn ein Jahrtausend zu Ende geht. Ist auch nicht rostig.
Wenn ich Spaten oder Sense in der Herbstüberholung mal wieder messerscharf geschliffen habe, mache ich sie mit der Lötlampe richtig heiss und lasse Kerzenwachsreste drauf verlaufen. Dann ist die Schneide nicht schon im Frühjahr wieder rostig.

Benutzeravatar
Marinopick
Eigentum
Eigentum
Beiträge: 1697
Registriert: 16. Apr 2017 10:19
Eigener Benutzer Titel: Mathematically Unbreakable

Re: Antiquierte Schlüsselfräse gangbar machen.

Beitrag von Marinopick »

So heute kann nun endlich das Fertige vorgestellt werden.

Hier und da ist noch etwas Rost dran, der sehr verwinkelt war und natürlich absichtlich an den Griffen stehen gelassen.

Es ist nämlich immer schwierig, nicht zu viel weg zu nehmen, um den Charme des Alten nicht zu zerstören.

Der Fräser muss noch gebürstet werden, aber ich hab ihn einfach schon mal dran gemacht zum Zeigen.
IMG_7476.JPG
IMG_7477.JPG
Und zum Vgl. nochmal das "Vorher":
IMG_8392.JPG
Ich habe mal etwas Interflon in den Ölstutzen gegeben und bissl gedreht.
Es kommt den Fräsmaschinen, wo die Fliege drauf landen kann schon recht nahe.

Ich denke nach ein paar Schlüsseln spielt sich das noch besser ein.

Der Erste Schlüssel muss aber trotzdem noch warten, da es eine Diskrepanz von 3mm zwischen Abtastung und Fräsrad gibt.

Gibt dann bei Zeiten noch mal ein Bild.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Masken in Öffentlichkeit? Ja. Masken auf der Arbeit? Eventuell. Masken in der Schule? Nein!
https://www.openpetition.de/petition/on ... ition-main

Gäste

Re: Antiquierte Schlüsselfräse gangbar machen.

Beitrag von Gäste »

Danke und Anerkennung! Nur noch eine Frage... :
Eine Munitionskiste mit 1000 Patronen
Eine Maschine zur Herstellung von Nachschlüsseln

... sag' mal, in welcher Branche bist Du eigentlich tätig? :D

Antworten