Frage zur Zylinderempfehlung

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xOxOx
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Frage zur Zylinderempfehlung

Beitrag von xOxOx »

Hallo Zusammen,

ich suche derzeit neue Zylinder für ein Einfamilienhaus mit zwei Türen. Die eine Tür ist recht gut gesichert, außen ist vom Zylinder nur der obere Teil sichtbar, der untere Teil wird durch die Alutür verdeckt. Die zweite Türe ist eine einfache Kunststofftür. Der Zylinder ist vollständig von außen sichtbar.
Ich hatte mich beim Schlüsseldienst beraten lassen. Ich selbst wollte eine Gefahrenfunktion sowie etwas besseren Einbruchsschutz. Der Schlüsseldienst hat mir eine Gleichschließung für die beiden Türen empfohlen. Er meinte bei Schlüsselverlust würde es dann ausreichen die Stifte in den Zylindern etwas zu ändern.
Als Zylinder empfahl er PZ88 die als Schließanlage umgestiftet werden. Auf meinen Wunsch nach einem Janus meinte er, dass Geld solle ich mir sparen, wer rein will, der kommt immer rein. Der PZ88 hat zumindest ebenso einen Bohrschutz.
Kann man das jetzt wirklich so einfach stehen lassen?

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toolix_d
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Re: Frage zur Zylinderempfehlung

Beitrag von toolix_d »

xOxOx hat geschrieben: 7. Sep 2020 22:08Kann man das jetzt wirklich so einfach stehen lassen?
Klares nö!
Auch wenn der BKS 88 zu den sichersten Standardzylindern gehört, würde ich ihn nicht in einer Eingangstür verbauen, es sei denn, ich setze auf meine Versicherung ...
xOxOx hat geschrieben: 7. Sep 2020 22:08Der PZ88 hat zumindest ebenso einen Bohrschutz.
Bohrschutz ist nicht Ziehschutz, oder Schutz vor Schlagschlüsseln!
xOxOx hat geschrieben: 7. Sep 2020 22:08außen ist vom Zylinder nur der obere Teil sichtbar
Der Zylinder ist vollständig von außen sichtbar.
Beide Varianten sind ziehbar und auch wenn der BKS 88, verhältnismäßig, sicher gegen zerstörungsfreie Methoden ist, so kenne ich einige Lockpicker, die darauf spezialisiert sind und ich klopfe gut 80 % problemlos auf, weitere 10 % dauern etwas länger und die restlichen 10 % fordern meinen sportlichen Ehrgeiz, bis ich die Federn so gestaucht habe, dass er aufgibt ... !

Fazit: Wechsle den Schlüsseldienst!
Aber druck ihm das Foto aus, damit er nicht weiter so einen Blödsinn erzählt!
Wahrscheinlich wird er es für einen Fake halten, weil sonst seine "heile (Bastel-gewinnorientierte) Welt" zusammenbricht ...

fripa10
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Re: Frage zur Zylinderempfehlung

Beitrag von fripa10 »

Ohne Angaben zu den benötigten Sicherheitswerten kann man hier kaum Sinnvolles beisteuern. Die Wohnung des Hartz IV-Empfängers in einem Mehrfamilienhaus ist sicherlich auch mit einem PZ88 noch ausreichend geschützt, die Villa eines Managers bei kaum einsehbarem Grundstück hingegen nicht.

Wenn es eine preiswerte Sicherung über klassische Stiftzylinder sein darf, würde ich mich nach einem Zylinder der Marke Gege (jetzt dormakaba) umsehen, aktuell ist da nur noch der pExtra neben der Grundversion am Markt, der bringt serienmäßig einen sehr guten Aufbohrschutz und einen Schutz vor Schlagschlüsseln mit und ist hochwertig und präzise verarbeitet und robust. Manche Schlüsseldienste können auch noch das System ANS-2 von Gege aus Lagerbeständen liefern, beispielsweise die Firma MAG aus Bratislava.

xOxOx
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Re: Frage zur Zylinderempfehlung

Beitrag von xOxOx »

Ich danke euch erstmal. Dann hat mich mein Gefühl nicht getäuscht.

Aber mit Sicherheitswerten kann ich nicht dienen, also ich kann kurz umschreiben, aber Sicherheitsklassen die benötigt werden kann ich nicht nennen.

Also EFH, saniert in ländlicher Umgebung, kein klassisches Dorf mit 50 Einwohnern mehr. Umgeben von weiteren EFH oder Feld, klassische Siedlung die ihren Ursprung in den 50er Jahren hat.
EFH ca. 20-30m von der Straße ins Grundstück versetzt. Nebentüre ist von der Straße nur grob einsehbar, Haustüre nicht. Potentieller Dieb müsste aber immer die 20-30m offen zurücklegen zur Straße oder ohne Wege 50m zur anderen Grundstückszufahrt.
Benötigter Schutz? Tja, vor Allem für den eigenen Kopf, Wertsachen kaum vorhanden eher persönlicher Natur wertvoll anstatt monitär. Versicherung? Ist ja gut und schön, aber das Wissen, dass jemand eingebrochen ist wäre nix für mich.

