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Zu doof zum elektropicken?

Verfasst: 5. Jan 2019 06:07
von OnkelHugo
Moin,
ich habe bereits vor einigen Jahren mal einen Fuß in das Hobby gesteckt und mit so einem billig Elektropick und diesem Pickset im Taschenmesserformat angefangen. Mit dem Elektropick habe ich schon damals nichts aufbekommen.
Jetzt habe ich beschlossen etwas ernsthafter einzusteigen und habe mir einen gebrauchten Multipick Kronos zugelegt.
Zum üben habe ich mir einen Abus/Buffo mit 5 Stiften besorgt, der war grade im Ausverkauf für ein paar Euro.

Leider mache ich wohl irgendetwas grundsätzlich falsch.
Ich hab mich durch alle Youtube Videos gewühlt und viel ausprobiert (Spanner oben/unten, verschiedene Amplituden etc.), leider fehlt mir anscheinend immer ein Stift (4 kann man zurückspringen hören) und das ist nicht nur beim dem * so.

Gibt es ein Video oder eine Anleitung wo wirklich alles haarklein erklärt wird?
Langsam verliere ich wieder die Lust und das ist schade.

Re: Zu doof zum elektropicken?

Verfasst: 5. Jan 2019 10:38
von boianka
Willkommen!

Ich teile Deine Schwierigkeiten jedesmal, wenn ich so`n Dingen, nach längerer Zeit, wieder zur Hand nehme .

Die Problematik besteht darin die Nadel berührungsfrei, parallel über den Stiften schweben zu lassen, dann das Gerät einzuschalten und es dabei nicht in seiner Lage zu verändern .
Daher halten die Meister das Gerät völlig anders, als man es annehmen dürfte, sie halten es wie einen dicken Stab, mit dem man sich abstützt .

Am Anfang hilft es besonders, wenn man sich nicht in einen einzigen Zylinder verbeißt, sondern eine erkleckliche Anzahl von Versuchsobjekten zur Verfügung hat, denn jeder Zylinder ist ein Unikat und manche lassen sich leichter öffnen, als andere . . .
So kann man sich bei Laune halten, denn irgend einer geht dann als Erster auf und schon hat man den Messingstaub geschleckt und will meeehhr !

Am Anfang hilft es auch den Span ner wegzulassen und über die Schließnase zu spannen, denn dabei übertragen sich die Schwingungen optimal auf den spannenden Finger und man bekommt ein Gefühl dafür, was im Inneren passiert .

Später hilft es mit einem um 90° gebogenen, runden Draht zu spannen, da sich dieser, anders als die werksseitig mitgelieferten, nicht zwischen Gehäuse und Kern verkanten kann und sich damit die mögliche, leichtere Öffnungsrichtung besser herausfinden lässt, weil man abwechselnd nach rechts und links probieren kann, ohne den Span ner neu ansetzen zu müssen .
OnkelHugo hat geschrieben:Ich hab mich durch alle Youtube Videos gewühlt und viel ausprobiert (Spanner oben/unten, verschiedene Amplituden etc.), leider fehlt mir anscheinend immer ein Stift (4 kann man zurückspringen hören) und das ist nicht nur beim dem * so.
Hört sich für mich nach einem Denkfehler an, denn zurückspringende Stifte gibt es eher nach dem Schlagimpuls auf einen Schlagschlüssel, weil man spannt und versucht die Trennlinie, bei diesem einzelnen Impuls zu erzwingen .

Beim E-Picken versucht man die Scherlinie permanent, während des (nur wenige Sekunden dauernden) Rüttelvorgangs immer wieder, spielerisch, mit Feingefühl, versuchend, zu finden und während man das tut, verändert man den Winkel und die Position der Nadel . - Lässt sich der Zylinder dabei nicht öffnen,

erfolgt der nächste Tipp :
Der Kronos lässt sich sehr fein justieren und das sollte man auch im 1/8 bis 1/4 Umdrehungsbereich versuchen, denn durch Verstellung des Hubes verändert sich die Schwingfrequenz der Stifte und mit deren Variation erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, den Zeitpunkt der gleichzeitigen Freigabe der Scherlinie zu finden .
Auch denken die meisten, dass ein großer Hub förderlich wäre, dem ist nicht, unbedingt so !
Stell das Gerät "auf 0" und dann nur eine Umdrehung rausdrehen und dann langsam 1/4 umdrehungsweise, immer etwas mehr Hub zugeben . . .

Je nachdem, wo Du wohnst, gibt es evtl. auch Hilfe durch eine Sportgruppe in Deiner Nähe .

