Verschleiß, Langlebigkeit und häufige Probleme?

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Hurgotron
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Verschleiß, Langlebigkeit und häufige Probleme?

Beitrag von Hurgotron »

Hallo allerseits,
ich bin neu hier und hoffe mal, ich mache nicht allzuviel falsch.

Ich stehe gerade vor der Aufgabe, einen neuen Schließzylinder für das Haustürschloß eines Hauses mit 3 Wohneinheiten zu finden. Ich bin aber, anders als offenbar viele, nicht auf der Suche nach dem ultimativ super-sicheren Schließzylinder - mir ist klar, daß der gemeine Einbrecher nicht mit Picks oder gar spezialisierterem Werkzeug anrückt, und ich will auch nicht die Feuerwehr unbedingt draußen halten. Die Schlüssel sollten aber zumindest nicht einfach nachzumachen sein, Wendeschlüssel wären nett, und wenns für einen moderaten (Auf)Preis was ordentliches gibt, schadet es auch nicht - da will ich nicht knausern.

Beim Stöbern im Forum ist mir aber aufgefallen, daß die Aspekte Verschleiß und Langlebigkeit wenig diskutiert werden. Nach wie viel zigtausend Schließungen, oder Jahren im Einsatz, hat so ein Zylinder Probleme? Konkret hab ich mich über das EVVA ICS informiert, der ja weitgehend als ordentlicher Zylinder angesehen wird, und da ist mir dieser https://www.koksa.org/viewtopic.php?p=195382#p195382 Beitrag aufgefallen ("geht bereits nach einem Jahr immer schwerer"), und auch bei Amazon gibt es ein paar Bewertungen mit sinngemäß "ist plötzlich schwergängig oder blockiert". Kann natürlich sein, daß das das Promille Kunden mit Pech ist (alle, die zufrieden sind, sagen ja nix), und ich weiß auch nicht, wie das bei anderen Marken oder Zylindertypen aussieht. Aber ich möchte gerne das Risiko minimieren, daß ich plötzlich dumm draußen stehe, weil mein Schlüssel das Schloß nicht mehr aufbekommt.

Es gibt sicher auch noch ein paar andere Probleme, an die man gemeinhin nicht denkt, sofern man nicht bereits viele Schlösser in freier Wildbahn gesehen hat. Zum Beispiel "Insekten im Schloß". OK, ist hier im Forum schon öfter erwähnt worden (BKS Janus...), aber darauf stößt man eher zufällig. - Summa summarum, mir geht es um das Thema "Betriebssicherheit", und ich würde mich freuen, von den Praktikern ein paar Stimmen grob in der Richtung "Typen a b und c haben noch nie Probleme gemacht, und x y und z machen immer welche" zu hören. Sofern man das überhaupt sagen kann, Ausnahmen gibt es ja immer. Aber auffällige Häufungen sicherlich genauso.

Vielen Dank :)

carl johnson
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Re: Verschleiß, Langlebigkeit und häufige Probleme?

Beitrag von carl johnson »

Beim Thema Verschleiß sollten die klassischen 5-6 Stifter höchstwahrscheinlich die Nase vorne haben. Die Technologie ist „ausgelutscht“, Man weiß worauf man als Hersteller achten muß.
Empfehlenswert unter diesen sind insbesondere die, mit dünnen verwinkelten Profil. Z.b der winkhaus (die passivstifte behindern bei diesem sogar das nachsetzen des verjüngten letzten Stifts), und der gege pextra
Der winkhaus hat noch den Vorteil, daß dort mit versetzten Schließungen gearbeitet wird, d.h zentralschließung und Wohnungsschlüssel sind ca 1.5-2mm versetzt und bieten dadurch mehr variabilität und verhindern ein auslesen der schließanlagencodierung durch Insider

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mhmh
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Re: Verschleiß, Langlebigkeit und häufige Probleme?

Beitrag von mhmh »

Von welchem Winkhaus System sprichst Du da?

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rondeLoro
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Re: Verschleiß, Langlebigkeit und häufige Probleme?

Beitrag von rondeLoro »

Ich sammle zwar mehr, hab aber auch einige Zylinder im Einsatz. Von daher kann ich bestätigen, der der ICS zwar schön ist, aber nach einer Weile schwergängig wird. Funktioniert aber weiterhin. Auch ein EVVA EPS hat Probleme gemacht. Erst schwergängig, dann ging gar nichts mehr. Lag an der Abnutzung des vordersten Stiftes. Ließ sich mit Zerlegen und Nachfeilen zwar beheben, ist aber absolut nicht im Sinne des Erfinders.