Nicht falsch verstehen, das Geld für einen Janus würde ich ausgeben. Brauche 6-7 Schlüssel und die Kids sollen es auch schließen könneN, was mit der (Halb)automatik an der Eingangstür für sie eh schwierig ist.
Eventuell wird die einfach Kunststofftür nochmal getauscht, aber bis dahin erstmal Schutz so gut wie gerade möglich, natürlich soll die Schließung für die neue Tür adaptiert werden können, also max ein Zylinder neu gekauft werden. Beide Türen haben keine Klinken sondern nur Griffe außen.

Der Janus gefiel mir und erschien auch sehr sicher für seine Preisklasse.

Piel
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Re: Frage zur Zylinderempfehlung

Beitrag von Piel »

fripa10 hat geschrieben: 8. Sep 2020 00:29 Ohne Angaben zu den benötigten Sicherheitswerten kann man hier kaum Sinnvolles beisteuern. Die Wohnung des Hartz IV-Empfängers in einem Mehrfamilienhaus ist sicherlich auch mit einem PZ88 noch ausreichend geschützt, die Villa eines Managers bei kaum einsehbarem Grundstück hingegen nicht.
Dies würde ich so pauschal nicht behaupten. Ich wohne ja selbst in einem Haus mit einem sehr hohen Anteil an ALG-II Empfängern bzw. Empfänger von Grundsicherung. Aber selbst hier wurde schon mehrere Male eingebrochen. U.a. bei einer älteren Dame, wohl in der Hoffnung dass sie ihren Sparstrumpf unter dem Kopfkissen liegen hat. Man sollte daher nicht annehmen dass man sicher vor Einbrechern ist, nur weil es den Anschein nach nichts zu holen gibt. Speziell die Empfänger von Sozialleistungen horten ihr Geld nämlich lieber zuhause in Bar anstatt es zur Bank zu bringen. Es gibt in diversen Foren zum Thema ALG-II und Grundsicherung u.A. auch den Ratschlag alle Ausgaben in Bar zu tätigen, damit z.B. das Amt einem bei ALG-II nicht Anhand der Kontoauszüge eine Ortsabwesenheit unterstellen kann. Umgekehrt kann ein Einbrecher auch in einer Villa leer ausgehen bzw. muss mit einer wesentlich bessern Absicherung rechnen.

Was die Frage bez. des Zylinders angeht: Wenn es irgendwie möglich ist würde ich Geld in einen guten Schutzbeschlag mit Kernziehschutz investieren. Auch wenn es einige Zylinder gibt, welche vom Werk aus mit einem Bohr- und Ziehschutz versehen sind, würde ich mich auf diesen Schutz nicht verlassen. Ein Schutzbeschlag bietet eigentlich immer einen besseren Schutz als der im Zylinder integrierten Bohr- und Ziehschutz (mal von solchen teuren Exoten wie dem Dom Diamant oder dem Keso in der höchsten Sicherheitsstufe abgesehen).

Ich selbst habe z.B. bei mir eine Kernziehschutzrosette nachgerüstet und den alten Winkhaus durch einen EVVA ICS ersetzt. Kostenpunkt circa 85 € (ca. 10 € für eine gebrauchte Rosette und 75€ für den ICS). Mehr war nicht möglich, da es eine Mietwohnung ist. Auch der BKS Janus, der EVVA 3KS und der Kaba Gemini bzw. Expert waren in der näheren Auswahl, allerdings waren mir dort die Schlüssel zu teuer bzw. es gab kein passendes Angebot.

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Re: Frage zur Zylinderempfehlung

Beitrag von fripa10 »

Ich wußte nicht, daß Empfänger von ALG II noch Geld in Größenordnungen haben, die einen Einbruch lohnen. Meine Beobachtung ist da vielmehr, daß diese Menschen um so seltener einkaufen, je näher das Monatsende rückt und nach dem Zahltag dann in Scharen die Läden stürmen. Daraus schloß ich, daß sie mit ihrem Geld kaum bis ans Monatsende reichen, denn mein Einkaufsverhalten weicht da grundlegend ab, ich habe auch am 25. des Monats möglicherweise einen teuren Einkauf, nach dem Zahltag aber nicht.

Weiter ging ich davon aus, daß solche Menschen vor allem im sozialen Wohnungsbau leben, wo die sogenannten Wohnungsabschlußtüren oftmals schon bei stärkerem Husten (Corona!) auseinanderfallen. Da bringt der beste Profilzylinder nichts, wenn die labile Tür Angriffe auf den Zylinder überflüssig macht.