Re: Zu doof zum elektropicken?

Verfasst: 5. Jan 2019 12:14
von OnkelHugo
Vielen Dank erstmal.
In dem von Dir verlinkten Video sieht man auch wieder das der "Weltmeister" den Kronos nicht wie vielfach beschrieben nur kurz, sondern dauerhaft betätigt. Ich vermute das ist einfach Geschmackssache?!

Ich besorge mir jetzt erstmal ein paar andere Zylinder und probiere weiter.

Mit dem Schlagschlüssel klappt es übrigens wesentlich besser.

Re: Zu doof zum elektropicken?

Verfasst: 5. Jan 2019 12:42
von boianka
OnkelHugo hat geschrieben:In dem von Dir verlinkten Video sieht man auch wieder das der "Weltmeister" den Kronos nicht wie vielfach beschrieben nur kurz, sondern dauerhaft betätigt. Ich vermute das ist einfach Geschmackssache?!
In Ausnahmefällen (unter Videodruck) macht man das wohl schon mal, weil man sich sagt : "Dass muß doch gehen (- ging doch sonst immer. . .) !" :wngn:

decoder - was meinst Du ? - Wie lang maximal ununterbrochen rütteln ist sinnvoll ?

Re: Zu doof zum elektropicken?

Verfasst: 5. Jan 2019 14:12
von Retak
Dass da beim Spannung nachlassen immer ein Stift zurückspringt, hört sich für mich so an, als ob immer ein Kernstift ins Gehäuse gedroschen wird und dann den weiteren Vorgang blockiert. Ursache kann eine zu große Amplitude, aber auch ein sehr langer Kernstift, der beim ersten Antippen gleich ins Gehäuse flutscht, sein. Ist im Schlüssel ein besonders tiefer Einschnitt? Solche Zylinder sind zum E-Picken (für den Anfang) weniger geeignet.
Zur prinzipiellen Handhabung: Darauf achten, dass die Picknadel frei schwingen kann und beim Start nicht auf den Stiften aufliegt. Intermittierend Ein- und ausschalten (den richtigen Rhytmus muss man selbst finden), die Spannung immer zwischen null und mäßig variieren, nicht stark spannen, fest im Schlüsselkanal sitzenden Spanner verwenden. So hats zumindest vor Jahren bei mir (mit einem geliehenen Wendt E-Pick) gut funktioniert (so gut, dass es langweilig wurde, weshalb ich mir so ein Teil auch nicht zugelegt habe).
Man soll aber stets bedenken, dass auch der E-Pick kein Zauberstab ist und manche Zylinder, allerdings selten, erbitterten Widerstand leisten. Auch geht der E-Pick recht ruppig mit den Zylindern um (man beachte die Späne), man sollte nicht immer wieder den selben Zylinder damit traktieren.

Re: Zu doof zum elektropicken?

Verfasst: 5. Jan 2019 14:14
von OnkelHugo
Der zweite Stift ist tatsächlich sehr lang.
Ich werde es weiter versuchen.

Re: Zu doof zum elektropicken?

Verfasst: 12. Jan 2019 22:20
von gs33
Retak hat geschrieben:Auch geht der E-Pick recht ruppig mit den Zylindern um (man beachte die Späne), man sollte nicht immer wieder den selben Zylinder damit traktieren.
So sehe ich das auch. Der Elektropick gilt zwar als zerstörungsfreies Öffnungswerkzeug, ich bin aber der Meinung, dass der Zylinder nicht beschädigungsfrei geöffnet wird. Wenn man den Zylinder nach zwei Sekunden offen hat, wird sicher nicht viel passieren. Wenn der Zylinder aber Widerstand leistet und man lange versuchen muss, dann nutzen die Stifte schon ganz gut ab. Je nach dem, wie stark so ein Elektropick ist, können auch die Federn zusammengestaucht werden. Das Kann sogar so weit gehen, dass ein oder mehrere Stifte nicht mehr nach oben gedrückt werden und man überhaupt keine Chance mehr hat, den Zylinder zu öffnen, wenn man ihn nicht auf den Kopf dreht.
Ich bin leider nicht so der Experte, was das Picken von Schließzylindern angeht. Mir ist es in den meisten Fällen nur wichtig, einen Zylinder zerstörungsfrei öffnen zu können. Die Methode spielt dabei keine Rolle. Oft gelingt es mir mit der Hand, wenn das nicht klappt, greife ich zum Elektropick. Manchmal klappt auch das nicht.