Gutes kann ich von meinem EVVA 3KS berichten. Der ist aber schon älter, und die Stimmen mehren sich, dass die Qualität bei EVVA nachgelassen hat. Weitehin gute Erfahrungen kann ich mit dem bereits erwähnten GeGe pExtra bestätigen.

In meiner Sammlung hat auffallend gute Verarbeitungsqualtität der Winkhaus X-tra. Und alles, was von Kaba und KESO ist hat gute Qualität. Aber die hab ich nicht im Einsatz.

Hurgotron
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Re: Verschleiß, Langlebigkeit und häufige Probleme?

Beitrag von Hurgotron »

Danke für die bisherigen Antworten!

Zu den EVVA: Eigentlich hatte ich zunächst die 3ks oder 4ks im Auge, aber neben der nachlassenden Qualität von EVVA wurde auch da von Insekten im Schloß, und Verschleiß berichtet (finde ich leider gerade nicht mehr). Wobei ich das mit dem Verschleiß seltsam finde, da das System ja ohne Federn arbeitet und ich daher intuitiv sagen würde, daß es somit weniger Anlaß für Verschleiß gibt. Und vielleicht sind auch die Schlüssel etwas zu ungewöhnlich für die 78jährige alte Dame im Haus, so interessant ich das System auch finde.

Piel
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Re: Verschleiß, Langlebigkeit und häufige Probleme?

Beitrag von Piel »

carl johnson hat geschrieben: 9. Jul 2023 10:13 Empfehlenswert unter diesen sind insbesondere die, mit dünnen verwinkelten Profil.
Die sind aber leider auch prädestiniert abzubrechen. In unserem Mietshaus (26 Parteien) gibt es so ein paar Grobmotoriker, die sowas regelmäßig schaffen.

Mit meinem ICS bin ich auch nicht wirklich zufrieden. Wie bereits geschrieben, am Anfang ging alles einwandfrei, dann wurde er schwergängiger. Schmiermittel (ich verwende Interflon) machen den Zylinder wieder leichtgängiger, allerdings hält dieser Zustand nur kurzfristig an.

Auch schlechte Erfahrungen habe ich mit dem klassischen DOM IX10 gemacht. Dort hatte ich zwei Zylinder bei denen der Kern gehakelt hat. Vermutlich war einer der Stifte abgenutzt.

Gutes kann ich über den Kaba Gemini meiner Mutter berichten. Den habe ich gebraucht erworben, und er arbeitet immer noch tadellos. Die Schlüssel sind auch schön klein und handlich, und nicht allzu empfindlich. Auch der Winkhaus X-Tra kann ich empfehlen.

carl johnson
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Re: Verschleiß, Langlebigkeit und häufige Probleme?

Beitrag von carl johnson »

mhmh hat geschrieben: 9. Jul 2023 10:24 Von welchem Winkhaus System sprichst Du da?
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Re: Verschleiß, Langlebigkeit und häufige Probleme?

Beitrag von Retak »

mhmh hat geschrieben: 9. Jul 2023 10:24 Von welchem Winkhaus System sprichst Du da?
Da ist wohl das Keytec ZRV gemeint, eine Weiterentwicklung des bekannten Winkhaus VS. Durch Variation des Anschlags bietet das System die Möglichkeit, zwei Schliessungen auf einem Schlüssel unterzubringen.
In Berlin ist mir ein Mehrfamilienhaus (8 WE) mit einer solchen Anlage bekannt, die jetzt etwa 10 Jahre alt ist. Probleme gab es damit bisher keine, die Kernstifte sind aus gehärtetem Stahl, was das Ganze recht verschleissfest macht.

EDIT: Das war schon einer schneller.

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Re: Verschleiß, Langlebigkeit und häufige Probleme?

Beitrag von mhmh »

carl johnson hat geschrieben: 9. Jul 2023 17:03 Winkaus zrv
Interessant, den kannte ich ja noch gar nicht,
z.B. hier kann man die beiden Stufensprünge nebeneinander sehen: https://www.der-schliesszylinder.de/sch ... khaus-zrv/

Große Variationen gehen da aber nicht, oder? Also +1, 0 oder -1 scheinen zur Auswahl zu stehen.
Und: jetzt muss der Anschlag gut passen und nicht verschleissen, sonst stecken die Nutzer den Schlüssel zu tief in den Zylinder...

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Re: Verschleiß, Langlebigkeit und häufige Probleme?

Beitrag von Retak »

Ja, große Sprünge gehen da nicht, es muss so bestückt werden, dass bei einer "falschen" Schliessung mindestens ein Einschnitt zu flach ist, so dass der Kernstift ein kleines Stück übersteht, um sicher zu sperren, einen um ca. 0.3mm zu tief sitzenden Stift könnte man durch Wackeln bzw. leichtes Klopfen am Schlüssel überlisten.

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