Ich habe beruflich täglich mit Safes zu tun, da ich meinen Kram darin einschließen muss. Nachdem mich das Thema als Ingenieur interessiert, und mir an verschiedenen Standorten alle möglichen Safes zur Verfügung stehen, habe ich mir die Dinger etwas genauer angeschaut.
Anbei meine persönlichen Eindrücke:
Phoenix WK 2, ca. 300L:
Ordentlich verarbeitet, ziemlich dünnes Blech, klingt stellenweise hohl, dürfte einem großen Brecheisen nicht lange standhalten.
Müller Möbelsafe WK I, ca. 30L:
Sauber verarbeitet, enges Spaltmaß an der Tür, saubere Schlosskonstruktion, recht massive Tür für diese Größe, aber nur 4 Sperrstellen. Die Zwischenbleche sind deutlich zu klein, 10mm Abstand zur Wand. Keine Abdichtung an der Tür, man sieht von außen eine innenliegende Taschenlampe, das könnte allerdings daran liegen, dass der Safe eine Sonderfarbe hat und die Abdichtung nach dem Lackieren vergessen wurde.
Sistec EM 2 WK 2 Möbeltresor:
Gut verarbeitet, gute Schlosskonstruktion, mit 8mm relativ dünne Tür, die allerdings mit senkrecht stehenden Lamellen massiv verstärkt ist, 7 Sperrstellen. Macht einen sehr guten Eindruck.
Sistec WK 5 ex. CD, ca. 150L:
Sehr massives Teil, sehr gut verarbeitet, saubere Schlosskonstruktion, viele Sperrstellen unbedingte Empfehlung
Chubb WK5 ec. CD, ca. 300L:
absoluter Schrott, schlampig verarbeitet (wurde in Frankreich gefertigt) aufgesetzte Tür mit viel Spiel, ein Traum für einen Wagenheber. Die Wände und die Tür klingen an vielen Stellen hohl. WK 5 wurde in Slovenien, angeblich nach VDS Standard erteilt, ich nehme beliebige Wetten an, dass der VDS in Köln das Ding höchstens auf WK 3 testen würde. Finger weg.
Primat WK 4, ca. 140L:
sehr schöne Konstruktion, die Bolzen stützen sich nicht wie bei den meisten anderen Safes auf einem aufgeschweißten Rahmen ab, sondern dringen in den gesamten Innenkorpus ein. Viele Sperrstellen. Die Spaltmaße könnten etwas kleiner sein, die Schlosskonstruktion ist erstklassig.
Absolute Empfehlung.
Zusammengefasst:
Sistec und Primat kann ich bedenkenlos empfehlen, Müller ist O.K., Phönix würde ich nicht kaufen und Chubb ist völliger Schrott. Die Einstufung der Widerstandsklasse hängt stark davon ab wer prüft. Der VDS hat sein Prüfverfahren an ausländische Prüfeinrichtungen lizenziert, die es aber damit anscheinend nicht sehr genau nehmen. Sistec und Primat lassen in Deutschland prüfen. Sistec hat einen Typ EMT im Programm der die gleiche Widerstandsklasse wie ein gleichgroßer Typ EM 2 hat, aber zumindest von den Daten einen wesentlich robusteren Eindruck macht.
Ich habe einem jungen Maschinenbauer zum Spass die Aufgabe gestellt, das zäheste Material zur nachträglichen Verstärkung eines Safes zu finden, und er kam mit einem Stahl namens „Hardox“. Wir haben einige Platten besorgt und gegen Manganstahlplatten, die bei Safebauern gerne als Verstärkung im Schlossbereich verwendet werden, antreten lassen. Das Zeug ist wirklich erstaunlich, wo Manganstahl gegen HSS-Bohrer oder Flexscheiben mit PKD-Beschichtung aufgibt, bleibt Hardox ziemlich unbeeindruckt. Mechanisch ist das Material praktisch nicht schneidbar, wir haben Plasmaschneider eingesetzt um die Platten zu bearbeiten.
Aber das nur nebenbei.
Erfahrungen mit Safes verschiedener Hersteller
Moderatoren: Retak, Crocheteur
-
safe_benutzer
- Mitglied