Den Bohrschutz muß grundsätzlich der Zylinder liefern, der Schutzbeschlag schützt allenfalls vor dem Abbrechen bzw. Ziehen. Insoweit sollte jeder Profilzylinder einen guten Bohrschutz mitbringen und gegen Schlagschlüssel immun sein, denn da hilft ein Schutzbeschlag nicht weiter. Ein Schutzbeschlag ist aber aus anderen Gründen trotzdem notwendig.

Noch eine Anmerkung zum Janus, dieser steht in dem Ruf, überdurchschnittlich häufig für Kundenreklamationen verantwortlich zu sein.

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Re: Frage zur Zylinderempfehlung

Beitrag von xOxOx »

Da ja der Schlüsseldienst in der Nähe wegfällt, würde ich die Zylinder also eher online bestellen. Wobei mich da bisher die langen Lieferzeiten abgehalten haben.
Eine Schutzrosette wüsste ich an der Aluhaustür nichtmal wie ich die montieren sollte. Selbst bei der Kunststofftür am Nebeneingang besteht die Gefahr, dass man das Innenleben zerstört, also diesen Schließmechanismus.
Welcher Zylinder wäre neben dem Janus noch empfehlenswert? Also mit Bohr- und Ziehschutz und gutem Pickingschutz?

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Re: Frage zur Zylinderempfehlung

Beitrag von toolix_d »

xOxOx hat geschrieben: 8. Sep 2020 21:32Welcher Zylinder wäre neben dem Janus noch empfehlenswert? Also mit Bohr- und Ziehschutz und gutem Pickingschutz?
Vergiss es! - Du willst wohl nicht verstehen, dass die Hauptsicherheit vom Kernziehschutzbeschlag ausgeht! - Ist auch bestimmt nicht so kompliziert, wie Du befürchtest! - Haben Deine Türen Mehrfachverriegelungen?

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Re: Frage zur Zylinderempfehlung

Beitrag von xOxOx »

Hatte ich bisher so nicht ganz eindeutig herausgelesen.
Ja die Türen haben Mehrfachverriegelung. Die Alutür dreifach, einmal Mittig den Riegel und dann oben und unten eine Art Haken, der beim Schließen der Tür automatisch ausklappt. Die Nebentür hat neben dem mittigen Riegel noch oben und unten je zwei Rollen die dann in ein Gegenstück fahren beim manuellen Abschließen.

Bis jetzt hat keine der beiden Türen eine Rosette außen. Hilft ggf. ein Foto des Zylinderlochs?

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Re: Frage zur Zylinderempfehlung

Beitrag von fripa10 »

Der Hauptzweck von Mehrfachverriegelungen (MFV) ist ein erhöhter Einbruchschutz, diesem Zwecke liefe es zuwider, wenn gerade durch die MFV die Verwendung sicherheitsrelevanter Schutzbeschläge verunmöglicht würde. Entsprechend sind die Hauptschlösser der MFV dafür vorgerichtet, mindestens eine Art des Schutzbeschlags mit Durchschraubmontage verwenden zu können, also eine Schutzrosette für den Profilzylinder und/oder ein Langschild.

Die Kunststoffnebentür hat vermutlich derzeit schon einen Beschlag, allerdings messe ich dieser Tür, so wie sie beschrieben wurde, keinen Sicherheitswert bei. Offenbar wird sie oben und unten lediglich wie ein Fenster mit Rollzapfen in Schließteilen verriegelt, was man im Grunde nur als Mittel zur Erhöhung der Winddichtheit und zur Vermeidung übermäßigen Verziehens des Türblatts subsumieren kann. Einbrecher hebeln mit einfachsten Werkzeugen sehr gern Fenster auf, deren Verriegelung keine Pilzkopfzapfen besitzen. Das läßt sich offenbar auf die genannte Tür übertragen.

Ich würde prüfen, ob es ausreicht, diese Tür nur von innen zu öffnen. Sollte das der Fall sein, könnte man mit recht einfachen Mitteln von innen einen Aufhebelschutz schaffen. Anderenfalls würde ich diese Tür insgesamt ersetzen, was sicherlich auch in puncto Wärmedämmeigenschaften von Vorteil sein dürfte. Diese Einzelmaßnahme zur energetischen Sanierung könnte man sich sogar über das KfW-Programm 430 mit 10% der Kosten (Material und Einbau) bezuschussen lassen, sofern die neue Tür einen vorgeschriebenen Wärmedämmwert aufweist.

Augenscheinlich verkörpert diese Tür ein Paradebeispiel für das schwächste Glied der Kette, das es fragwürdig macht in besonders gute Profilzylinder zu investieren, wenn diese dann in Türen verbaut werden, die man nur anhusten braucht um sie zu öffnen.

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