Welcher Elektropick empfehlenswert?

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Welcher Elektropick empfehlenswert?

Beitrag von unlockmaster »

Hi, Leute...

Ich habe jetzt entgültig vor, mir einen E-Pick zu kaufen. Ich bin mir aber noch nicht sicher welchen. Ich schwanke zwischen dem MS-Elektropick und dem Wendt-Elektropick. Wer von euch hat Erfahrung mit einem oder sogar mit beiden, bezüglich Verschleiss, Leistung, Robustheit, Einstellungen usw. (alles worauf es ankommt). In den Online-Beschreibungen der Hersteller/ Händler ist ja nicht allzuviel herauszulesen. Oder vielleicht auch ein anderes Modell das noch in einer einigermaßen erschwinglichen Preislage liegt (-600 €uro)

der picker

Re: Welcher Elektropick empfehlenswert?

Beitrag von der picker »

mich interessiert ob die billigen auch was taugen. die gibt es so für 120 euro bei
multipick-service.

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Re: Welcher Elektropick empfehlenswert?

Beitrag von unlockmaster »

Das ist natürlich auch eine interessante Frage. Ich denke doch, aber die Lebensdauer und Präzision wird wohl nicht so hoch sein wie bei den "etwas" teureren. Naja "etwas" ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, aber die Teile sind´s wohl wert?

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Mr. Smith
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Re: Welcher Elektropick empfehlenswert?

Beitrag von Mr. Smith »

Mal ein kleiner Vergleichsbericht:

Zum Multipick-System: Es ist wahrscheinlich schon das Beste auf dem Markt, allerdings kann es seine Fähigkeiten erst durch sehr geübte Handhabung voll ausspielen.

Der grösste Unterschied zu den anderen E-Picks ist, dass die Schlagfrequenz durch Ein- und Ausschalten variiert werden kann, da der Motor nicht sofort seine höchste Drehzahl hat. Es kann zwar jeder auf der Multipick-Site selber lesen, aber ich zitiere hier trotzdem mal:
Unsere Studien haben ergeben, dass die zur Öffnung eines Schließzylinders erforderlichen Schwingfrequenzen von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich sind.
Die Ursache liegt u.a. darin, dass verschieden starke Federn in den Zylindern verbaut sind, die Gewichtsmassen der Zuhaltungsstifte variieren etc. etc.
(Physiker könnten Ihnen das mit Sicherheit bis ins kleinste Detail erläutern!)

Multipick-Profis kompensieren diese Tatsache einfach durch die wechselnde Betätigung des Multipick-Tastschalters.
Dies bewirkt also eine wellenförmige Variation der Schlagfrequenz. Vergleich: Beim Auto aufs Gaspedal treten und wieder loslassen.

Um es Narrensicher zu machen gibt es zusätzlich ein Gerät, was die Schwingungen durch viele verschiedene Einstellmöglichkeiten variieren kann, genannt "Multipick-Control". Das funktioniert zwar gut, ist dann aber endgültig unbezahlbar. Wer also mit dem Gerät eine Weile übt kann auch ohne elektronische Unterstützung schon ganz gute Erfolge erzielen. Dabei lässt man das Gerät während des Öffnungsversuches kaum zum Stillstand kommen und variiert nur leicht seine Position und die Spannung am Zylinder.

Nachteile: Man muss schon 'ne ganze Menge Zeug mit sich rumschleppen. Akkupack ist ja extern, und mit Zusatzgerät braucht man schon einen richtig grossen Koffer.

Sehr laut. Während bei den anderen Geräten das Geräusch des Schlagens auf die Stifte überwiegt, übertönt hier das jaulen des Motorgeräusches alles andere. In gemütlicher Runde den Einschaltknopf betätigen beendet jede Unterhaltung. Was ja bei einer Verwendung als Öffnungsgerät an einer verschlossenen Tür eher nebensächlich ist.

Zum Wendt-Elektropick: Recht solide Konstruktion, recht gute Öffnungsquote. Der Hub ist einstellbar. Die Schlagfrequenz ist ausschliesslich spannungsabhängig, so dass ein voll geladener Akku eine höhere Frequenz erzeugt als ein halb leerer. Es gibt keine Möglichkeit, durch Ein- und Ausschalten die Frequenz wesentlich zu verändern, die Drehzahl steht fast sofort zur Verfügung. Vergleich: Elektrorasierer.

Hier hilft die Übung weiter: E-Pick leicht rauf- und runterkippen, leicht hin- und herdrehen, etwas herausziehen und wieder rein usw. Den grössten Erfolg erzielt man bei den meisten Zylindern durch viele kurze Betätigungen, wobei die Spannung entweder nur äusserst leicht vor dem Einschalten oder erst kurz nach dem Einschalten angelegt wird.

Wendt verkauft dafür noch eine Fülle verschieden geformter Picknadeln, die aussehen wie die Handpicks. Ich persönlich halte das für Blödsinn, weil ich z.B. mit einer Snake-förmigen Nadel ja nicht die Snake-Bewegung mache wie beim Handpick, sondern die sich schnell auf- und abbewegende Nadel beim Auftreffen auf die Stifte an einer Stelle eben etwas tiefer herunterreicht als am Rest. An dieser Stelle wird der Pin dann etwas eher beschleunigt als die anderen. Ob das was nützt oder eher schadet will ich nicht beurteilen.