- Beiträge: 29
- Registriert: 24. Jan 2016 10:38
Re: Erfahrungen mit Safes verschiedener Hersteller
Hallo, vielen Dank für die Auflistung. Die Primat-Schränke wurden auch schon mal positiv erwähnt, als es um Waldis-Schränke aus CH ging. Ich finde die auch ganz nett. Dass der VdS lizensiert hat, wusste ich auch nicht. Da Chubb zu Gunnebo gehört, war das eigentlich zu erwarten 
Sistec baut auch schöne Riegelwerke ein, zumindest in den höheren Klassen, die ich mal gesehen hatte.
Sistec baut auch schöne Riegelwerke ein, zumindest in den höheren Klassen, die ich mal gesehen hatte.
-
fripa10
- Unverzichtbar, Unkündbar und Unverwundbar

- Beiträge: 6514
- Registriert: 1. Apr 2010 18:14
- Eigener Benutzer Titel: .
Re: Erfahrungen mit Safes verschiedener Hersteller
Sicherheit bei Tresoren fängt erst bei VdS-Klasse III an, alles darunter ist dünn wie Kuchenblech und praktisch schon offen.
Daß die Widerstandsklassenprüfungen je nach Land zu sachlich nicht begründbaren unterschiedlichen Einstufungen führen, ist leider der Fall. Gerade in ehemaligen Ostblockländern kommen so zu hohe Einstufungen heraus und ein Klasse IV-Schrank der in Polen zertifiziert wurde und wegen EU-Recht das dann überall in der EU behält, würde in Deutschland in aller Regel bestenfalls als Klasse II-Schrank nach Hause fahren. Das sind dann Schränke an der untersten Schamgrenze, kein Wunder, daß die Straßenränder gesäumt sind von aufgebrochenen Sardinenbüchsen wie diesen.
Edit: Ich habe gerade mal nach Hardox gesucht, ein Anbieter solcher Platten beschreibt sie wie folgt: "Hardox lässt sich hervorragend Schweißen, Schleifen und Brennen.". Das klingt nun nicht gerade überwältigend, es sollen ja schon Tresore mit nem Schneidbrenner geöffnet worden sein.
Daß die Widerstandsklassenprüfungen je nach Land zu sachlich nicht begründbaren unterschiedlichen Einstufungen führen, ist leider der Fall. Gerade in ehemaligen Ostblockländern kommen so zu hohe Einstufungen heraus und ein Klasse IV-Schrank der in Polen zertifiziert wurde und wegen EU-Recht das dann überall in der EU behält, würde in Deutschland in aller Regel bestenfalls als Klasse II-Schrank nach Hause fahren. Das sind dann Schränke an der untersten Schamgrenze, kein Wunder, daß die Straßenränder gesäumt sind von aufgebrochenen Sardinenbüchsen wie diesen.
Edit: Ich habe gerade mal nach Hardox gesucht, ein Anbieter solcher Platten beschreibt sie wie folgt: "Hardox lässt sich hervorragend Schweißen, Schleifen und Brennen.". Das klingt nun nicht gerade überwältigend, es sollen ja schon Tresore mit nem Schneidbrenner geöffnet worden sein.
Re: Erfahrungen mit Safes verschiedener Hersteller
Hardox haben wir als Kugelfänge eingebaut. So eine Lamellenkonstruktion wie man sie in klein für Luftdruckwaffen kennt, nur in XXXL für GK (alle Jagdkaliber).
Der neue Kleintresor (einwandig). Hardox 500, 12 mm. Türblatt aus sprengplattiertem Sandwich Hardox+A2+Manganstahl, 20 mm. PZ-gelocht mit Ikon-Rosette, damit man eine definierte Schwachstelle für Notöffnungen hat
.
S.
Der neue Kleintresor (einwandig). Hardox 500, 12 mm. Türblatt aus sprengplattiertem Sandwich Hardox+A2+Manganstahl, 20 mm. PZ-gelocht mit Ikon-Rosette, damit man eine definierte Schwachstelle für Notöffnungen hat
S.
Errebi 4 * 3KS * 2x MCS * 1 Lampenschlüssel
* M auf DVD 
Kromer Protector * MP Elite 27
Kromer Protector * MP Elite 27
-
safe_benutzer
- Mitglied