Nachteile: Wenn das Ding leer ist, muss man darauf verzichten. Es hat fest eingebaute Akkus und keine Möglichkeit, diese mal schnell zu wechseln oder Batterien einzulegen. Zudem ist das mitgelieferte Ladegerät eigentlich gar keins, sondern nur ein billiges Netzteil. Die Laderegelung erfolgt ausschliesslich durch eine Diode im Inneren des Gerätes, und das ist für die dauerhafte Kapazität der Akkus und deren Lebensdauer nicht gerade förderlich.

Das neuere Modell ("Elektro-Pick II") hat auch keine Diode mehr, dafür ist das Netzteil (3 V, 500 mA) jetzt IC stabilisiert. Toll, es werden also einfach so lange stabile 3 V reingejagt, bis die Akkus glühen.

Der Einschaltknopf steht weit heraus und lässt sich nicht arretieren. Wenn man also keinen speziellen Koffer hat, dann geht das Ding in der Tasche schon mal los. Sollte die Picknadel in diesem Moment nicht genug Platz haben, ist sie ab.

Die Aufnahmehalterung für die Nadel war eine Fehlkonstruktion: Man brauchte drei Hände, um die Nadel zu wechseln. Mit einer Hand das Gerät halten, mit der zweiten einen kleinen Schraubendreher, mit der dritten einen kleinen Schraubenschlüssel zum Gegenhalten der Mutter. Der Herr Wendt liefert lieber den kleinen Schraubenschlüssel mit als die Mutter zu versenken, damit sie nicht mitdrehen kann. Das ist ihm produktionstechnisch wahrscheinlich zu aufwändig.

Mittlerweile gab es eine Verbesserung. Die neuen haben jetzt eine im Nadelhalter festsitzende M3 Schraube (mit 1,5 Inbus Aufnahme), die beim Lösen der Mutter nicht mitdreht.

Zum Southord Elektropick (E100HO + E100C): Etwas leichtere Konstruktion als der Wendt E-Pick, ansonsten fast ebenbürtig. Auch hier ist die Frequenz ausschliesslich Spannungsabhängig und steht sofort zur Verfügung. Die Kurzausführung "E100C" konnte ich bisher nicht untersuchen, nehme aber an, dass dort der gleiche Motor drinsteckt wie im Standardmodell. Das würde bedeuten, dass aufgrund der geringeren Spannung auch die Schlagfrequenz niedriger ist.

Das Gerät lässt sich leicht öffnen, so dass man die Batterien schnell wechseln kann. Man kann auch Standard-Akkus verwenden und immer einen voll geladenen Satz als Backup mitnehmen, hier natürlich wieder die Sache mit der Frequenz beachten: Akkus haben nur 1,2 statt 1,5 Volt, so dass bei Verwendung von Akkus schon dadurch die Schlagfrequenz sinkt.

Der Einschaltknopf ist mit einer Gummiabdeckung versehen (ähnlich wie Mag-Lite, nur kleiner) und mit dem Gehäuse bündig, so dass versehentliches Einschalten ausgeschlossen ist.

Nachteile: Das Gerät ist perfekt rund. Auf einer ebenen Fläche liegt es natürlich still, aber einmal angeschubst kullert es munter drauflos, und wenn es nicht aufgehalten wird, ist der Nadelbruch sichergestellt.

Es ist relativ leicht. Warum soll das ein Nachteil sein? Nun, es gerät leichter in Eigenschwingung als andere. Wenn man zum Beispiel beim Einschalten die Nadel schon auf den Stiften aufliegen hat und die Spannung etwas zu stark anlegt, so dass die Stifte nicht auswandern können, wird durch die Abwärtsbewegung der Nadel das Gerät nach oben gedrückt. Ist der einstellbare Hub etwas zu gross, bleibt der Motor einfach stehen. Es ist also darauf zu achten, dass die Nadel wirklich frei schwingen kann.

Zum MS-Elektropick: Hatte ich bisher nicht in den Fingern. So wie es aussieht entspricht es von der Qualität etwa dem Wendt-Modell ohne die Nachteile mit den nicht wechselbaren Akkus und dem selbstbetätigenden Einschaltknopf. Diesen Abschnitt könnte man einfach löschen, weil das entsprechende Gerät nicht mehr angeboten wird. Da es aber vom Threadstarter angesprochen wurde, lass ich es stehen.
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SelfLockmaster
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Re: Welcher Elektropick empfehlenswert?

Beitrag von SelfLockmaster »

wirklich sehr nützliche Beschreibung der verschiedenen E-Pics, danke Mr.Smith !

Nun weiß ich endlich auch warum meine Akkus vom Wendt Pic
(die 1. Generation) so schnell verreckt sind.

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Re: Welcher Elektropick empfehlenswert?

Beitrag von unlockmaster »

Vielen Dank Mr. Smith für den ausführlichen Vergleich. Dann werde ich mir das mal überlegen mit dem Multipick-System. Ist halt auch wieder mit nem Akku-Pack.

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