- Beiträge: 29
- Registriert: 24. Jan 2016 10:38
Re: Erfahrungen mit Safes verschiedener Hersteller
Hört sich toll an, so einen Eigenbausafe hatte ich auch schon überlegt. Ich habe den Witz von Manganstahl allerdings noch nicht verstanden, das Zeug lässt sich prima bohren oder flexen. Meines Wissens hilft das Material gegen Diamant-Kronenbohrer, aber auch da halte ich mehr von Hardox.
Schlösser zu beschaffen ist kein Problem, aber kann man ein Riegelsystem fertig kaufen?
Schlösser zu beschaffen ist kein Problem, aber kann man ein Riegelsystem fertig kaufen?
-
fripa10
- Unverzichtbar, Unkündbar und Unverwundbar

- Beiträge: 6514
- Registriert: 1. Apr 2010 18:14
- Eigener Benutzer Titel: .
Re: Erfahrungen mit Safes verschiedener Hersteller
Der Manganstahl den ich kenne, läßt sich keineswegs prima bohren oder flexen, das geht deutlich schlechter als bei normalem Stahl. Daß es die 100%-Lösung (den unknackbaren Tresor) kaum gibt, noch dazu zu bezahlbaren Preisen, ich denke da sind wir uns einig. Letztlich ist jeder Tresor nur gekaufte Zeit, mal mehr, mal weniger, so wie das menschliche Leben, auch das währt nur bestimmte Zeit.
-
safe_benutzer
- Mitglied

- Beiträge: 29
- Registriert: 24. Jan 2016 10:38
Re: Erfahrungen mit Safes verschiedener Hersteller
Bei einem Eigenbautresor wäre eine Schicht Aluminium auch nicht schlecht, vor allem wenn dieses vom Stahl gefangen ist. Das führt zu sehr unangenehmen Effekten wenn jemand thermisch an den Tresor geht.
Alternativ wären Aluminiumoxid und Eisenspäne gemischt (Thermit), aber das dürfte rechtliche Probleme geben...
Alternativ wären Aluminiumoxid und Eisenspäne gemischt (Thermit), aber das dürfte rechtliche Probleme geben...
- rondeLoro
- Eigner

- Beiträge: 2228
- Registriert: 4. Sep 2012 21:56
- Eigener Benutzer Titel: Schlüsselkind
- Kontaktdaten:
Re: Erfahrungen mit Safes verschiedener Hersteller
Verstehe ich dich richtig? Du willst eine Thermitschicht in einen Tresor einbauen? Das halte ich eher für kontraproduktiv...safe_benutzer hat geschrieben:Bei einem Eigenbautresor wäre eine Schicht Aluminium auch nicht schlecht, vor allem wenn dieses vom Stahl gefangen ist. Das führt zu sehr unangenehmen Effekten wenn jemand thermisch an den Tresor geht.
Alternativ wären Aluminiumoxid und Eisenspäne gemischt (Thermit),...
-
safe_benutzer
- Mitglied

- Beiträge: 29
- Registriert: 24. Jan 2016 10:38
Re: Erfahrungen mit Safes verschiedener Hersteller
Das kommt nur darauf an in welche Richtung mit welchem Material gedämmt wird, eine dünne Betonschicht auf der Innenseite hilft da schon.
- Crocheteur
- Korinthos Kakos

- Beiträge: 9557
- Registriert: 10. Aug 2006 12:00
- Eigener Benutzer Titel: Onkel Crochi halt
- Wohnort: Stuttgart
Re: Erfahrungen mit Safes verschiedener Hersteller
Dann erwarte aber nicht, dass Deine Hausratversicherung Dir den Schaden zahlt
!
Liebe Grüße, Crocheteur
Liebe Grüße, Crocheteur

